Soundgewaltig!

Tobias Hoffmann Jazz Orchestra – „Conspiracy“

von Sabine Kaufmann

Soundgewaltig!
 
Das Tobias Hoffmann Jazz Orchestra trumpft auf
 
Tobias Hoffmann hat sein Nonet, mit dem er vor gut zwei Jahren das fabelhafte Album „Retrospective“ vorlegte, für seinen neues Projekt zum Tobias Hoffmann Jazz Orchestra, einer Bigband mit Kurt Edelhagen Touch, in hoher Qualität personell erheblich aufgestockt.
„Conspiracy“ ist - von Hoffmann komponiert - mit seinem mitreißenden, kraftvollen Einstieg  und dem Titelstück (grandiose Bläser-Tutti, faszinierende Gitarre von Vilkka Wahl), das er selbst als seine „bisher anspruchsvollste Komposition“ bezeichnet sowie seinen wiederkehrenden gewaltigen Bläsersätzen dennoch ein höchst poetisches Projekt geworden, dessen zehn Titel er zu einem stimmigen Konzeptalbum zusammengefügt hat.
Die leisen Töne fließen mit Elegy ein, mit einem filigranen, gedankenvollen Solo des Altsaxophonisten Andy Schofield folgt December Song. Als ein Ohrenschmaus, sehr melancholisch und wenn auch etwas dramatisch überhöht kommt Awakening mit einem flirrenden Flügelhorn-Solo Jakob Hellings einher, gefolgt von dem an die klassische Moderne Arnold Schönbergs angelehnten Relentless (Unerbittlich). Das ist von ungemeiner kompakter Dichte und virtuos in Anlage und Ausführung – hätte Stan Kenton sehr gefallen. Mit ihnen aufs Instrument geschriebenen Soli glänzen in Trailblazers am Bariton-Saxophon Jonas Brinckmann und der Posaunist Kasperi Sarikoski vor dem eleganten Hintergrund der Bläser.
Der Titel Renegade des nächsten Stücks klingt aufmüpfig, ist es aber nicht. Mit glänzenden Harmonien von Simon Plötzeneders Trompete fügt es sich ins gelungene Gesamtkonzept. Das Euphonium ist im Jazz eher seltener zu hören, in Impostor Syndrome allerdings von Robert Bachner mit viel Charakter.

Nach einem Wechsel des Labels veröffentlicht nun Mons Records das neue Album des deutschen Saxophonisten, Komponisten und Bandleaders unter einem bewährten Dach. Man darf auf die kommende Entwicklung gespannt sein und sich fragen wie es wohl weitergehen wird. „Who knows?“ fragt auch das Schlußstück mit relativ offenem Ende nach einem zurückhaltenden Intro von 4:30 und rhythmusbetonten hellen Auftritten der gesamten Band. „Conspiracy“ ist ein heutzutage rares Bigband-Schmankerl und sehr zu empfehlen.
 
Tobias Hoffmann Jazz Orchestra – „Conspiracy“
© 2022 Mons Records (CD)
 
Tobias Hoffmann (Leitung) - Patrick Dunst (as, ss, fl) - Andy Schofíeld (as, fl, cl) - Robert Unterköfler (ts, ss, cl) - Martin Harms (ts, cl) - Jonas Brinckmann (bs, bcl) - Dominic Pessl, Bernhard Nolf, Felix Meyer, Simon Plötzeneder, Jakob Helling (tp, flh) - Kasperi Sarikoski, Daniel Holzleitner (tb) - Robert Bachner (tb, euph) - Johannes Oppel (btb, tuba) - Vilkka Wahl (g) - Philipp Nykrin (p, synth) - Ivar Roban Krizic (b) - Reinhold Schmölzer (dr)   
 
1 Conspiracy - 2 Elegy - 3 December Song - 4 Awakening - 5 Relentless - 6 Trailblazers - 7 Renegade - 8 Impostor Syndrome - 9 Who Knows Intro - 10 Who Knows
Gesamtzeit: 1:12:53
 
Weitere Informationen: www.monsrecords.de