Aktuelles aus der Kultur NRW - Heute: Ausstellungen

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker
Aktuelles aus der Kultur NRW

Für die Musenblätter zusammengestellt

von Andreas Rehnolt

Thema heute: Ausstellungen




Fotoausstellung über Menschen im Kibbuz
Bochum - Unter dem Titel "Kibbuz - Penny Yassour und Patrick Faigenbaum" zeigt das Bochumer Kunstmuseum vom 18. Oktober bis zum 11. Januar nächsten Jahres eine Fotoausstellung über Menschen im Kibbuz Ein Harod. Nach Angaben eines Museumssprechers arbeitet Patrick Faigenbaum seit mehreren Jahren an dieser Fotoserie. Bevor die gesamte Serie erstmals im israelischen Kunstmuseum Mishkan Le Omanut präsentiert wird, zeigt die Bochumer Schau vorab etwa dreißig Werke. Der 1954 in Paris geborene und dort lehrende Faigenbaum gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Porträt-Fotografen. Die in Haifa aufgewachsene Penny Hes Yassour zeigt den Kautschuk-Abdruck einer unvollendeten Theaterwand aus einem Nachbarkibbuz von Ein Harod. Die Künstlerin wurde international bekannt mit ihrer Arbeit "Mental Maps – Involuntary Memory", dem in Kautschuk gegossenen Streckennetz der Deutschen Reichsbahn von 1937.

Spiegelt Faigenbaum Geschichte und Gegenwart des Kibbuz in den Gesichtern und den intimen Lebensräumen authentisch und symbolisch, so abstrahiert Penny Hes-Yassour das erweiterte Umfeld und schafft zugleich deren mentales Diagramm, hieß es in der Vorankündigung der Schau. Beide Künstler transformieren nach Angaben der Kuratoren die Realität eines Kibbuz "zur ästhetischen Reflexion" von Individuum und Gesellschaft. Die Ausstellung ist eine Kooperation zwischen dem Museum of Art, Ein Harod und dem Kunstmuseum Bochum. Sie steht unter der Schirmherrschaft von Bundestagspräsident Norbert Lammert und dem israelischen Botschafter Yoram Ben-Zeev. Das Projekt findet anläßlich des 60. Jahrestages der Gründung des Staates Istrael statt.

Öffnungszeiten: Di/Do/Fr/Sa/So: 10-17 Uhr, Mi: 10-20 Uhr
Internet: www.bochum.de/museum

Fotoausstellung "Street & Studio" im Essener Folkwang-Museum

Die Schau zeigt ab dem 11. Oktober eine urbane Geschichte der Fotografie

Essen - Unter dem Titel "Street & Studio" präsentiert das renommierte Museum Folkwang in Essen ab dem 11. Oktober eine Ausstellung zur urbanen Geschichte der Fotografie. Die bis zum 11. Januar nächsten Jahres laufende Schau zeigt nach Angaben eines Museumssprechers rund 300 Exponate aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Die Ausstellung präsentiere erstmals die faszinierende Geschichte zweier zentraler Produktionsorte des fotografischen Mediums, so die Kuratoren. Die Schau entstand in Kooperation mit der Tate Modern Galerie in London. Zu sehen sind unter anderem Werke von Diane Arbus, Cecil Beaton, Walker Evans, Helen Levitt, Irving Penn, Cindy Sherman, Jürgen Teller und Wolfgang Tillmans.

Seit dem Beginn des 20. Jahrhundert prägt die Fotografie das Bild der sich herausbildenden
westlichen Metropolen mit ihren unterschiedlichen Milieus. "Street & Studio" will nach Angababen der Ausstellungsmacher unterschiedliche Genres und Arbeitsweisen zeigen, die sich bedingt durch ihre räumliche Aufnahmesituation, bis heute entwickelt haben. Zudem soll die Schau die Fotografie als Medium der Stadt erschließen. Die Studiofotografie kennzeichnete im späten 19. Jahrhundert nach Darstellung der Kuratoren reine oftmals formalisierte und
standardisierte Herstellung von Porträts. Ehrgeizige Fotografen suchten in der Geschlossenheit des Studios ein ihren Ideen entsprechendes Porträt zu "konstruieren".

In den 1920er und 1930 er Jahren wurden diese Techniken der Inszenierung in den Porträts- und Modestudios weiter verfeinert. Der Einsatz von Hintergründen und ausgefallenen Requisiten ist bis heute Teil der Studiokultur, wie die zeitgenössischen Selbstporträts von Samuel Fosso, die großformatigen Bilder von Adrian Paci und die Auftragsfotografien von Lee To Sang zeigen.
Mit der Entwicklung kleiner und leicht zu verbergender Kameras um die Jahrhundertwende
entwickelte sich die Straße dann zu einem wichtigen Terrain für die Fotografie. Es wurde möglich, Menschen in unerwarteten, momenthaften und sogar in intimen Augenblicken zu fotografieren.

Die Straße erweiterte das Studio und lud zu neuen visuellen Abenteuern und zur Erforschung des Alltaglebens ein, wie etwa Jaques-Henri Lartigue’s Schnappschüsse im Bois de Boulogne in Paris oder Walker Evans Porträts von anonymen Passanten in New York zeigen. Die in höchstem Maße inszenierten Fotografien von Robert Doisneau oder von Modefotografen der 1950er Jahre wie William Klein, zeigen, wie die Straße zur Bühne wurde. Helmar Lerskis Serie Köpfe des Alltags und Andreas Serranos Porträts von Obdachlosen belegen, wie sich die Studiofotografie im Laufe der Zeit zur Straße hin öffnete und vielfach ihre Dynamik übernahm.

