Akute Gefahr für den freien Westen
Wie Putin, Xi Jinping & Co. weltweit die Demokratie aushebeln
Gut vorbereitet und recherchiert und mit ganz heißer Nadel, dennoch solide gestrickt ist in diesen Tagen eine politische Analyse erschienen, die ebenso aufhorchen läßt wie sie Furcht einflößt. Adrian Geiges, dessen Porträt (zusammen mit Stefan Aust) des unumschränkten chinesischen Alleinherrschers Xi Jinping vor drei Jahren Aufsehen erregte, legt aktuell ein Buch vor, das durchaus als Menetekel zu verstehen ist: „Front gegen die Freiheit“ - Peking, Moskau und ihre Komplizen in aller Welt. Auf lediglich 239 Seiten + 16 Seiten Anmerkungen zieht Geiges griffig und verständlich Bilanz über die Entwicklung des Weltkommunismus seit 1915 unter Führung der Russen/Sowjetunion und der Chinesen/Volksrepublik. Er beschreibt darin unmißverständlich wie Wladimir Putin und Xi Jinping mit Vasallen wie Kim Jong-un, Aljaksandr Lukaschenka und anderen in Afrika, Asien und Europa (denken wir nur an Viktor Orbán, Moskaus Fünfte Kolonne in Ungarn) und Lateinamerika dabei sind weltweit die Demokratie auszuhebeln – und wie ihnen nützliche Idioten in Europa und den USA in politischer wie historischer Naivität und Blindheit dabei die Steigbügel halten. Daß dabei die Namen der beiden ehemaligen Kanzler Gerhard Schröder und Angela Merkel sowie des Wirtschaftsbosses Martin Posth (VW) und des ehemaligen US-Präsidenten Trump explizit fallen, hat Hand und Fuß. Es gibt darüber hinaus aber auch heute noch im demokratischen freien Westen, in dem sie die Zeit des Kalten Krieges sicher und im Wohlstand verbracht haben Menschen, die mit Blindheit geschlagen die Sowjetunion, ja Lenin, Stalin & Co. als Ideal verherrlichen.
Adrian Geiges: „Dieses Buch richtet sich nicht gegen Chinesen oder Russen. Es richtet sich gegen Naivität. Lenin, Stalin und Mao, Putin und Xi Jinping machten nie einen Hehl aus ihrer diktatorischen Politik und ihren weltweiten Ambitionen. Die Herrscher in den Zeiten dazwischen, etwa (Leonid) Breschnew und Deng Xiaoping, äußerten sich etwas zurückhaltender, ohne das große Ziel aus den Augen zu verlieren. Man hört viele Mythen über das chinesisch-russische Verhältnis. Das heutige Bündnis sei rein taktischer Natur, keine Liebesheirat. Doch der neue Ostblock, wenn man das geografisch einordnen will, hat tiefe ideologische Wurzeln und eine lange gemeinsame Geschichte, die ich hier erzählen möchte.“ Und der einst glühende Kommunist und DKP-Aktivist Geiges, der die Kaderschulen der DDR, die Systeme der sozialistischen Bruderländer und die politische Philosophie samt ihrer Doktrin aus der Zeit des Kalten Krieges aus hautnaher eigener Erfahrung kennt, nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Praktisch aktuell bis auf den heutigen Stand schafft er es, den Weg der Kommunistischen Parteien Chinas (KPCh) und der Sowjetunion (KPdSU) samt ihrem entscheidenden Personal und der Vernichtungsfeldzüge gegen vermeintliche politische Gegner im jeweils eigenen Land kompakt nachzuzeichnen. So haben Stalin und Mao während des Ausbaus ihrer totalen politischen Macht jeweils mindestens 50 Millionen (vermutlich wesentlich mehr) Mitbürger ermorden und verhungern lassen. Die Geheimdienste und Spitzel, die ihnen dabei geholfen haben, findet man heute noch effektiver in den Unterdrückungs- und Überwachungssystemen Chinas und Rußlands wieder.
