Von Tod und Sterben, dem Telgter Hungertuch und heiligen Körpern

Museen in Nordrhein-Westfalen zeigen 2023 Ausstellungen mit religiösen Bezügen

von Andreas Rehnolt

Friedhof mit aufwendigen Grabstätten in der Nähe zur Kirche St. Pankratius in Dülmen-Buldern, um 1920. Foto: Julius Gärtner © LWL-Medienzentrum für Westfalen

Von Tod und Sterben, dem Telgter Hungertuch
und heiligen Körpern

Mehrere Museen in Nordrhein-Westfalen zeigen 2023
Ausstellungen mit religiösen Bezügen

Bielefeld/Telgte/Dormagen/Remagen/Düsseldorf - Gleich mehrere Museen in Nordrhein-Westfalen zeigen im Jahresverlauf Ausstellungen mit religiösen Bezügen. Den Anfang machte das Bauernhaus-Museum Bielefeld, das seit Anfang Februar die Schau „Abschied nehmen. Tod und Sterben als Teil unserer Kultur“ präsentiert. Die bis zum 19. März terminierte Schau handelt von den staatlichen Regulierungen rund um Friedhöfe und Grabmäler, thematisiert aber auch Bestattungsvorsorge, Testamente, letzte Verfügungen im Todesfall oder Tod in Würde und das Recht auf Sterben. Zu sehen sind in der Ausstellung auch Bilder des Künstlers Michael Stanke von Großsteingräbern, Menhiren, mittelalterlichen Kirchen, Klöstern und Pilgerwegen.
 
Das Landesmuseum Bonn des Landschaftsverbandes Rheinland zeigt vom 1. März an bis zum 20. August die Ausstellung „Im Tod unsterblich“. Das zuständige Amt für Bodendenkmalpflege des Verbandes stellt die Gräberarchäologie in den Mittelpunkt der Präsentation. Aufsehenerregende Grabfunde aus verschiedenen Regionen des Rheinlands vergegenwärtigen das Welt- und Menschenbild vergangener Epochen, so die Ausstellungsmacher.
https://landesmuseum-bonn.lvr.de

Die Basilika des Klosters Knechtsteden in Dormagen zeigt ab dem 3. März die Schau „Heilig und finster“. Die Schau, die bis zum 31. Mai terminiert ist, begibt sich auf die Spuren der Hildegard von Bingen im Kloster Knechtsteden. Das Kloster ist eine ehemalige Prämonstratenser-Abtei aus dem frühen 12. Jahrhundert. Sie befindet sich seit 1896 im Besitz des Spiritanerordens. Die Künstlerinnen Marianne Pitzen und Bertamaria Reetz ordnen sich nach Angaben des Klosters „mit unterschiedlichem Kunstwollen“ in die Welt der Hildegard von Bingen (1098-1179) ein.
Sie war eine deutsche Benediktinerin, Äbtissin, Dichterin, Komponistin und eine Bedeutende natur- und heilkundige Universalgelehrte. Ihre Werke befassten sich unter anderem mit Religion, Medizin, Musik, Ethik und Kosmologie. Im Jahr 2012 wurde sie von Papst Benedikt XVI in den Stand einer Kirchenlehrerin erhoben. In der Ausstellung soll es um eine neue Interpretation der Visionärin und Vorkämpferin für die Emanzipation der Frauen gehen, hieß es in der Ankündigung. Nach dem Ende der Schau im Kloster Knechtsteden soll sie auch im Frauenmuseum Bonn sowie im Mittelrhein-Museum Koblenz gezeigt werden.


Das Telgter Hungertuch - Foto: tompflaum.com

Ab dem 5. März präsentiert das Museum Religio für religiöse Kultur im westfälischen Telgte die Ausstellung mit dem Titel „Verhüllen und Offenbaren - 400 Jahre Telgter Hungertuch“. Anlaß ist die Vollendung der Arbeiten am großen Fastentuch im Jahr 1623. Das Telgter Hungertuch gilt als das bedeutendste historische Tuch in Westfalen und wurde bis 1907 jährlich in der Passionszeit in der Telgter Pfarrkirche St. Clemens und St. Silvester aufgehängt, bis es schließlich zu stark verschlissen war. Es ist bis heute das am besten erhaltene Fastentuch der Region aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts.
Das Tuch ist rund 7,40 Meter breit und hat eine Höhe von 4,40 Metern. Es zeigt in 33 Bibelfeldern gestickte Szenen der Passion Christi, die Evangelistensymbole sowie fünf alttestamentliche Szenen, die auf das Heilswerk Christi verweisen. Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem Oberammergau-Museum entstanden. 1633, zehn Jahre nach der Entstehung des Telgter Fastentuches legte die Oberammergauer Bevölkerung das Gelübde ab, alle zehn Jahre das Leiden und Sterben Christi aufzuführen, wenn das Dorf von der damals in Europa wütnden Pest verschont bliebe. Das Versprechen wurde erhört und 1634 wurden die ersten Passionsspiele aufgeführt.
„Heilige Körper“ lautet der Titel einer Ausstellung, die vom 3. September bis zum 4. Februar kommenden Jahres im Arp-Museum Bahnhof Rolandseck in Remagen zu sehen ist. Im Zentrum der Ausstellung stehen rund 60 Werke der religiösen Kunst der Sammlung Rau für das Kinderhilfswerk Unicef. Unter den Exponaten sind viele, die das innige Mutter-Kind-Verhältnis darstellen sowie den Tod als Opfer Christi und sowie seine Auferstehung. Auch Bilder christlicher Märtyrer und Heiliger sind zu sehen.


Jan Pollack | Christus als Salvator Mundi | 1500-1510 | Arp Museum Bahnhof
Rolandseck / Sammlung Rau für UNICEF © Arp Museum Bahnhof Rolandseck

Schließlich befaßt sich das Museum Kunstpalast in Düsseldorf ab dem 13. September mit „Tod und Teufel - Faszination des Horrors“. Erstmalig beleuchte eine Schau  dem Erbe und der Fortführung künstlerischer Strategien des Grauens in Mode, Musik, Film und der zeitgenössischen Kunst. Bis zum 21. Januar 2024 sollen insgesamt 120 Werke gezeigt werden, die von klassischer Malerei und Skulptur bis hin zu aufwendigen Installationen reichen. Die Präsentation beginnt mit einem Prolog, der nach Museumsangaben „veranschaulicht, wie die Kunst- und Kulturgeschichte von Tod und Schrecken geprägt ist.“
 
 Redaktion: Frank Becker