„Expressionisten am Folkwang. Entdeckt-Verfemt-Gefeiert“

Eine Ausstellung im Essener Folkwang-Museum

von Andreas Rehnolt

Franz Marc, Liegender Stier 1913

„Expressionisten am Folkwang.
Entdeckt-Verfemt-Gefeiert“

Die bis zum 8. Januar nächsten Jahres terminierte Schau präsentiert rund 250 Werke bekannter Expressionisten und widmet sich der engen Verbindung dieser Künstlerinnen und Künstler zum Museumsgründer Karl Ernst Osthaus

Essen - Mit einer 24stündigen rund um die Uhr Eröffnung ist am vergangenen Wochenende im renommierten Essener Folkwang-Museum die Ausstellung „Expressionisten am Folkwang. Entdeckt - Verfemt - Gefeiert“ an den Start gegangen. Bis zum 8. Januar nächsten Jahres präsentiert die Schau zum 100jährigen Jubiläum des Museums rund 250 Werke bekannter Expressionisten. Dabei geht es um die Geschichte dieser Kunstrichtung und um die eigene Historie des Folkwang. Immerhin war es der Gründer des Museums Folkwang, Karl Ernst Osthaus, „der Anfang des 20. Jahrhunderts den Expressionismus als revolutionäre Kunstrichtung für sich entdeckte“, hieß es bei der Eröffnung.

Osthaus war es auch, der die wichtigsten Vertreterinnen und Vertreter des Expressionismus in frühen Ausstellungen im Nordhrein-Westfälischen Hagen würdigte und zahlreiche ihrer Arbeiten für seine Sammlung ankaufte. 1922 - vor genau 100 Jahren war es, daß die Osthaus-Sammlung nach dem Tod ihres Gründers nach Essen verkauft und das Museum Folkwang gegründet wurde. Der damalige Leiter des Museums, Ernst Gosebruch führte die Sammlungs- und Ausstellungstätigkeit zu den Expressionisten erfolgreich fort. Zu sehen sind auf insgesamt 1.400 Quadratmetern Arbeiten von insgesamt 31 Künstlerinnen und Künstlern.

Darunter u.v.a. Wassily Kandinksy, Ernst Ludwig Kirchner, Oskar Kokoschka, Franz Marc, Paula Modersohn-Becker, Edvard Munch, Gabriele Münter, Emil Nolde und Egon Schiele. Außer Gemälden zeigt die Ausstellung auch unikale Grafiken, Druckgrafiken, Skulpturen und Dokumente. Der jetzige Leiter des Folkwang-Museums, Peter Gorschlüter, wies bei der Eröffnung darauf hin, daß die Expressionisten ihrerseits damals auch „Inspiration und Vorbilder im Mueum Folkwang fanden.“ Das wird in der Schau nicht zuletzt bei der Gegenüberstellung einiger Werke von Paul Gaugin, Henri Matisse und Paul Signac mit Gemälden von Erich Heckel oder Gabriele Münter deutlich.

Man sieht anschaulich, wie die jüngere Künstlergeneration sich an der älteren orientierte. „Der radikale Bruch zwischen den Künstlergenerationen dieser Zeit hat so vielleicht nicht statt gefunden“, erklärte Museumsdirektor Gorschlüter. Die präsentierten Exponate stammen nach Angaben von Kurator Tobias Burg aus der eigenen Folkwang-Sammlung Expressionismus sowie als Leihgaben aus insgesamt 41 deutschen und europäischen Museen. Viele bekannte Werke sind in Essen zu sehen, aber auch zahlreiche selten gezeigte Bilder. Manche Arbeiten sind düster, viele aber auch farbenfroh und heiter wie das Bild von Franz Marc mit dem Titel „Liegender Stier“ aus dem Jahr 1913 oder die Arbeit von Wassily Kandinsky „Landschaft mit Kirche“ ebenfalls aus dem Jahr 1913.


Erich Heckel, Zwei ruhende Frauen

Die Schau in Essen widmet sich auch der Zeit des Nationalsozialismus. Der Expressionismus wurde in ganz Deutschland offiziell verfemt, so Gosebruch. Die expressionistischen Werke des Museums Folkwang wurden beschlagnahmt und verkauft. Insgesamt entfernten die Nazis damals rund 1.400 Werke aus dem Essener Museum. Für die Dauer der Ausstellung sind die von Osthaus persönlich erworbenen und heute verstreuten Gemälde Ernst Ludwig Kirchners erstmals wieder zusammengebracht und zeigt die langjährige Verbindung des Malers zum Museum Folkwang.

Auch Oskar Kokoschka und Egon Schiele sind mit mehreren Werken vertreten. Immerhin war es Osthaus, der als erster Museumsdirektor Werke der beiden Wiener Künstler erwarb. Von Schiele besaß er mit einem Gemälde und 14 Aquarellen die damals größte Sammlung. Einige dieser Werke kommen als Leihgaben erstmals seit 85 Jahren ins Museum Folkwang zurück. Ein eigenes Ausstellungskapitel ist Paula Modersohn-Becker gewidmet. Von ihr wird unter anderem das „Selbstbildnis mit Kamelienzweig“ von 1906/1907 gezeigt. Insgesamt zeigt die Schau 14 solcher „Kapitel“, die die Verbindungen expressionistischer Künstler zum Museum Folkwang illustrieren.

Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags und freitags von 10 bis 20 Uhr geöffnet.
Kontakt: Museum Folkwang - Museumsplatz 1 - 45128 Essen - Tel.: 0201 - 8845-160

Weitere Informationen: www.museum-folkwang.de