Mondmärchen

von Erwin Grosche

Foto © Bernd Mueller
Mondmärchen
 
Viele Astronauten schwärmen davon wie schön die Erde, der blaue Planet, vom Mond aus betrachtet aussieht. Muß man erst in Urlaub fahren, um festzustellen wie schön es zu Hause ist? Daß der Mond nicht annähernd so viele Entfaltungsmöglichkeiten wie die Erde bietet, hätte ich allen auch vorher sagen können. Da ist die Erde eindeutig schöner. Gucken sie sich doch den Mond an. Gibt es da einen Gasthof Weyher, einen Bäcker Hermisch, ein Amalthea-Theater oder ein Drei-Hasen-Fenster? Und ich meine, aus der Entfernung sieht doch alles schöner aus. Ich habe jetzt gelesen, daß die Astronauten der Apollo 11 Mission Goodwill-Botschaften“ aus 73 Ländern dabei hatten, um den Außerirdischen die Scheu vor den unerwarteten Gästen zu nehmen. Ein guter Spruch zur rechten Zeit, zeigt deine Überlegenheit. „Worte statt Geschenke“. Richard Nixon, der damalige Präsident der USA, sammelte diese Grußbotschaften, steuerte selbst einen Bibelpsalm bei, und drückte sie Neil Armstrong in die Hand. Es wird erzählt, daß Richard Nixon danach einmal einkaufen war, um Zutaten fürs Waffelbacken zu holen. Er steht also im Supermarkt, holt den Einkaufszettel hervor und was liest er da?  „Herr, unser Herrscher, / wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde; / über den Himmel breitest du deine Hoheit aus“, also den Psalm 8 aus der Bibel, den er eigentlich für die Goodwill-Botschaften ausgesucht hatte. Nixon wird blaß und sagt: „Um Gottes Willen, jetzt stehen die Außerirdischen auf dem Mond, öffnen die Goodwill-Botschaften und finden dort meinen Einkaufszettel mit dem Waffelrezept: „Butter, Zucker, Mehl, Eier, Salz, Backpulver, Milch“. Verstehen sie? Da hat Nixon aus Versehen seinen Einkaufszettel mit der Grußbotschaft vertauscht. Wie peinlich. Was werden denn die Außerirdischen über die USA denken, wenn die sich anstatt mit der biblischen Inanspruchnahme des Himmels mit einem Rezept für das Waffelbacken vorstellen würden? Wer weiß. Vielleicht wären die Außerirdischen auch froh, neben all den aufdringlichen Grußbotschaften der anderen Staaten etwas Konkretes vorzufinden, mit dem man sich den Tag versüßen kann. Vielleicht würden sie dann später, wenn sie sich getraut haben, diese Waffeln nachzubacken, sagen: „Wer solche Waffeln backen kann, der weiß was Liebe ist.“ Vielleicht käme so Frieden auf die Welt. Frieden schaffen mit mehr Waffeln. 

© Erwin Grosche
 
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