Großer Spaß mit französischem Charme und Chuzpe

„Asterix & Obelix im Reich der Mitte“ von Guillaume Canet

von Renate Wagner

Asterix & Obelix im Reich der Mitte
Astérix et Obélix: L’Empire du milieu - Frankreich 2023

Drehbuch und Regie: Guillaume Canet
Mit: Guillaume Canet, Gilles Lellouche, Vincent Cassel,
Marion Cotillard, Julie Chen u.a.
 
Man darf es ja zugeben, wenn man für einige Figuren und die damit verbundene schlichte Unterhaltung eine gewisse Vorliebe hegt, etwa für den Eberhofer, den Rudi und Niederkaltenkirchen. Oder für Asterix, Obelix und Idefix nicht zu vergessen, auch in ihrer menschlichen Version. Während man sich aber den Eberhofer und den Rudi nie anders vorstellen könnte als in Gestalt von Sebastian Bezzel und Simon Schwarz, haben Asterix und Obelix seit der „klassischen“ Version mit Christian Clavier und Gerard Depardieu schon einige Mutationen erlebt. Und es hat eigentlich meist trotzdem funktioniert.
 
Auch diesmal, wenn der französische Schauspieler-Regisseur Guillaume Canet das jüngste „chinesische“ Asterix-Abenteuer sozusagen zur Gänze an sich gerissen hat: als Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller. Und er hat für Obelix den Schauspieler Gilles Lellouche geholt, der dank Kostüm- und Schminkkünsten genau so aussieht wie ein junger Depardieu. Genau so liebenswert dümmlich, mit aufbrausendem Charme und natürlich mit Superkräften – man sieht ja auch in einer Rückblick-Szene, wie die Buben Asterix und Obelix heimlich von dem Zaubertrank naschen wollten, wobei Obelix gleich in den Kessel geköpfelt ist. Das nennt man psychologische Untermauerung… Und daß wieder einmal die herrlichsten Doofmatze herum spazieren, ob bei den Galliern, den Römern oder auch den Chinesen, über die man sich auch lustig macht, versteht sich.
China ist also diesmal der Ort, den es zu erreichen gilt, in einem zugegeben nicht sehr ideenreichen (und gänzlich neu erfundenen) Drehbuch, das keine Comic-Vorlage hat, aber das macht nichts. Wenn eine chinesische Prinzessin, aus der Heimat vertrieben, ausgerechnet in das gallische Dorf kommt, um die Unterstützung der großen Krieger Asterix und Obelix (dieser reist dann natürlich mit Idefix unter dem Arm) anzufordern, gibt es kein Zögern. Nebenbei setzt sich dann auch Julius Caesar in Richtung Chinesische Mauer in Bewegung.
 
Apropos – Caesar sieht leider nicht mehr aus wie Alain Delon, der in dieser Rolle eine hinreißende Selbstparodie als schöner Mann abgezogen hat, aber Vincent Cassel ist auf seine ironische Art auch prächtig. Und daß seine Cleopatra nicht mehr Monica Bellucci heißt, ist auch zu verschmerzen, denn Marion Cotillard ist genau so schön und frech. Wenn sie Caesar übrigens eine Brieftaube schickt, macht dieser glatt aus China kehrt und eilt in ihre Arme.
Nun geht es – mit vielen Nebenfiguren und Brimborium – eigentlich nur darum, daß unsere beiden Helden nach China reisen, ihrer Prinzessin die Herrschaft sichern, und wieder heimkommen. Aber das wird mit dem bekannten gallischen Brutalo-Charme und der entsprechenden Frechheit erzählt, mit Anspielungen aller Art und mit fröhlichen Zitaten aus den alten chinesischen Martial Arts-Filmen (durch die Luft zu fliegen, gehört da einfach selbstverständlich dazu). Ein paar schöne oder markante chinesische Darsteller bieten ausreichend Kolorit, und so kann man – auch wenn es nicht unbedingt ein Kunstwerk geworden ist – sehr zufrieden sein.
 
Nur die Chinesen selbst waren und sind es nicht: Erst verboten sie (angeblich wegen Corona) die Dreharbeiten in ihrem Land, jetzt verbieten sie den ganzen Film, der eigentlich für sie und ihren Markt gedreht worden ist. Aber der französische Blick auf das Reich der Mitte würde von den Betroffenen etwas Humor verlangen, und der gehört nun einmal nicht zu Diktaturen (wir haben ihn hierzulande übrigens auch verloren, aber das nur nebenbei). Jetzt muß das europäische Kinopublikum dafür sorgen, daß die herrlich respektlosen Franzosen mit diesem Asterix auf ihre Rechnung kommen.
 
 
Renate Wagner