Uraufführung von Heines „Almansor“

vor genau 200 Jahren am Theater Braunschweig

von Andreas Rehnolt

Heinrich Heine
Uraufführung von Heines „Almansor“
vor genau 200 Jahren am Theater Braunschweig
 
Am 20. August 1823 - vor genau 200 Jahren also - hatte Heinrich Heines Drama „Almansor“ in Braunschweig seine Uraufführung. Die Inszenierung des Regisseurs Ernst August Friedrich Klingemann endete in einem Eklat. Es gab nicht nur in Braunschweig keine weitere Aufführung des Stücks. Und die weiteren Dramen von Heine kamen nie wieder auf eine Bühne. Der bekannteste Satz aus „Almansor“ wird von vielen als Prophezeiung gedeutet und Heine zugeschrieben. „Das war ein Vorspiel nur. Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen“, sagt eine der Figuren der Tragödie.
 
Heines Stück spielt um das Jahr 1500 im Gebiet des ehemaligen Emirats von Granada. Nach Jahrhunderten relativer Koexistenz der Hauptreligionen Islam, Christentum und Judentum in Al Andalus war mit der Vollendung der Reconquista durch den Fall von Granada im Jahre 1492 die Lage der Muslime und Juden in Spanien bedrohlich geworden. Obwohl der letzte maurische Emir von Granada, Muhammad XII. in den Kapitulationsverhandlungen Ende 1493 die Gewährung der Glaubensfreiheit für die Nichtchristen herausgehandelt hatte, erließen die katholischen Könige Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragon bereits 1492 das Alhambra-Edikt, mit dem die jüdische Bevölkerung des Landes verwiesen wurde.
 
Auch die verbliebene muslimische Bevölkerung geriet zunehmend unter Druck. 1499 hatte der Erzbischof von Toledo und spätere Großinquisitor Francisco Jiménez de Cisneros die Verbrennung von 5.000 Büchern islamischer Theologie (darunter der Koran), Philosophie, Geschichtsschreibung und Naturwissenschaften angeordnet. Einzig die Bücher über Medizin ließ er ausdrücklich verschonen. Auf diese Verbrennung von Büchern spielt die Äußerung von Hassan in Heines „Almansor“ an.
 
Heines Drama erschien also bereits über ein Jahrhundert vor der ersten Bücherverbrennung durch die Nationalsozialisten in Deutschland und war damit keine Prophezeiung des Dichters auf kommende NS-Untaten. Bei der Uraufführung von Heines „Almansor“ hatte der Regisseur am Braunschweiger Theater Änderungen am Text gegen den Willen Heines durchgesetzt. Grund für den lautstarken Eklat bei der Premiere waren vermutlich auch antisemitische Ressentiments gegen den Autor. Über 100 Jahre nach dem mißlungenen Bühnenabend wurden dann auch Heines Schriften auf den Scheiterhaufen der Nazis verbrannt. Der Dichter zählte schon allein wegen seiner jüdischen Herkunft ab 1933 in Deutschland zu den verbotenen Autoren.
 
Andreas Rehnolt