Vier Damen, leichtfüßig, souverän, sympathisch

„Book Club – Ein neues Kapitel“ von Bill Holderman

von Renate Wagner

Book Club – Ein neues Kapitel
Book Club: The Next Chapter - USA 2023

Regie: Bill Holderman
Mit: Jane Fonda, Diane Keaton, Candice Bergen, Mary Steenburgen ,Andy García,
Don Johnson, Craig T. Nelson, Richard Dreyfus u.a.
 
Die Menschen werden bekanntlich immer älter. Das kann man positiv sehen oder auch negativ, Sinn macht es jedenfalls nur, wenn diese späten Jahre nicht im Abseits der Gesellschaft verdämmert werden müssen, sondern „gefüllt“ werden – mit geistigen und emotionalen Aktivitäten. So, wie es vier einst (fast alle) weltberühmten Damen schon vor fünf Jahren unternahmen, als sie sich zum „Book Club“ zusammen gefunden haben. Nun schlagen sie, ungebrochen, ein neues Kapitel auf.

Sie sind sogar in ihren Haarfarben witzig: Mit rothaariger Löckchen-Kurzhaarfrisur ist Jane Fonda (*1937) auf dem Papier die Älteste von ihnen, aber sie wirken als harmonisches Quartett: Diane Keaton (*1946) zeigt mit glatten Haaren, daß auch Grau-Weiß sehr chic aussehen kann. Candice Bergen (*1946) ist blond und als Einzige der vier fülliger geworden, die anderen halten sich an die Schlankheitsregeln, die für ihre Generation jahrzehntelang galten. Und Mary Steenburgen (*1953) ist die Schwarzhaarige unter ihnen.
Sie finden sich immer noch zusammen, um über Bücher zu reden – „Happy reading, ladies!“ Zwischendurch verreisen sie auch gemeinsam. Und man findet es wirklich angenehm, daß sie nicht bissig und gemein zu einander sind, sondern nur … witzig. Regisseur Bill Holderman muß die vier Powerfrauen höchstens ein bißchen bremsen, sonst brausen sie einfach davon.
 
Es geht natürlich vor allem um das Privatleben – und ob man in diesen höheren Lebensjahren noch ein anderes hat, als sich nur mit den auch schon erwachsenen Kindern zu beschäftigen. Nun, kein Filmdrehbuch ist frei von Klischees, aber manches wirkt einfach richtig – daß diese Frauen zu klug sind, um (schließlich sind sie erfolgreich, einige auch reich) jungen Männern hereinzufallen, ist glaubhaft, und daß ihre Interessen streng hetero sind, desgleichen, zu ihrer Zeit war das so und die „anderen“ die reine Ausnahme.
Aber daß man auch einmal im Internet tätig wird („The man of your dreams is just a klick away“), um zu sehen, was auf dem Markt ist, versteht sich, man geht schließlich mit der Zeit, und von nichts kommt nichts.
Zusätzliche Pointe der Geschichte – man kennt auch die auftauchenden Herren (denn ohne Männer geht es nicht für diese Generation von Frauen): Andy García zum Beispiel, Don Johnson, Craig T. Nelson oder Richard Dreyfus, und sie haben sich gut gehalten und rufen bei älteren Filmfreunden viele Erinnerungen wach. Nur der drollige Shawn Wallace muß zeigen, daß ein Männchen wie er (auch wenn er ein noch so guter Schauspieler ist) als Blind Date für Damen dieser Größenordnung nicht in Frage kommt…
 
Wirklich weh will der Film niemandem tun, warum auch, es ist Traumfabrik, da stipst man echte Probleme gerade mal schmerzfrei an. Am Ende hat Mary Steenburgen ihren ehe-müden Gatten wieder erweckt, Diane Keatan hat ihren Töchtern liebevoll, aber entschlossen gesagt, daß sie die Mama nicht vor lauter Sorge einsperren, sondern ihr noch ein bißchen Leben gönnen sollen, Jane Fonda mußte in einer typischen Lustspielaktion von den Freundinnen überzeugt werden, den „Richtigen“ nicht aus falschen Vorbehalten gehen zu lassen, und Candice Bergen klickt bei Tinder und beschließt, einem sympathischen Herren eine zweite Chance zu geben.
Die vier Damen, die sich hier leichtfüßig und souverän versammeln, repräsentieren ein Stück Filmgeschichte, und daß sie sich noch nicht verkrochen haben wie viele, viele Kolleginnen ihres Alters (die meisten davon nolens volens vermutlich), ist ein Glücksfall und gibt dem Film ein eigenes Hautgout. Vielleicht sollten hier nicht nur die „Alten“ ins Kino gehen, sondern sich auch die Jungen dafür interessieren, was in späteren Jahren emotional so alles abgeht. Denn, wenn man nicht vorher stirbt (und wer will das schon) – die Zeit vergeht so schnell, und man bleibt nicht forever young.
 
 
Renate Wagner