Et Evelyn und die Varus-Schlacht

"Am schönsten isset, wenn et schön is" - Konrad Beikircher: Teil 10 der Rheinischen Trilogie

von Frank Becker

Foto © Frank Becker
Am schönsten isset, wenn et schön is
 
Konrad Beikircher – Teil 10 der Rheinischen Trilogie
 

Die Rheinische Zehnte räumt mit falschen Geschichtsbildern auf. Schon die Neunte tat das, denken wir nur an die ultimative Aufdröselung der bedeutenden rheinischen Schlacht bei Worringen. Wozu nun eine Zehnte? Na klar, wo blieb die Varus-Schlacht, Kernstück germanischer Geschichte? Vergessen? Konrad Beikircher, Vorsitzender und einziges Mitglied des Rheinischen Missionswerks hat noch einmal weit ausgeholt und die verschiedenen Theorien über Ort und Verlauf dieses römisch-germanischen Völkerringens auf Herz und Nieren überprüft. Die Ergebnisse verblüffen ebenso wie neue Vorstöße ins rheinische Sprachuniversum amüsieren.
 
Grundsätzliches

Daß – normal – das so zustande gekommene Geschichtsbild so vage bleiben muß, wie die gesamte rheinische Philosophie liegt auf der Hand, denn: genaue Zeitangaben kriegt man im Rheinland nicht. Da gilt dann eher die definitive Aussage „Mer weiß et nit jenau“. Und überhaupt: „Es muß jeder selber wissen!“ Doch einiges weiß Konrad Beikircher sehr genau, und da haben sich sogar die Rheinländer festgelegt: „Am schönsten isset, wenn et schön is“ und „Am besten is ze Hus, do biste ze Hus und kannst hinfahren wohin de willz!“. Bestechend, finden Sie nicht? Doch Beikirchers brandneues Programm hat mehr, viel mehr. Ungeniert fabuliert er mit schier köstlicher Chuzpe von Heiligen und Legionären, nimmt über den Kölschen Klüngel ebensowenig ein Blatt vor den Mund wie über Leute wie Stefan Raab: „Da muß man gelassen sein, das sind Pfürze, die gehen auch wieder vorbei.“ Wohl war.
 
Die Varus-Schlacht (wahrscheinlich) im Lohmarer Wäldchen

Aber wo war denn nun wirklich die Varus-Schlacht? In Godesberg-Schweinheim, in Bramsche-

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Kalkriese, doch im Teutoburger Wald oder in einem von rund 700 anderen Orten, die das für sich reklamieren? Vermutlich war es doch das geliebte Lohmarer Wäldchen: „Vor dir die Agger, über dir die Autobahn – gibt es einen besseren Platz?“ Und zwischendurch immer wieder erheiternde Exkurse in die Sprachwelt und Philosophie „Der Rheinländer ist Herrscher über Raum und Zeit – weil er ein mediterraner Buddhist ist“ und ins Nutzlose: „Liechtenstein ist neben Usbekistan einer von zwei Binnenstaaten weltweit, die nur von Binnenstaaten umgeben sind. Muß man nicht wissen, ist aber interessant.
 
„Kennen Sie et Evelyn, die Frau vom Kalleinz? Da ist die, die für Rheinisches Fingerfood schwärmt – ja wat weed dat schon jewesen sein? Frikadellscher un Mettbrötchen!“  Et Evelyn gibt Anlaß zu Sprach- besser: Antwortübungen. Sie hat eine Party wegen dem Kalleinz seine Baggerei im Zorn verlassen, und nun steht die Frage im Raum: „Wo is dann dat Evelyn?“
Mögliche Antworten: „Fott“, „No Hus“, „Froret doch selebs!“, „He janz bestimmt nit meh.“. Doch besonders beliebt sind die Antworten mit eingebauter Gegenfrage im moderierten Futur 1: „Jo sicher, wo weed et sin?“, „Et weed ze Hus sin, wo denn sons?“, „Jo wo mag et woll sin?“, „Et weed doch noh Hus jejangen sin?“ oder „“Wo weed et schon hinjejangen sin? Noh Hus, dat wär ich auch.“ Sie sehen, es bleibt vage.
 
"Focht, wat is?"

Noch einen Dialog möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, der beim Vorpremierenpublikum in der Lenneper Klosterkirche für höchste Erheiterung gesorgt hat. Eine Dame hat in Köln eine Autopanne mit ihrem Ford Fiesta, ruft bei einer Fachwerkstatt an und folgender Dialog entspinnt sich (O-Ton und Übersetzung in der Klammer):  
„Focht, wat is?“ (Übersetzung für Nicht – Kölner: „Willkommen beim Ford – Kundenservice
Köln – Nippes, was kann ich für Sie tun?)
„Ich bin mit meinem Fiesta auf der Inneren Kanalstraße liegengeblieben...“
„Un wat kann isch dafür?“ (Übersetzung: „Ihr Mißgeschick mit einem unserer
Qualitätsprodukte tut mir aufrichtig leid, doch für eine genaue Diagnose bedarf es weiterer
Einzelheiten und einer genauen Beschreibung des Problems.“)
„Ah, der Motor ist einfach ausgegangen...“
„Dat hätt die Dreckskarre add ens!“ (Übersetzung: „Dieses spezielle Problem ist unserem
technischen Dienst nicht unbekannt, es tritt mit zunehmenden Alter und hoher Fahrleistung zu
unserem größten Bedauern immer mal wieder auf.“)
„Und... und was soll ich jetzt machen?“

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„Isch luur ens.“ (Übersetzung: „Ich werde mich sofort um dieses Problem kümmern und
überprüfen, ob sowohl Abschlepp- als auch personelle Kapazitäten frei sind.“)
.... 5 Minuten später:
„Sin se noch do?“ (Übersetzung: Entschuldigen Sie bitte die kleine Verzögerung, die
logistische Koordinierung eines Abschleppwagens hat etwas mehr Zeit in Anspruch
genommen, als ich ursprünglich angenommen hatte. Darf ich Ihnen die Lösung des Problems
vorstellen?“)
„Ja, natürlich...“
„Da kütt ener eruss!“ (Übersetzung: „Wir haben ein für uns arbeitendes
Abschleppunternehmen beauftragt, Sie schnellstmöglich aus Ihrer misslichen Lage zu
befreien und Ihren Wagen in unsere Fachwerkstatt zu überführen.“)
„Und wie lange dauert das?“
„Wenn der do is sehnse dat dann!“ (Übersetzung:„Die genaue Zeitplanung des Fahrers kenne
ich leider nicht, aber seien Sie versichert, er wird sich den Umständen und des
Verkehrsaufkommens entsprechend beeilen.“)
„Äh, danke!“
„Joot“ (Übersetzung: „Es war mir ein Vergnügen, Ihnen helfen zu können. Ich hoffe, Sie
beehren uns bald wieder und empfehlen uns weiter. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen
Tag.“)



© 2009 des zitierten Original-Textes Konrad Beikircher

Weitere Informationen unter: www.beikircher.de