Kathedralen und Museen beliebter als Freizeitparks

Eine Untersuchung der Universität Paderborn

von Andreas Rehnolt
Kathedralen und Museen
beliebter als Freizeitparks
 

Mehrzahl der Bundesbürger hat im Urlaub nach einer aktuellen Untersuchung der Paderborner Universität starkes Interesse an Kultur
 
Paderborn - Der Besuch einer Kathedrale, eine attraktive Ausstellung in einem Museum oder auch die Visite in einer alten Burg haben als kulurelle Bestandteile im Reiseverhalten der Bundesbürger weiterhin Hoch-Konjunktur. So jedenfalls das Ergebnis einer von der Paderborner Universität veröffentlichten Untersuchung zu den Urlaubsinteressen der Deutschen, die im Auftrag Studien- und Erlebnisreiseveranstalters Gebeco (Kiel) durchgeführt wurde. Danach gaben 63,6 Prozent der Befragten an, daß sie sich bei ihrer letzten Urlaubsreise für das kulturelle Angebot der Ferienregion interessiert haben. Damit rangiert das Kultur-Motiv auf Rang zwei, direkt nach dem allgemeinen Wunsch, sich zu erholen und auszuspannen.
 
Entsprechend populär sind auch kulturelle Urlaubsaktivitäten. Nach Spaziergängen und Wanderungen steht für mehr als die Hälfte der deutschen Urlauber die Besichtigung einer Kirche oder eines Klosters auf dem Programm. Weitere beliebte Ausflugsziele sind Ausstellungen in Museen (48,2 Prozent) und Besichtigungen von Burgen und Schlössern (42,3 Prozent). Laut Studie sind ältere Menschen deutlich kulturinteressierter und neugieriger als jüngere Reisende. Für Kultureinrichtungen und Studienreiseveranstalter bestehen nach Angaben der Wissenschaftler daher mittel- und langfristig gute Perspektiven, da Senioren im Tourismusmarkt eine immer größere Rolle spielen.
 
"Allerdings sind kulturtouristische Angebote keine Selbstläufer, die reiseerfahrenen Besucher erwarten eine anschauliche, lebendige Präsentation und keine trockenen Daten, Zahlen und Fakten", betonte Albrecht Steinecke, der wissenschaftliche Leiter der Studie. Es gehe somit um eine möglichst zeitgemäße Kulturvermittlung. Die Untersuchung zeigt weiter, daß Touristen bei der Besichtigung von Museen, Klöstern und Burgen durchaus Neues und Beeindruckendes kennenlernen möchten. Vorrangig suchten sie aber nach einer Abwechslung vom Alltag. Steinecke ist Tourismusforscher an der Universität Paderborn. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Trendforschung in Tourismus und Konsum, Kulturtourismus und Destinationsmanagement.
 
Bei der Angebotsgestaltung sollte berücksichtigt werden, daß es sich bei den Besuchern überwiegend um interessierte Laien handelt und nicht um Experten mit einem fundierten Fachwissen. Neben Kirchen, Museen und Burgen als "Hardware" des kulturtouristischen Marktes, sind nach Angaben der Freizeit-Forscher der Universität Sonderausstellungen und Mega-Konzerte als "Software" wichtige Motoren zur Schaffung von Nachfrage. Hierzu gehören auch der Titel "Kulturhauptstadt Europas", wodurch jedes Jahr ausgewählte Städte eine besondere Würdigung erfahren. Im Jahr 2010 trägt die Reviermetropole Essen diesen Titel, stellvertretend für das Ruhrgebiet. Der Begriff der "Europäischen Kulturhauptstadt" ist 74,4 Prozent der Befragten bekannt und hat damit einen ausgeprägten Markencharakter. Allerdings wissen nach der Umfrage  erst 13,7 Prozent, daß im kommenden Jahr Essen eine "Kulturhauptstadt" sein wird.