Ralph Gibson - Secret of Light

Nachtrag zu Ralph Gibsons Geheimissen des Lichts

von Johannes Vesper

© Ralph Gibson

„verliebt in das Medium Fotografie“
 
Nachtrag zu Ralph Gibsons Geheimissen des Lichts
 
Von Johannes Vesper
 
Am 25.05.2023 erschien → hier die Besprechung der Ausstellung und des Katalogs „Ralph Gibson - Secret of Light“, in der u.a. das Bild seiner berühmten schwarzen Hand an schwarzem Türknopf vor heller, halb offenstehender Tür bei seitlich einfallendem Licht beschrieben und gezeigt wurde. Dabei wurde die Vermutung geäußert, daß die auffällige Schwärzung der Hand durch Solarisation (extreme Überbelichtung der Aufnahme) oder Pseudo-Solarisation (Sabattier-Effekt: Nachbelichtung in der Dunkelkammer) entstanden sein könnte. Diese Vermutung ist abwegig. Die Helligkeit des Flures und der Tür, die Struktur der Bodenbretter, die Schattenbildung hätten sich unter den genannten fototechnischen Maßnahmen völlig anders dargestellt. Ob überhaupt die extreme Schwärzung durch technische Maßnahmen verstärkt wurde? Im Gespräch wies Dr. Sabine Schnakenberg, die Kuratorin der Ausstellung und Herausgeberin des Katalogs, daraufhin, daß sich Ralph Gibson zur Entstehung dieses Fotos selbst geäußert hat und zwar in dem Interview mit Bill Shapiro, welches von Leica Camera USA am 17.02.2021 ins Netz gestellt wurde.
 
Dort hat Ralph Gibson folgendes zu diesem Bild gesagt (Übersetzung Sabine Schnakenberg mit freundlicher Genehmigung):
„Diese Geschichte ist ziemlich leicht zu erzählen. Ich hatte einen Freund, der Direktor eines Theaters war. Er und seine Schauspielertruppe mieteten einen alten Bauernhof in Pennsylvania und lebten dort in einer Gemeinschaft. Ich besuchte eine Freundin und wir gingen zu diesem Haus. In dieser Zeit hatte ich ein 28/35 Objektiv, ich hatte keine Beziehung zu dem 50er Objektiv. Aber egal, sie kam aus diesem Raum und ich stand in dem Hausflur und ich sah ihre Hand, die den Knauf faßte. Viele Leute denken, daß ich die Tür hinter ihrer Hand nachbelichtet habe. Aber es handelte sich um einen alten gläsernen Türknauf, der dieses Licht tatsächlich warf, das man auch an der Wand sehen kann. Ihre Handfläche erschien genau in diesem Licht. Und als das genauso war, sagte ich plötzlich „Stop“ und ich nahm dieses Bild auf und druckte es. Es hing lange in meinem Hotelzimmer im Chelsea. …
 Mehr kann zur Entstehung dieses Bildes wohl nicht gesagt werden. Dank an Frau Dr. Schnakenberg, die sich im Zusammenhang mit dieser Frage der Mühe unterzogen hat, das Interview herauszusuchen und für diesen Nachtrag zu übersetzen.