Dark Star- Zurück zu den Sternen
Grandiose „Aida“-Modernisierung in Gelsenkirchen
atemberaubend mitreißendes zeitgenössisches Musiktheater Roland Schwab überzeugt mit Werktreue Verdi ernst genommen Endlich einmal ein Regisseur, der Verdis „Aida“ ernst nimmt. Was auf der Bühne stattfindet, ist in
Der Regent ist nichts weiter als farblose Marionette des Oberpriesters Ramphis, welcher alle Fäden zieht und auf dieser dunklen Seite der Welt (Ist es überhaupt unsere Welt ?) scheinbar alles im Griff hat. Ein Planet des Bösen, so könnte man auch vermuten, wo nicht nur der Lebensraum, sondern auch die Luft eng wird. Die (Über-)Lebenden sind blutleere Figuren, die einzig dazu dienen, ihren Alteregos in Form geklonter Kampfmaschinen eben jenes Blut zu transferieren, das dann im Krieg nutzlos vergossen wird. Ein Szenario, das viele dunkle Elemente aus Filmen, wie „Dune“, „1984“ oder „Star Wars“ reflektiert, aber auch philosophische Gedanken im Sinne von Kubricks „2001“ touchiert. All das ist bildgewaltig und mit großer Qualität in Szene gesetzt und überzeugt nachhaltig.
Herzklopfen bei "Frieden erfleh ich..."
Doch wenn am Ende Aida singt „Frieden erfleh ich für Dich Geliebter, Isis öffnet Dir versöhnt den Himmel“, dann öffnet sich unser Sternentor und die Königstochter schreitet stolz hinaus in die dunkle Unendlichkeit, erleuchtet von den Sternen irgend einer Milchstraße in der gerade prachtvoll eine Supernova verglüht, während an der Seite Ramphis (nun als Todesgott) locker einen Jojo in Form unserer Erde spielerisch auf- und niedersausen läßt. – Ein phänomenales, atemberaubendes Schlußbild! Und wie nah stehen sich hier Verdi und Wagner, den man zitieren möchte „In dem wogenden Schwall, in dem tönenden Schall, in des Welt-Atems wehendem All - ertrinken, versinken.“
Puh! Das sind die Momente, derentwegen man in die Oper geht, in denen das Herz bis hinauf zum Halse schlägt….
Gesangskultur nicht nur bei Tamura
Neben dieser wirklich begnadeten Regiearbeit steht eine künstlerische Leistung, die sich hören
Bravo auch der Ausstattung
Ein wirklich in jeder Beziehung großartiger Abend perfekten Musiktheaters. (wegen des tollen Tenors auch ein Muß für Pavarotti-Fans!) Mit dieser wunderbaren, höchst modernen und dennoch werktreuen „Aida“ läßt das Musiktheater im Revier doppelt so große Nachbar-Häuser wie z. B. Düsseldorf, Essen oder Köln mächtig blaß aussehen - sowohl im gesanglichem Bereich, als auch auf dem Sektor intelligenter Regiearbeit und prachtvoller Bühnenbilder. Schön, daß es noch Regisseure gibt, die sich ernsthaft und mit positiver Hingabe einem Kunst-Werk widmen. Traumvollendet die Bilder, teilweise Weltklassegesang und eine gesamtmusikalische Leistung, die ihresgleichen sucht. Mein "Bravo" auf allen Ebenen und 5 weit leuchtende Sterne des Opernfreundes!
Kleiner Nachtrag:
Folklore-Freunde, Zoologen, Schrebergarten-Idylliker, Altsprachler, Tutanchamun-Fans und Traumschiff-Reisende buhten in menschlich verständlicher Erregung wegen des Mangels an veritablen Elefanten, Kamelen, Eulen, Wüstenfüchsen und anderem Viehzeug. Zu Recht, denn es gab für die Enttäuschten auch keine Gips-Säulen oder Pappmaché-Pyramiden... nicht einmal eine ganz kleine!
Redaktion: Frank Becker |