An ***

von Ferdinand Sauter

Foto © Frank Becker

An ***
 
Sieh, es naht mir schon das Alter,
Doch mein Lieben blieb so jung,
Längst verblich der bunte Falter,
Kräftig blieb der Flügel Schwung.

Oede sind der Freude Hallen,
Wo ich schwärmte. Ach, du weißt,
Jugend möchte gern gefallen,
Was man so gefallen heißt.

Halbe Zeit verschlang das Mühen,
Und die zweite Frist der Ernst!
Lange magst du standhaft blühen,
Bis auch du verschmachten lernst.

Bräute schmücken sich mit Myrthen,
Scherz und Küsse birgt der Hain,
Schatten deckt die süß Verirrten,
Und die Sehnsucht zieht allein.

Lächle nicht des einsam Armen,
Spät noch weint er um das Glück —
Gib mit himmlischem Erbarmen
Ihm der Zeiten Raub zurück!

Sei's dir, Kind, nicht zum Verdrusse,
Wenn du mich ein Theilchen liebst,
Und mit einem Engelskusse
Mir das Leben wieder gibst! —
 
Ferdinand Sauter