Grieg? Mussorgski? Coltrane? Baur? Henze? Stockhausen!
Das jüngste Album Markus Stockhausens katapultiert den Grenzgänger zwischen sämtlichen musikalischen Welten nach dem Jazzhimmel nun auch endgültig in den Olymp der modernen Klassik. Wir hören mit großem Vergnügen unter dem Titel "Symbiosis" drei Kompositionen des unerhört kreativen Trompeters aus den Jahren 2003-2007, die anläßlich der "jazz.cologne" 2007 vom WDR 3 mustergültig aufgezeichnet wurden.
Markus Stockhausen verfügt über mehr als solides musikalisches Handwerkszeug. Sein Reichtum an Innerlichkeit, sein rares Vermögen, den Hörer mit Emotionalität und Wärme in Welten der Losgelöstheit zu entführen, Stimmungen zu erzeugen, die für die Dauer eines Stückes glücklich machen, sind eine seltene Gabe. Man muß allerdings den Willen mitbringen, sich ganz auf die Musik einzulassen. Markus Stockhausen konsumiert man nicht "so nebenbei". Zur Belohnung für die aufmerksame Annahme der Konzepte Stockhausens winken kostbare Hörgenüsse. Mit der titelgebenden siebenteiligen Komposition "Symbiosis" stellt Markus Stockhausen im Dialog mit Tara Boumans Klarinette und dem brillanten Streichorchester der Deutschen Kammerakademie Neuss unter Lavard Skou Larsen einen nahezu magischen Schwebezustand her, in dem man auch nach den gut 30 Minuten seiner Dauer gerne verharren würde. Ich möchte hier nicht in den Fehler verfallen, den Titel oder die lose zusammengefügten Sätze einer Analyse zu unterziehen. Bei Markus Stockhausen geht es bei aller kompositorischen Größe und Konzeption grundsätzlich und immer um den Menschen und das durch Musik unmittelbar ausgedrückte und erlebbare Gefühl. Da führt der Weg über das Ohr unmittelbar in die Tiefe der Seele. Das für Tara Bouman geschriebene "Relief" kann der Übersetzung des Wortes folgend Ausdruck einer Erleichterung, einer angenehmen Unterbrechung aber auch des Trostes sein. Das sollte jeder Hörer für sich entscheiden. Die gut sieben kontemplativen Minuten mit Taras Klarinette erfüllen sicher jedem einzelnen ganz individuell den eigenen Wunsch hinter dem Wort. Schwelgerischer und lyrischer als in "Ascent and Pause" ist wohl selten in der Musikgeschichte ein Bild vertont worden. Markus Stockhausen zelebriert am Flügelhorn, wieder vor dem glänzenden Klanghimmel der Neusser Streicher, Johannes Ittens (1888-1967) gleichnamiges Bild. Er setzt Ittens Dramatik und gleichzeitige Leichtigkeit hinreißend um, verschmilzt klassische Elemente mit spanischen Jazz-Einflüssen. Sylvia Systermans spricht im Begleitheft der CD sehr konkret reflektiert und berechtigt von Einflüssen Miles Davis´. "Symbiosis" gehört zu den schönsten Alben des Jahres 2008 und hat das Zeug zu einem Klassiker. Dafür den Musenkuß.
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Coverfoto. Jochen Rodenkirchen Markus Stockhausen Symbiosis Werke für Klarinette und Trompete mit Streichorchester Tara Bouman - Klarinette, Baßklarinette Markus Stockhausen - Trompete, Flügelhorn Deutsche Kammerakademie Neuss am Rhein unter Lavard Skou Larsen Produziert von Dr. Bernd Hoffmann
(P) + © 2008 WDR 3 und AktivraumTitel: 1.-7. Symbiosis für Klarinette, Trompete und Streichorchester, 2007 30:22 8. Relief für Klarinette und Streichorchester, 2006 7:11 9.-12. Ascent and Pause für Trompete und Streichorchester, 2003 18:44 Gesamtzeit: 56:22 Weitere Informationen unter: www.aktivraum.de www.markusstockhausen.de |