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Ein Schelm wird 100
Er ist in seiner Lebensspanne von 1909 bis 1979 unbestritten einer der beliebtesten deutschen Komiker geworden, ein Humorist, der als Filmschauspieler, Kabarettist, Entertainer, Musiker, Komponist, Schlagersänger und Autor gleichermaßen das Terrain der anspruchsvollen leichten Unterhaltung erobert hat. Heinz Erhardt wird in diesen Tagen mannigfaltig gewürdigt - Fernsehsender zeigen seine beliebtesten Filme, im Radio hört man seine herrlichen Albernheiten und Verlage publizieren sein umfangreiches Werk zwischen Buchdeckeln und auf DVDs. Der einzigartige Humor Heinz Erhardts hat das Besondere, von allen Generationen verstanden und dankbar angenommen zu werden. Er war ein Mann, der nicht billig werden mußte, nicht unter die Gürtellinie gehen und nicht beleidigen mußte, um sein Publikum zum Lachen zu bringen. Damit wurde er auch zum Vorbild vieler, die versuchten in seine Fußstapfen zu treten - und doch nur Fettnäpfchen trafen.
Heinz Erhardt, der raffinierte "Sprachdrechsler und meisterliche Komödiant" (Berg/Klugmann) hat den Deutschen das Lachen wiedergebracht, als sie es am nötigsten hatten. Seine große Karriere begann in den 1940er Jahren während des Krieges, setzte sich mit dem Wiederaufbau Deutschlands nach 1945 fort, als neben den Städten auch der Humor in Trümmer gegangen war und erreichte ihren Höhepunkt in den 50er und 60er Jahren, als er die Deutschen mit Fernsehauftritten, Bühnenshows und Filmkomödien beschenkte, die das Lachen zurückbrachten. Kein anderer Schauspieler konnte den zerstreuten Biedermann mit soviel Tiefgang verkörpern wie Heinz Erhardt u.a. in den Spielfilmen "Die gestohlene Hose" mit Susanne Cramer und Ruth Stephan, „Drei Mann in einem Boot“ mit Hans-Joachim Kulenkampff und Walter Giller (frei nach Jerome K. Jerome), „Der letzte Fußgänger“ mit Christine Kaufmann, "Immer die Radfahrer" mit Wolf Albach-Retty, Hans-Joachim Kulenkampff, Peter Kraus und Corny Collins, „Natürlich die Autofahrer“ mit Peter Frankenfeld und Ruth Stephan, „Vater, Mutter und 9 Kinder“ mit Camilla Spira, "Drillinge an Bord" mit Trude Herr und Günter Pfitzmann, "Der Haustyrann" mit Grethe Weiser und "Witwer mit 5 Töchtern" mit u.a. Susanne Cramer und Vera Tschechowa. Heinz Erhardts Gedichte, die in in den 70er Jahren in Sammlungen zuerst unter den Titeln "Noch´n Gedicht" und "Nochmals noch´n Gedicht" verlegt und zum bis heute ungebrochenen Kassenerfolg wurden, gehören längst zum Kanon der deutschen Nonsens-Literatur, seine Schlager, die oft auch durch die Spielfilme transportiert wurden, gehörten zu den am häufigsten in den Music-Boxen "gedrückten" Platten: "Skat-Polka", "Fräulein Mabel", "Linkes Auge blau", "Herr Mayer wird verlangt" und natürlich: "Immer noch´n Groschen (in die Music-Box)". Beim Lappan Verlag sind pünktlich zum Jubeltag zwei Bücher erschienen, die das Andenken des großen Künstlers und liebenswerten Komikers hochhalten. Rainer Berg und Norbert Klugmann haben mit vielen s/w-Fotos, Zeitdokumenten und Aufzeichnungen eine unterhaltsame, flüssig zu lesende und informative neue Biographie des Multi-Talents Heinz Erhardt zusammengestellt. Für einen Index mit Namen, Film-, Buch und Schlagertiteln, eine Discographie und Bibliographie hat es aber leider nicht gereicht. Das nimmt dem ansonsten gelungenen Buch einen doch sehr wichtigen Teil seines Informationswertes. Aus dem ebenfalls im Lappan Verlag erschienenen Gesamtwerk hat der Verlag unter dem Titel "Der Große Heinz Erhardt" eine repräsentative Auswahl an Prosa und Lyrik mit einem 20-seitigen s/w-Bildteil zusammengestellt. Da finden sich die berühmte "Made", Erhardts "Tannhäuser"-Fassung, "Das Fräulein Mabel", der "Ritter Fips" und satirisch-Autobiographisches. Ein alphabetisches Verzeichnis erschließt den Inhalt nach Titeln. Für die Leser, welche das dichterische Œuvre des Spaßmachers kompakt haben möchten, genau das Richtige. Heute wäre Heinz Erhardt 100 Jahre alt geworden. Vielleicht der beste Zeitpunkt, sich einmal ein solches kleines Kompendium zuzulegen. Der Preis ist eine echte Leistung des Verlages.
Wer mehr über Heinz Erhardt wissen möchte, schaut sich am besten die ihm gewidmete Internet-Seite: www.heinzerhardt.com an - die offizielle Heimseite der Erbengemeinschaft Heinz Erhardts. |
Literatur-Rezensionen
20.02.09