Es gibt in diesen beiden großen Nationen weder demokratische Wahlen noch freie Information. Gegner werden eingesperrt, in Schauprozessen zu aberwitzigen Strafen verurteilt oder sie werden auf offener Straße umgebracht bzw. verschwinden spurlos. In aggressivem Hegemonialstreben schlagen sie vor den Augen der Weltöffentlichkeit zu (Georgien, Krim, Tibet, Mongolei…) und sind, so unzweideutige neueste Aussagen, auch bereit einen Dritten Weltkrieg anzuzetteln, um ihre Ziele zu erreichen. Spionage, Desinformation Lüge und permanente Agitation, die Entwicklung neuer Waffensysteme inkl. Biowaffen und der Bruderkuß mit anderen Diktatoren (sogar mit Moslems, die beiden als Feind gelten) sind dabei nützliche Werkzeuge. Der sogenannte Westen muß auf der Hut sein, denn jede Schwäche wird eine Animation mehr für Putin sein, weitere Länder anzugreifen, um die einstige Sowjetunion wiederherzustellen. Wäre die Ukraine NATO-Mitglied geworden, was die deutsche Kanzlerin mit FDJ-Vergangenheit Angela Merkel verhindert hat, während sie gleichzeitig die Wehrpflicht abgeschafft, die Armee vernachlässigt und Deutschland von russischen Gas-Lieferungen abhängig gemacht hat, hätte der Ukraine-Krieg, der seit fast drei Jahren tobt, nie stattgefunden. Putin wetzt die Messer, droht offen mit Atomangriffen und versucht, durch die skrupellose Bombardierung von zivilen Einrichtungen und der Infrastruktur sein Ziel zu erreichen.
Und nachdem die USA unter Präsiden Jimmy Carter 1979 ihren einstigen Partner Taiwan zugunsten einer chinafreundlichen Politik fallen gelassen hatten und ihre Botschaft von Taipeh nach Peking verlegten, begann das Begehren der Volksrepublik, sich den wichtigen Inselstaat einzuverleiben neue Formen anzunehmen. Xi Jiping läßt da heute keine Zweifel mehr aufkommen, während er gleichzeitig Europa wirtschaftlich in die Knie zu zwingen versucht. Die Neue Seidenstraße, die G5-Technologie, die Übernahme von Häfen und Großindustrie sind einige seiner Mittel der Wahl. Taiwan jedoch ist durch seine strategische Lage der Schlüssel zur absoluten Macht im Pazifikraum und zur beherrschenden Macht auf dem Sektor der Weltwirtschaft.
Die Welt ist durch die kommunistischen Diktaturen nie besser geworden, hat vor allem in den eigenen Ländern zu Zusammenbrüchen, Unfreiheit und Tod geführt. Wer das bisher nicht begriffen hat, ist in seiner ideologischen Verblendung und politischen Kurzsichtigkeit ohnehin nicht zu retten. Retten wir uns also durch Wehrhaftigkeit.
Biografie
Adrian Geiges, 1960 in Basel geboren, geläuterter deutscher DKP-Aktivist und Kommunismus-Insider berichtete als Fernsehkorrespondent aus Moskau, Hongkong und New York und leitete in Shanghai die Tochterfirma des deutschen Verlages Gruner + Jahr. Er hat Chinesisch studiert, ist mit einer Chinesin verheiratet, sie haben zwei Töchter und leben heute in Hamburg. 2004 bis Ende 2008 war er Peking-Korrespondent des »Stern«.
Sein aufklärerisches neues Buch mit überprüfbaren erschreckenden Fakten und Zahlen, dem leider ein Namens- und Sachindex fehlt, ist dennoch unbedingt lesenswert und dringend zu empfehlen. Unser Buch der Woche.
Adrian Geiges – „Front gegen die Freiheit“
Peking, Moskau und ihre Komplizen in aller Welt
© 2024 Piper Verlag, 255 Seiten, gebunden - ISBN 9783492072847
22,- €
Weitere Informationen: www.piper.de
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