Briefmarke und Stadtpark für Heinz Erhardt

Eine Hommage an einen großen Humoristen

von Andreas Rehnolt

© Deutsche Post
Briefmarke und Stadtpark für
Heinz Erhardt
 
Der Schauspieler und Humorist und Schöpfer von
Ritter Fips sowie Naß- und Trockhorn wäre heute,
am 20. Februar 100 Jahre alt geworden
 

Düsseldorf - Zum 100. Geburtstag hätte der unvergessene Schauspieler, Humorist und Dichter Heinz Erhardt sicherlich ein Gläschen Sekt oder Champagner getrunken. Vermutlich hätte er dann am 20. Februar auch seinen Vers über Honey, die kleine Honigbiene zum Besten gegeben, die so gerne Schampus trinkt. "Weil ihr der Schaumwein so gut schmeckt, nennt man sie ja auch Insekt!" Doch leider ist der Mann mit dem sorgsam gepflegten Biedermann-Image, der in über 60 Filmen spielte, am 5. Juli 1979 gestorben. Zum runden Geburtstag erinnert eine Briefmarke an den damaligen Hofnarren der jungen Nachkriegsrepublik, und in Hamburg wird ein Stadtpark seinen Namen tragen.
 
Immerhin hat Heinz Erhardt über Jahrzehnte im Hamburger Stadtteil Wellingsbüttel gelebt und ist auf dem Friedhof in Ohlsdorf begraben. Der rundliche Schauspieler galt über viele Jahre als „Vater des deutschen Humors“ und eine ganze Reihe von Epigonen und Komödianten versucht mindestens ebenso lange, ihn mit mehr oder weniger Erfolg zu imitieren. In den 1950er Jahren, der Zeit des Wirtschaftswunders gab Erhardt mit komödiantischem Talent dem Lebensgefühl des kleinen Mannes ein Gesicht. Und ein Gedicht, „Noch'n Gedicht", wurde zum Standardsatz, wenn er sich wieder mal auf der Bühne versammelt hatte. Stets trat er mit dem „Schalk im Nacken auf, „frisch vom Rill“ und präsentierte sich ein ums andere Mal als „heute wieder mal ein Schelm“.
 
Ob er sich über „Goethe und die Fliege", die zahlreichen Episoden von „Ritter Fips" oder über das „Naßhorn und das Trockenhorn" ausließ, Zuhörer und Zuschauer lachten Tränen. Und seine Ballade von der Made: „Hinter eines Baumes Rinde lebt die Made mit dem Kinde...“ ist dem Rezensenten bis heute eines der liebsten Stücke des 1909 in Riga geborenen Erhardt. Der liebenswürdige Scherzkeks kannte die Spießbürgerseele, die er allzu gern veräppelte, als Teil von ihm selbst, hieß es in einer Würdigung anläßlich seines Todes 1979. Er war ein poetisches Ausnahmetalent, das zuweilen etwas verwirrt daherkam und so manchem Wort seine Bedeutung im eigenen Mund so lange herumdrehte, bis es sich selbst nicht wieder erkannte.
 
Der brillante Spaßvogel, der fast immer im weißen Hemd und mit Krawatte auf die Bühne kam, trug stets eine dicke Hornbrille. Die war seiner extremen Sehschwäche geschuldet und paßte hervorragend zu seinem immer lichter werdenden Haar und seinen lustigen Grübchen. „Ich brauche nur Fettgedrucktes zu lesen, schon nehme ich zu“, ist ein hübscher Satz von ihm. Wenn er unbeholfen auftrat, ziemlich verklemmt kicherte und dann einen Satz wie: „Frauen sind die Juwelen der Schöpfung. Man muß sie mit Fassung tragen“ sprach, dann mußte man sich den Bauch vor Lachen halten. Oft hatte man den Eindruck, daß die Kalauer ihm just in dem Moment eingefallen wären, als er sie aussprach.
 
Doch solche Annahmen trogen. Erhardt war nach Auskunft seiner Kinder ein echtes Arbeitstier, das keinen Lacher dem Zufall überließ. Den Zweiten Weltkrieg überstand er als Klavierspieler in der Truppenbetreuung, danach spielte er im Berliner „Kabarett der Komiker“, um dann als Wortartist zunächst im Radio und schließlich - bereits 40 Jahre alt - beim Film zu landen. In „Drei Mann in einem Boot“ mit Hans-Joachim Kulenkampff und Walter Giller (frei nach Jerome K. Jerome), „Der letzte Fußgänger“ mit Christine Kaufmann, „Natürlich die Autofahrer“ mit Peter Frankenfeld und Ruth Stephan, „Vater, Mutter und 9 Kinder“ mit Camilla Spira oder als Beamter „Willi Winzig“ bleibt er unvergessen. „Ich bin wieder so zerstreut heute. Ich ging vorhin in einen Antiquitätenladen fragte: Was gibt es Neues?“ Da muß man erstmal drauf kommen.
 
Acht Jahre vor seinem Tod 1979 erlitt Heinz Erhardt einen Schlaganfall. Davon erholte er sich nie wieder. Der Reimkünstler ist bei all seinem Erfolg zudem immer bodenständig geblieben. Und auch zu dieser seiner Wesensart hatte er selbstredend einen Spruch: „Drum blieb ich, wenn es mir auch schwer ward, nur der Heinz Erhardt.“

Redaktion: Frank Becker