Öffnungszeiten: Di-So: 10-18 Uhr


Museen in Mülheim und Recklinghausen präsentieren Daniele Buetti

Die gemeinsame Ausstellung trägt den Titel "Maybe you can be one of us"

Mülheim-Ruhr/Recklinghausen - Unter dem Titel "Maybe you can be one of us" zeigen das Kunstmuseum Mülheim/Ruhr und die Kunsthalle Recklinghausen seit Sonntag Arbeiten des Schweizer Künstlers Daniele Buetti. Bei der Eröffnung der Schau am Samstagabend betonte der Direktor der Kunsthalle Recklinghausen, Ferdinand Ullrich, es handele sich um die erste Soloshow des international renommierten Künstlers im Rhein-Ruhrgebiet. Buetti zählt zu den wichtigsten Vertretern der Schweizer Gegenwartskunst. Für beide Ausstellungsorte hat der Künstler neue, sich aufeinander beziehende Installationen entworfen.

Die Ausstellung, die in Mülheim bis zum 30. November, in Recklinghausen bis zum 23. November zu sehen ist, lockt den Besucher mit diesem verheißungsvollen und verführerischen Angebot in höchst ambivalente Räume, sie von Widersprüchlichkeiten begleitet sind. Für Mülheim hat Buetti eine raumgreifende Installation entwickelt, die sich über das gesamte Obergeschoß erstreckt und mit Vorstellungen und Klischees arbeitet, indem Worte zwischen sexueller Begierde und Gewalt, Verheißung und Strafe, Wunsch und Absicht oszillieren. Andere Arbeiten zeigen Fotos trauernder, weinender Menschen. Die Bilder scheinen durch ihre perforierten Gesichter aus Augen und Poren Tränen aus Licht zu weinen. Durch die besondere Bearbeitung des Bildmaterials rückt Buetti die Aufnahmen nach Angaben der Ausstellungsmacher "ikonografisch in die Nähe des Katholizismus" mit seinen Andachtsriten und Bildern.

In der Kunsthalle Recklinghausen bespielt der Künstler drei Etagen, die er zu einem einzigen Klangraum verbindet. Der Klang speist sich dabei aus Tonquellen, die beim Betreten des ehemaligen Bahnhofsbunkers zunächst nicht ersichtlich sind. Es sind unterschwellige, kontinuierlich wechselnde Klangfarben, die von verschiedenen Anschlaggeräuschen und Luftrauschen begleitet sind und die die Kunsthalle in ein herausforderndes, zwiespältiges Kolorit tauchen, hieß es zur Eröffnung.

Öffnungszeiten:
Kunstmuseum Mülheim/Ruhr: Di/Mi/Fr: 11-17 Uhr, Do: 11-21 Uhr, Sa/So: 10-17 Uhr
Kunsthalle Recklinghausen: Di-So: 11-18 Uhr


Warhols Muse "Nico" ist reif für das Museum

Ausstellung im Kölner Museum für Angewandte Kunst

Köln - "Nico - Köln, Berlin, Paris, New York – Stationen einer Popikone" lautet der Titel einer Ausstellung im Kölner Museum für Angewandte Kunst, die vom 22. Oktober an bis zum 1. Februar nächsten Jahres Andy Warhols Muse "Nico" präsentiert. Am 16. Oktober wäre die in Köln geborene Christa Päffgen, die als blonde Schönheit nach New York ging, Warhol kennenlernte und unter dem Namen "Nico" Sängerin wurde, siebzig Jahre alt geworden. Schon mit 15 Jahren wurde sie von dem bekannten Modefotografen Herbert Tobias als Fotomodell entdeckt, danach arbeitete sie unter anderem für den Modedesigner Heinz Oestergard, auf dessen Vermittlung sie schon bald nach Paris übersiedelte.

Willy Maywald, der in Paris eine führende Rolle als Modefotograf einnahm, protegierte sie und engagierte sie für zahlreiche Shootings. Unter anderem arbeitete sie mit Fotografen wie Richard Avedon, Steven Shore und Gerard Malanga in Frankreich, Spanien und Italien. Auch in Deutschland war sie in den 50er und 60er Jahren immer wieder auf den Titelblättern führender Mode- und Designmagazine zu sehen. In Paris nahm sie den Künstlernamen "Nico" an und widmete sich auch der Schauspielerei. In Fellinis Klassiker „La Dolce Vita“ agierte sie an der Seite von Marcello Mastroianni und Anouk Aimée.

In diese Zeit fallen auch ihre ersten Kontakte zu der unter dem Einfluß der Beatles aufblühenden Popmusikszene. Warhol entdeckte "Nico" als Sängerin für die von ihm produzierte Band Velvet Underground und nannte sie eine "Mondgöttin". 1967 veröffentlichte sie ihre erste Solo-LP „Chelsea Girls“, die dem berühmten New Yorker Künsterhotel gewidmet war. Ende der 60er Jahre kehrte "Nico" nach Europa zurück, wo sie ihre Solokarriere als Sängerin und Schauspielerin fortsetzte. „Deutschland“ spielt als Thema in ihrem Werk immer wieder eine Rolle: 1988 starb "Nico" im Alter von nur 50 Jahren auf Ibiza und wurde in Berlin beigesetzt.

Öffnungszeiten: Di-So 11-17 Uhr

Redaktion: Frank Becker