Saitenträume

Ulf Meyer & Martin Wind – „Time will tell“

von Frank Becker

Saitenträume
 
Das Quartett um Ulf Meyer und Martin Wind
verzaubert mit „Time Will Tell“
 
Da brauchen wir gar nicht abzuwarten, was die Zeitläufe zu dem neuen Album des Erfolgs-Duos Martin Wind/Ulf Meyer mit seinen hochkarätigen Sidemen Billy Test und Alex Riel wohl zu „Time will tell“, sagen werden. In der glücklichen Lage, die CD schon jetzt runter und rauf hören zu können (sie kommt am 21. Oktober in den Handel, aber daran erinnern wir Sie rechtzeitig noch einmal), geht der Daumen unmißverständlich hoch. Sehr hoch.
       Martin Wind und Ulf Meyer haben uns ja schon mit „Live at Orpheus Theater“, „Licorice & Beer“ und „My Astorian Queen“ beschenkt. Mehrfach bereits habe ich das mit dem alten Werbeslogan „Wenn einem soviel Gutes widerfährt…“ apostrophiert und komme nicht umhin, mich zu wiederholen. „Time will tell“ ist Balsam für das Ohr des Jazzfreundes und für die Seele.
 
       Sieben eigene traumschöne Kompositionen (vier von Meyer, drei von Wind) sind auf dem Album zu hören, eingeleitet von John Lewis´ (1920-2001) hinreißend interpretiertem Standard „Django“ und zwischendurch swingend markiert von Seymour Lefcos (“the jazz dentist”, 1915-2006) „You look good to me“, das schon Oscar Peterson so gut gefallen hat, daß er es 1964 in sein legendäres Album „Weg et requaests“ aufgenommen hat. Billy Test läßt das Stück hier mit leichter Hand und zitatenreich fröhlich aufleben.
Temporeich und gar nicht so blue folgt Meyers „October Blues“ mit viel Platz für Piano und Kontrabaß dem Opener. „Solitude“ von Martin Wind wird zum kontemplativen Dialog von Gitarre und gestrichenem Kontrabaß mit sphärisch gläsernem Piano-Solo. „Maya“ hat sich Martin Wind förmlich auf den Korpus seines Basses geschrieben, das zweiminütige Intro ist pure Versenkung, gefolgt von der parlierenden Gitarre.
       Gemütvoll lädt „On My Sofa“ zum verträumten Sitzen dortselbst ein, 6:42 Minuten absoluter Entspannung, süßer Nektar. Eine virtuose Hymne für Gitarre und Fender Rhodes ist „Lost Friend“, gewidmet dem Altsaxophonisten Jeff Clayton (1954-2020) und liebevoll gespielt. Die nur scheinbare Petitesse „Doo Di Dee“ entwickelt sich zum Tummelplatz für Soli, vor allem für Alex Riel, dessen Schlagzeug sich durchweg vornehm im Hintergrund hält. Klavier und Gitarre treten im Schluß- und Titelstück „Time Will Tell“ in ein gedankenvolles Zwiegespräch, das dieses brillante Album krönt.

Wie oben erwähnt: Die CD kommt am 21. Oktober in den Handel, Grund genug, sich den Termin zu notieren. Von den Musenblättern sehr empfohlen, mit dem Musenkuß ausgezeichnet und schon jetzt zur Schallplatte des Monats Oktober gewählt!
 
Ulf Meyer & Martin Wind – „Time will tell“
© 2022 Laika Records
Ulf Meyer (g) – Martin Wind (b) – Billy Test (p, fender rhodes) – Alex Riel (dr)
 
1. Django – 2. October Blues – 3. Solitude – 4. Maya – 5. On My Sofa – 6. You Look Good To Me – 7. Lost Friend - 8 Doo Di Dee – 9. Time Will Tell
Gesamtzeit: 1:01:00
 
Weitere Informationen: www.laika-records.com