Gipfelstürmers bester Freund
Er fräste sich durch Fels und Firn,
die Sonne sich durch seine Stirn.
Er stand verbrannt in Gletscherglut,
in seinen Stiefeln stand das Blut.
Der Gliederschmerz beweist es sehr,
der Gipfelgang war lang und schwer.
Der Steig war steil, der Fuß ist krumm,
doch echte Helden stöhnen stumm.
Und ist die Hacke noch so wund,
kein Klagelaut verläßt den Mund.
Er ging zwölfhundert Höhenmeter,
sein letzter Gang ist ein diskreter.
In stiller Abgeschiedenheit
befreit er sich vom größten Leid.
Kein Mienenspiel verrät das Weh
beim Rückzug auf das Herrn-WC.
Des Gipfelstürmers Stolz ist nobel,
sein bester Freund der Hornhauthobel.
Fritz Eckenga
Aus: Mit mir im Reimen, 2015 Verlag Antje Kunstmann, mit freundlicher Erlaubnis des Autors
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