Rat an einen Alten
Fang' endlich an, die Stimme abzuschalten
und dich, wenn möglich, nur auf Fragen zu verlegen
Man lernt das langsam: Seine Klappe halten.
Nur nicken sollst du manchmal - meinetwegen.
Beschränke dich auf deine Zeitung als Lektüre.
Es ist nicht gut, Ideen zu entfalten.
Spricht man vom Wetter, sage allenfalls: »Ich spüre
den rechten Fuß gelegentlich erkalten.«
Doch niemals darfst du teilnahmslos erscheinen.
Sonst sagt man: »Der ist gänzlich weggetreten!«
Sei nett zu Hunden und zu Kindern, laß die Kleinen
auch nah heran und frage, ob sie beten.
Geh' oft spazieren, weil sie das erwarten!
Und hältst du dich nur schlecht auf deinen Beinen,
dann wähle eine Bank im Park, im Garten,
zur Not nimm Platz auf Mauersteinen.
Und grüßen sollst du. Sage häufig: »Danke!«
Dann sagt man gern: »Der Alte hat Manieren«
Verpflichtend ist für Alte, Kranke,
daß sie sich in die Anstalt integrieren.
Es gibt die Regeln. Das ist bloß Gewöhnung!
Wer sich gut fügt, der sieht kaum eine Schranke.
Im Altersfrieden findet sich die Krönung
des Seins als köstlicher Gedanke.
Joachim Klinger
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