Die Sommerlaube
Die Laube prangt mit jungem Grün: Es tönen ihre dunkeln Buchen
Von Vögeln, die voll Wollust glühn,
Von Frühlingstrieben glühn und Scherz und Schatten suchen.
Uns um so schöne Zeit betrügen? Freund! wer des Lebens Kürze kennt, Der legt es klüger an und braucht es zum Vergnügen. Beym Weine herrscht vertraulich Scherzen. Oft labet Amor sich mit ein, Und sein verborgner Pfeil schleicht in die offnen Herzen. Ich wittre seine sanften Triebe: Denn grüner Lauben Dunkelheit Ist für den Weingott schön, noch schöner für die Liebe. Geliebte Schatten! weicher Klee!
Ach! wäre Galathee zugegen!
Ach! sollt ich, holde Galathee, Um deinen weissen Hals die Arme brünstig legen! Wer kann sie sehn und nicht verlangen? Die jugendlichen Küsse fliehn Bey welkem Reiz vorbey und suchen frische Wangen. Kein blödes Kind wird mich gewinnen, Das reizt, solang der Mund nicht spricht, Und eine Venus ist, doch ohne Charitinnen.
Johann Peter Uz (1720-1796)
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