Einfallsreich und vergnüglich

„Guglhupfgeschwader“ von Ed Herzog

von Renate Wagner

Guglhupfgeschwader
Deutschland 2022

Regie: Ed Herzog
Mit: Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Stephanie Reinsperger,
Lisa Maria Potthoff, Enzi Fuchs, Eisi Gulp
 
Nachdem das „Kaiserschmarrndrama“ im Vorjahr wirklich ein solches Kinodrama war, der inhaltsleerste und sentimentalste aller Eberhofer-Krimis, war man schon geneigt (gerade, wenn man ein ausgewiesener Fan ist!), diese Filmreihe der Rita-Falk-Krimis zu Grabe zu tragen. Nach sieben Filmen seit 2013 wäre das immerhin möglich.
Aber die neue Folge mit dem anheimelnden Titel „Guglhupfgeschwader“ läßt es weder an Inhalt noch an dem bekannt bayrisch-schroffen Eberhofer-Humor fehlen. Obwohl die Gugelhupfe (Gugelhüpfer?), die die Oma zum zehnjährigen Dienstjubiläum ihres Franz bäckt, kaum eine Rolle spielen – außer, daß sie von Bösewichten zerschossen werden, und das geht nun einmal gar nicht.
 
Aber im übrigen gibt es in Niederkaltenkirchen (als Ort fiktiv, aber gleichzeitig die typische bayerische Dorfwelt schlechtweg) das Lottofieber, das einen Großteil der Einwohner in Bann hält (und stellt Euch vor, einer gewinnt Millionen – so wie es sich Installateur Flötzinger einbildet). Es gibt private Scherereien – der widerspenstige Freund Rudi ist in die Fänge einer nervtötenden Gutmenschin geraten, und Eberhofer selbst wird von seiner fordernden Susi zur Eheberatung geschleppt. Dabei weiß sie gar nicht, daß er sich selbst verdächtigt, Vater eines gar nicht sehr erfreulichen Jünglings zu sein. Einen neuen Hund (dreibeinig!) gibt es auch.
Aber der amüsanteste Handlungsteil besteht doch darin, amerikanische Gangsterfilmelemente ins bayerische Dorf zu holen (und auch optisch zu zitieren). Die Tschechei ist nahe, die Grenze offen, und wenn dort jemand im Kasino hohe Schulden macht, gibt es eine Mafia, die dann auch Geschäfte in die Luft sprengt, um dem säumigen Zahler Beine zu machen. Und am Ende stehen auch Polizisten unter Verdacht, hier mitzuverdienen. ist ja alles möglich?
 
Und es ist komisch, ein reichhaltiger Handlungsmix, der von den bewährten Protagonisten ausgeführt wird. Der ideelle Mittelpunkt ist wieder die „Buddy“-Story zwischen Franz Eberhofer (Sebastian Bezzel hat Kilo und Jahre zugelegt, ist aber ganz er selbst) und seinem Freund Rudi (die ideale Rolle für Simon Schwarz). Unersetzlich die Familie mit der schnippischen Susi (Lisa Maria Potthoff), der nicht nur am Küchenherd genialen Oma (Enzi Fuchs), dem immer urigen Vater (Eisi Gulp).
Unter den Dorfbewohnern, die das Milieu immer auffüttern, hat diesmal Ignaz Flötzinger (schlechtweg hinreißend: Daniel Christensen) die große Rolle, darf er sich doch in seine Millionen hineinträumen – und da geht es vielleicht zu! Und da ist der „vaterlose“ Lotto-Otto (halbseiden: Johannes Berzl), mit dessen Mama vor zwanzig Jahren sehr viele Herren des Dorfs sehr nah bekannt waren…
Ja, und immer wieder gab es einmal Einzelauftritte von Damen (Eva Mattes hat ihn einst brillant genützt, Sarah Viktoria Frick weniger) – diesmal ist es Stephanie Reinsperger, die sich mit nervtötender Suada an den Rudi klebt und ihm den Kopf mit Esoterik und Gutmenschentum vernebelt.
 
Diese Folge ist so reichhaltig, daß man fast zwei Filme damit hätten bestücken können. Man kann sich also nur wünschen, daß es weiterhin so einfallsreich und vergnüglich zugeht – angeblich wird am „Rehragoutrendezvous“ schon gearbeitet. Und Regisseur Ed Herzog hat sich und seiner Crew die Latte wieder sehr hoch gelegt.

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Renate Wagner