Fußball-Vorlesung mit Otto Rehhagel

Der Fußballtrainer Otto Rehhagel am 31. Januar zu Gast an der Uni Wuppertal

Red.

Otto Rehhagel Foto © Jörg Zägel
Fußball-Vorlesung mit Otto Rehhagel
 
Der ehemalige Fußballspieler und -trainer Otto Rehhagel besucht am 31. Januar die Bergische Universität Wuppertal. Er wird im Rahmen der Vorlesung „Die Kultur des Fußballs“ von Prof. Dr. Matías Martínez (Germanistik) zu Gast sein. Interessierte sind herzlich willkommen.
 
Im Gespräch soll es um die Faszination des Fußballspiels, aber auch um seine persönlichen Erfahrungen gehen. Rehhagel, der 1938 in Essen geboren wurde, ist einer der populärsten Figuren des deutschen Fußballs und blickt auf eine lange Karriere zurück: Als Verteidiger spielte er für seinen Jugendklub TuS Helene Altenessen und Rot-Weiss Essen, bevor er 1963 zu Hertha BSC Berlin und 1966 zum 1. FC Kaiserslautern wechselte.
Als Bundesligatrainer erlebte er besonders erfolgreiche Jahre bei Werder Bremen und gewann später auch mit den „Roten Teufeln“ des 1. FC Kaiserslautern direkt nach dem Aufstieg aus der Zweiten Liga die Deutsche Meisterschaft – ein Kunststück, das davor und danach keinem anderen Trainer gelang. Sein internationales Meisterstück vollbrachte „König Otto“ 2004, als er den absoluten Außenseiter Griechenland bei der Europameisterschaft in Portugal sensationell zum Titel führte.
 
Termin: 31.01., 16.15-18.00 Uhr; Ort: Campus Grifflenberg, Hörsaal 32 (K.11.23).
Kontakt:
Jascha Winking
Fakultät für Geistes- und Kulturwissenschaften
E-Mail winking@uni-wuppertal.de

 

Fußball (nebst Abart und Ausartung)
 
Der Fußballwahn ist eine Krank-
heit, aber selten, Gott sei Dank!
Ich kenne wen, der litt akut
an Fußballwahn und Fußballwut.
Sowie er einen Gegenstand
in Kugelform und ähnlich fand,
so trat er zu und stieß mit Kraft
ihn in die bunte Nachbarschaft.
Ob es ein Schwalbennest, ein Tiegel,
ein Käse, Globus oder Igel,
ein Krug, ein Schmuckwerk am Altar,
ein Kegelball, ein Kissen war,
und wem der Gegenstand gehörte,
das war etwas, was ihn nicht störte.
Bald trieb er eine Schweineblase,
bald steife Hüte durch die Straße.
Dann wieder mit geübtem Schwung
stieß er den Fuß in Pferdedung.
Mit Schwamm und Seife trieb er Sport.
Die Lampenkuppel brach sofort.
Das Nachtgeschirr flog zielbewußt
der Tante Berta an die Brust.
Kein Abwehrmittel wollte nützen,
nicht Stacheldraht in Stiefelspitzen,
noch Puffer, außen angebracht.
Er siegte immer, 0 zu 8,
und übte weiter frisch, fromm, frei
mit Totenkopf und Straußenei.
Erschreckt durch seine wilden Stöße,
gab man ihm nie Kartoffelklöße.
Selbst vor dem Podex und den Brüsten
der Frau ergriff ihn ein Gelüsten,
was er jedoch als Mann von Stand
aus Höflichkeit meist überwand.
Dagegen gab ein Schwartenmagen
dem Fleischer Anlaß zum Verklagen.
Was beim Gemüsemarkt geschah,
kommt einer Schlacht bei Leipzig nah.
Da schwirrten Äpfel, Apfelsinen
durch Publikum wie wilde Bienen.
Da sah man Blutorangen, Zwetschen
an blassen Wangen sich zerquetschen.
Das Eigelb überzog die Leiber,
ein Fischkorb platzte zwischen Weiber.
Kartoffeln spritzten und Zitronen.
Man duckte sich vor den Melonen.
Dem Krautkopf folgten Kürbisschüsse.
Dann donnerten die Kokosnüsse.
Genug! Als alles dies getan,
griff unser Held zum Größenwahn.
Schon schäkernd mit der U-Boots-Mine,
besann er sich auf die Lawine.
Doch als pompöser Fußballstößer
Fand er die Erde noch viel größer.
Er rang mit mancherlei Problemen.
Zunächst: Wie soll man Anlauf nehmen?
Dann schiffte er von dem Balkon
sich ein in einen Luftballon.
Und blieb von da an in der Luft,
verschollen. Hat sich selbst verpufft. -
Ich warne euch, ihr Brüder Jahns,
vor dem Gebrauch des Fußballwahns!
 
Joachim Ringelnatz