Die berühmten Einfranksätze 2024

(Heute drei besondere Mehrfranksätze)

von Erwin Grosche

Foto © Bernd Mueller


Die berühmten Einfranksätze 2024

(Heute drei besondere Mehrfranksätze)

Neue Grußregeln: Immer wenn ich Herrn Krüger traf, grüßten wir uns. Ich sagte: „Guten Morgen Herr Krüger“ und er sagte: „Guten Morgen Herr Meier.“ Witzigerweise hieß ich gar nicht Herr Meier und er hieß auch nicht Herr Krüger, obwohl er im „Schuhmacher Krüger“ Laden im Südring arbeitete. Ich dachte nur, wie unwichtig Namen sind und wie unschuldig ein Gruß wirkt, wenn er von Herzen kommt. Sollte man nicht diese Grußform für alle anbieten, die sich gerne grüßen, auch wenn sie den Namen ihres Gegenübers nicht kennen? „Guten Morgen Herr Krüger“ „Guten Morgen Herr Meier“ Mit einem schönen Gruß kann man der Unbill des Tages die Anmut des Überschwangs entgegenhalten. „Guten Morgen Herr Krüger“ „Guten Morgen Herr Meier“ Pfeif auf die Namen, es lebe der Gruß.  
 
Aufzugssmalltalk: Wie oft stehen wir mit wildfremden Menschen in einem Aufzug und wissen nicht was wir sagen sollen. Das kann peinlich sein, zumal man eng aufeinander hockt und manche der Fahrgäste mehrere Stockwerke ertragen muß. Halten wir uns an Regeln, dann sind auch Fahrten mit dauernden Stops auszuhalten. Bis zum 1. Stock faßt man sich kurz. „Wie geht’s, wie steht?“ „Es muß“. Das reicht. Fährt man gemeinsam höher, lohnt es sich ab dem 1. Stock andere Themen anzupacken. „Ist ihr Hemd von Seidensticker?“ „Wissen sie, daß sie Ähnlichkeit mit Friedrich Merz haben?“ Ab dem 2. Stock kann man auch über das Wetter reden, gerade wenn es unerwartet geregnet hat und niemand einen Schirm dabei hatte. „Wie das wieder geregnet hat.“ „Die Natur freut sich.“ Ab dem 3. Stock darf man sogar über die Liebe sprechen, gerade mit Paaren, die auf der 4. Ebene den dort ansässigen Eheberater aufsuchen wollen. Ab dem 5. Stock kann man den Tod als Gesprächsthema wählen und ab dem 6. Stock darf man schweigen.   
 
Sechs Wörter: Massachusetts kann ich schreiben, aber nicht aussprechen. Das schränkt natürlich meine Reisegewohnheit deutlich ein. Wer will schon nach Massachusetts reisen und sich dort lächerlich machen? Pinot Grigio kann ich schreiben aber nicht bestellen. Pinot Grigio kann ich nur aussprechen, wenn ich betrunken bin. Bis dahin trinke ich Soave. Cape Canaveral kann ich schreiben, aber das Wort kommt mir auch nur schwer über die Lippen, wie ein Raketenstart. „Zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei zwei eins: Cape Canaveral!“ Identitätskrise kann ich kriegen, aber nicht aussprechen. Es klingt dann so als wollte ich es trippen: „Identi ti ti ti ti ti ti tätskrise“.  Den Begriff „Kompetenzzentrum“ kann ich zwar sagen, aber weiß nicht was sich dahinter verbirgt. Ich dachte immer meine Frau wäre ein Kompetenzzentrum. Vielleicht sollt ich da mal fragen? Witzigerweise hieß dann der Betreiber des Zentrums Kompetenz, Alois Kompetenz. So einfach kann alles sein, wenn man die Bedeutungen des Lebens entschlüsseln will. Warum gibt es nicht mehr Wörter wie Wurst? Wurst kann jeder sagen. Bei Wurst wird niemand ausgeschlossen.  
 

(weitere folgen)
 
© Erwin Grosche
 
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