Hohe Gaspreise

Neue Studie analysiert, wie Preisdeckel Strompreise halbieren kann

von der Universität Wuppertal

Hohe Gaspreise
 
Neue Studie analysiert, wie Preisdeckel Strompreise halbieren kann
 
Steigende Gaspreise beschäftigen aktuell private Verbraucher, Unternehmen und die Politik. Die große Frage mit Blick auf Herbst und Winter: Wie umgehen mit den hohen Kosten? Geeignete Maßnahmen sind gefordert, um die Preise zu begrenzen. Dabei spielt auch das Thema Gaspreisdeckel eine wiederkehrende Rolle, wenngleich seine Einführung in der öffentlichen Debatte nicht unumstritten ist. Mit den Ergebnissen einer neuen Studie machen Forscher des Instituts für Internationale Wirtschaftsbeziehungen (EIIW) an der Bergischen Universität nun einen konkreten Vorschlag dazu, welches Modell funktionieren könnte.
 
Für die Einführung eines Gaspreisdeckels diskutieren Experten aktuell verschiedene Möglichkeiten – darunter direkte Hilfezahlungen an die Haushalte –, seine Kritiker wollen ihn ganz vermeiden. Prof. Dr. Paul Welfens, Präsident des EIIW an der Bergischen Universität, und sein Kollege Werner Röger gingen nun in einer aktuellen Studie der Frage nach, in welcher Form ein Gaspreisdeckel effizient, konjunkturschützend und das staatliche Defizit begrenzend umsetzbar sein könnte. Dabei rücken die Übergewinne, von denen Strom- und Energieunternehmen derzeit profitieren, mit in den Fokus.
Mit den massiven Absenkungen russischer Gaslieferungen im Spätsommer 2022 in Richtung Europäischer Union ist der Gaspreis enorm angestiegen. Der stark erhöhte Gaspreis treibt wiederum im Zuge der Gasverstromung – also der Stromerzeugung mittels Gaskraftwerken – auch den Strompreis in die Höhe. Denn: Um den Strombedarf zu decken, werden zunächst Kraftwerke herangezogen, die günstig Strom produzieren können. Danach werden so lange weitere und damit immer teurere Kraftwerke zugeschaltet. Dahinter steckt das sogenannte Merit-Order-Prinzip. Den einheitlichen Strompreis bestimmt dann das letzte zugeschaltete Kraftwerk. Bei den Versorgern mit geringen Stromerzeugungskosten am Anfang der Kette entstehen so hohe Gewinne.
 
Günstiger für den Staat, besser für Wirtschaft und Private Haushalte
 
Die Wuppertaler Wissenschaftler schlagen nun vor, an der Stelle anzusetzen, die die Strompreise für alle in die Höhe treibt – den Gaskraftwerken – und diese mit Subventionen vom Staat zu unterstützen. Für den Staat sei dies – im Vergleich der möglichen Optionen – günstiger, so die Experten, vor allem, da die Kraftwerke in Deutschland mit 15 Prozent einen relativ geringen Anteil an der Stromversorgung hätten. Weiter erläutern sie: „Da in der Produktion aller Güter Strom verbraucht wird und der Strompreis somit auch für die Güterpreise im Markt wichtig ist, wirkt die Strompreisdämpfung via Gaspreisdeckel inflationsmindernd sowie produktions- und beschäftigungssteigernd.“
Sinnvoll sei es, wenn möglichst alle EU-Länder dem Vorschlag eines Gaspreisdeckels mit Subventionszahlung des Staates folgen würden. So soll vermieden werden, daß nicht plötzlich ein deutlich steigender Stromexport aus einem einzelnen Land aufgrund von Stromverbilligung erfolgen würde und zu einer Verzerrung des Marktes führt.
Prof. Welfens: „Ein Gaspreisdeckel im Strommarkt kann den Strompreis mehr als halbieren, drückt die Inflationsentwicklung und steigert Produktion und Beschäftigung: also eine dringliche Handlungsoption der Politik in Deutschland und der EU. Auch Übergewinne sind dann kaum noch ein Problem.“
Das Diskussionspapier (englische Version) und mehr zum EIIW gibt es hier.
 
Kontakt:
Prof. Dr. Paul Welfens
Institut für Internationale Wirtschaftsbeziehungen
Telefon 0202/439-1371
E-Mail welfens[at]eiiw.uni-wuppertal.de