Romantische Gedankenwelt

Bettine von Arnim – „Der Tanz meiner Gedanken“

von Sabine Kaufmann

Romantische Gedankenwelt
 
Bettina von Arnims Aphoristik
 
Die Schönheit ist Lebensnahrung der Seele.
Bettina von Arnim
 
Die musik- und literaturbegeisterte Epoche der deutschen Romantik mit ihren liberalen himmelstrebenden Idealen ermöglichte es endlich Dichterinnen, Komponistinnen und Musikerinnen, mit eigenen Werken aus dem Schatten ihrer Väter, Brüder und Ehemänner in der auch kulturell männerdominierten Welt des frühen 19. Jahrhunderts zu treten.
Denken wir nur an Caroline Schlegel-Schelling, Annette von Droste-Hülshoff, Sophie Mereau, Clara Schumann, Fanny Hensel oder eben Bettina von Arnim, um die es hier gehen soll. 1785 in Frankfurt am Main als jüngere Schwester des Dichters und Volkslied-Sammlers Clemens Brentano (Des Knaben Wunderhorn) geboren, konnte das früh verwaiste Mädchen schon in jungen Jahren am ebenso illustren wie gebildeten Kreis ihres Bruders teilhaben. Begegnungen mit u.a. Savigny, Goethe, Wieland, Beethoven, Tieck und den Brüdern Grimm leisteten sicher einen Beitrag zu ihrer späteren Karriere als Schriftstellerin. Durch die 1811 geschlossene Ehe mit Achim von Arnim, Mitherausgeber des Wunderhorn, den sie bereits 1802 als Siebzehnjährige kennengelernt hatte, nahm sie dessen Namen an. Die liberal geführte Ehe (Bettina lebte überwiegend in Berlin, während Achim das Gut Wiepersdorf bewirtschaftete) währte bis zum Tod Arnims 20 Jahre und brachte sieben Kinder hervor.
 
Wolfgang Bunzel und Petra Heymach haben die Werke und Briefwechsel von Bettina (Bettine) Brentano nach beherzigenswerten Aphorismen und Sentenzen durchforscht, dabei vor allem Goethes Briefwechsel mit einem Kinde. 1835, Die Günderode. 1840, Dies Buch gehört dem König. 1843, Clemens Brentano’s Frühlingskranz aus Jugendbriefen ihm geflochten, wie er selbst schriftlich verlangte 1844 und Ilius Pamphilius und die Ambrosia. Briefroman. 1847 zu Rate gezogen. „Der Tanz meiner Gedanken stellt diese zusammen und ermöglicht so die Entdeckung einer Aphoristikerin von Rang. Die ausgewählten Texte – Wolfgang Bunzel nennt das in seinem umfangreichen Nachwort „Kasualaphoristik“ - präsentieren, geordnet nach den Themen Liebe und Freundschaft, Geist und Denken, Dichtung – Kunst – Musik – Tanz, Religion und Glaube, Politik und Staatswesen, Alltag und Lebensführung, Individualität und Subjektivität die Gedankenwelt einer emanzipierten, weltgewandten Frau.
Als „Gedankenpfeile“, „Revolutionsgedanken“ oder „Geistesblumen“ bezeichnete Bettina von Arnim selbst die Aphorismen und Sentenzen, die sie in ihre Brief- und Gesprächsbücher in fragmentarischer (und damit gut romantischer) Form einfließen ließ.
 
Ich tanze lieber als ich gehe und fliege lieber als ich tanze.
(aus: Goethe´s Briefwechsel mit einem Kinde)

Bettine von Arnim – „Der Tanz meiner Gedanken“
Aphorismen und Sentenzen
Hrsg. von Wolfgang Bunzel und Petra Heymach
© 2023 Reclam Verlag (Originalausgabe), 108 Seiten, gebunden, 9,6 × 15,2 cm, mit einem Nachwort von Wolfgang Bunzel  - ISBN: 978-3-15-011353-0
10,- €
 
Weitere Informationen: www.reclam.de