Quentin Tarantino auf der Bühne

Eine echte Alternative für Karnevals-Verweigerer - heute im Schauspielhaus Bochum

von Andreas Rehnolt
Theater macht Lust auf Tarantino-Filme
 


In Bochum gibt's derzeit eine schrill-bunte Inszenierung
als Hommage an Musik und Songs des Filmregisseurs
 
Bochum - Heute, am Rosenmontag gibt es seit der Premiere erstmals wieder die Gelegenheit, im Bochumer Schauspielhaus die hervorragende Inszenierung "A Tribute to Quentin Tarantino" zu erleben. Vielleicht nicht die schlechteste Alternative für Karnevals-Verweigerer, obschon die schrill bunte Kostümierung der Akteure auf der Bühne, für die Matthias Wulst verantwortlich zeichnet,  auch schon wieder einen Hang zum Clownesken hat. Muß sie auch, denn dieser Theaterabend ist mehr ein Show- und Liederabend, eine Hommage an die Musik und die Songs in den Kultstreifen des Filmemachers. Auf die Bühne in den Bochumer Kammerspielen brachte das Regisseur Hans Dreher.
 
Der hatte schon im vergangenen Jahr mit "A Tribute to Johnny Cash" einen Riesenerfolg auf die Bretter gebracht. Damals mit Thomas Anzenhofer, den man mit geschlossenen Augen stimmlich glatt für Cash hatte halten können. Anzenhofer ist auch diesmal wieder dabei mit seiner sonor tiefen und zugleich beruhigenden Stimmlage. Die ganze Truppe der Schauspieler ist scheint´s begierig, ja begeistert zu spielen und zu singen. Statt einer durchgehenden Handlung hat der Abend etliche Spielorte und -szenerien. Mal ist es eine Bar, mal ein Tanzschuppen, mal gibt es einen japanischen Girlie-Pop, mal einen Italo-Western, mal einen Gangster-Moment und sogar einen heißen Samurai-Schwertkampf.
 
Überhaupt sind Waffen jeder Art auf der Bühne. Natürlich. Der Name des Filmregisseurs steht für Gewalt, ja wahre Gewaltorgien auf der Leinwand. Pistolen, Schwerter, Messer, Gewehre - und es fließt Blut auf der Kinoleinwand. Das ist Kino im Theater fast immer präsent und man bekommt direkt Lust, nach der knapp dreistündigen Inszenierung mit mehreren gekonnten Zugaben in den nächsten Videoladen zu gehen, sich einen Stapel Tarantino-Filme auszuleihen und bis zum Aschermittwoch durchzuschauen. Die theatralen Appetithäppchen dafür sind schmackhaft und „erste Sahne“ zubereitet. Schräge Typen hängen da in der Szene und auf der Bühne herum. Mal findet man sich in "Pulp Fiction", mal in "Kill Bill“ (1 und 2), dann in "Death Proof", "Jackie Brown" oder "Reservoir Dogs" und... und... und.
 
Stimmlich ist die Schauspieler-Truppe - neben Anzenhofer sind das Marina Frenk, Dagny Dewath, Louisa Stroux, Michael Lippold, Mark Oliver Schulze und Cornelius Schwalm, bestens aufgelegt. Dafür, daß auch musikalisch alles super klingt, sorgen die Vollblutmusiker Karsten Riedel und Torsten Kindermann mit ihrer Truppe "Alley King Onions". Die Männer an den Instrumenten schaffen alles. Schmalzigen Sixties-Rock, Surf-Klänge, Mariachi-Sound, Japan-Pop - ja selbst Swing-Balladen. Und dann die Lieder. Viele Zuschauer können sich nur unter heftigem Zwang zurücknehmen, um nicht mitzusingen.
 
"Chick Habit", "Urami Bushi", Nancy Sinatras legendärer "Bang Bang", dann "Don't let me be misunderstood", "Stuck in the middle", der Steppenwolf-Hit "Magic Carpet Ride" und wie sie alle heißen. Zwischen den einzelnen Songs gibt´s eine wahre Wundertüte aus Tarantino-Szenen und -Zitaten nebst absurd-komischen Dialogen -und am Ende steht man in Bochum von den Sitzen auf und es gibt wie in jedem guten Konzert stehende Ovationen für alle Beteiligten. Gut so. Und wer schon alle Tarantino-Filme gesehen hat, der kann nun geduldig auf sein neuestes Werk warten. Denn der für Spektakel, absurde Komik und exzessive Gewalt bekannte Regisseur hat gerade den Streifen "Inglourious Basterds" abgedreht. Ein Film, der die Geschichte einer Gruppe jüdischer US-Soldaten erzählt, die im besetzten Frankreich auf ein Himmelfahrtskommando gegen die Nazis geschickt werden.
 
Die nächsten Aufführungen in den Bochumer Kammerspielen: 23. und 26. Februar sowie 2., 13. und 30. März. Karten gibt es unter 0234 / 3333 - 5555 oder tickets@schauspielhausbochum.de