Tralala...

Silvio d´Anza - "Heute, morgen, für immer"

von Steffi Engler
Mottenkiste

Es ist im Grunde nichts anderes als das übliche Schlager-Tralala, mit dessen unerträglich süßem Einheitsbrei man von bestimmten Sendern, die in Frisiersalons und Autowerkstätten, auf Baustellen und in Küchen ihre reglmäßige Hörerschaft haben, vor allem am Vormittag übergossen wird. Er ist eine durchaus sympathische Erscheinung, dieser italienstämmige Sänger mit dem eleganten Namen Silvio d´Anza. Auch seine Stimme ist nicht schlechter als die anderer Schlager-Trällerer. Aber eben auch nicht entscheidend besser, nicht neu oder gar mal anders. Seine Texte haben nichts, was mich vom Hocker reißen oder gar mein zartes Herzchen zum Schmelzen bringen könnte.

Warum ich mir die ganze CD dennoch gegen jede Überzeugung bis zum süßlichen Ende angehört habe? Weil er einen klugen Schachzug getan hat, der smarte Silvio: er hat vier Titel mit aufgenommen, die nicht von ihm selbst sind und eine eigene Geschichte haben. Denn man möchte schon herausfinden, wie der junge Barde mit Bobby Solos 1966er Hit "Du hast ja Tränen in den Augen" (gecovert nach Elvis Presleys "Crying in the Chapel" und damals 11 Wochen in den Charts) umgegangen ist. Oder ob er Rocco Granatas Superhit "Marina" der Jahre 1959/1960 noch einmal zum Leben erwecken kann - Rocco Granata war damit 40 (!) Wochen in den Charts und 25 Wochen vom 14. November 1959 bis zum 30. April 1960 in den Top Ten, vom 2. Januar bis 27. Februar 1969 unangefochten auf Platz 1. 

Also: mit Schmelz und einem passenden Wuuu-Huuu-Waah-Haaa-Chor im Hintergrund schafft Silvio eine ordentliche Annäherung an Bobby Solo. So klingen Papas alte Single-Platten auch. Ein Punkt für Silvio. Der Akkordeon-Akkordd zur Eröffnung von "Marina" macht noch einen ganz guten Eindruck, dann aber zieht Silvio das Tempo unzulässig an und gibt dem Ganzen einen aufgepepten Holiday-Sound. Das paßt nicht. Gibt wieder einen Punktabzug, wenn er auch die italienischen Zwischenzeilen nett bringt. Sein "Baila Baila" klingt übrigens zu arg abgekupfert, macht keinen guten Eindruck. Was nun Titel 3 und 4 sind, die mich interessierten?

Mit Eldo di Lazzaros "Chitarra Romana", das Domingo, Pavarotti und Zucchero neben vielen anderen viel besser gesungen und das Bands wie Quadro Nuevo genial instrumental interpretiert
haben, stinkt Silvio d´Anza gnadenlos ab. Kitsch. Sehr zaghaft habe ich mich dann auch noch an Joaquin Rodrigos (Concierto de) "Aranjuez" gewagt. Die elektronischen Rhythmusgeber sind zwar überraschend dezent, dennoch störend eingesetzt, und auch der Streicherapparat und die Bläser vom Keyboard versuchen sich zu heftig. Damit wird Silvios hier zwar nicht großer, doch recht angenehmer Tenor erschlagen. Schade. Unterm Strich und alles in allem: Mottenkiste.
 
Beispielbild

Silvio d´Anza
Heute, morgen, für immer

(P) + © 2008 105 music

Titel:
01. Heute, morgen, für immer
02. Liebe ist ...
03. Te voglio bene heißt "Ich liebe Dich"
04. Buona sera, Angelina
05. Du bist wie die Sterne so schön
06. Du hast ja Tränen in den Augen
07. Heiße Nächte in Dalmatien
08. Marina
09. Baila, Baila
10. Aber Dich gibt's nur einmal für mich
11. Zuckersüß
12. Chitarra Romana
13. Eine Liebe im Winter
14. Du hast gewonnen
15. Bonus: En Aranjuez con tu amor

Gesamtzeit: 51:49

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