Heerich 100 – Die begehbare Skulptur
Ausstellungseröffnung am Freitag, den 12. August 2022
Anläßlich des 100. Geburtstags von Erwin Heerich (1922–2004) zeigt die Stiftung Insel Hombroich Zeichnungen, Plastiken, Modelle, Gebautes und Ungebautes aus dem umfangreichen Sammlungsbestand rund um das Thema der begehbaren Skulptur.
Heerich hat das Gesicht Hombroichs entscheidend geprägt: Gemeinsam mit Karl-Heinrich Müller entwickelte er in den 1980er Jahren die Idee, seine vorwiegend in Karton umgesetzten Plastiken als räumlich begehbare Skulpturen zu verwirklichen. So entstanden für das Museum Insel Hombroich insgesamt elf, für die Raketenstation Hombroich weitere vier begehbare Skulpturen, um Sammlungen, Ateliers, Wohn- und Arbeitsräume zu beherbergen. Mit den begehbaren Skulpturen selbst erstreckt sich Heerich 100 über mehrere Stationen in Hombroich, angefangen im Museum über das Kirkeby-Feld bis zur Raketenstation. „Kunst parallel zur Natur“
Eine Oase für Auge und Gemüt Die Museumsinsel Hombroich bei Neuss
Von den Ballungszentren der Rheinschiene, des Ruhrgebiets und des Bergischen Landes ist Hombroich quasi nur einen Katzensprung entfernt, ein Ausflug zu Kunst und Kultur sozusagen. Wer durch das schlichte Eingangsgebäude die Museumsinsel Hombroich betreten hat, spürt nahezu unmittelbar, wie Alltag und Hektik von ihm abfallen. Man läßt hinter sich, was drängt und belastet. Hombroich ist eine andere, eine ausgleichende Welt - gar nicht weit entfernt und doch wie auf einem anderen Planeten.
Die Geschichte der „Insel“ – die ja eigentlich keine ist, sondern durch ihren geschlossenen Charakter in einer Erftschleife nur wie eine wirkt - ist bis zur Elberfelder Industriellenfamilie de Weerth zurück zu verfolgen, die um 1820 Hombroich als Landsitz erwarb. Verschiedene Male wechselten Insel und Landgut den Besitzer. Seit 1982 der Kunstmäzen Karl-Heinrich Müller (1936-2007) die von der Erft bei Neuss-Holzheim umflossene Insel erworben und in den folgenden Jahren mit Hilfe des Architekten Erwin Heerich und der Gartenbauarchitekten Bernhard Korte zu einem Hort der Ästhetik und Ruhe gestaltet hat, ist dort eine unvergleichliche Perle im Reigen der bedeutenden Kunstmuseen entstanden. Das 1987 eröffnete Museum zeigt aus der vielseitigen Sammlung Müllers neben historischer fernöstlicher Kunst überwiegend Arbeiten der Moderne des 20. Jahrhunderts.
Eingefügt in die renaturierte niederrheinische Auenlandschaft mit Wasserläufen, Sumpf und Kopfweiden entstand zu den bereits vorhandenen alten Gebäuden eine ausgewogene Zahl von archaisch wirkenden, künstlerisch aufregend konzipierten Ausstellungs- und Meditationsgebäuden, die Werke namhafter Künstler wie Yves Klein, Henri Matisse, Lovis Corinth, William Calder, Gotthard Graubner oder Kurt Schwitters ebenso beherbergen wie Funde aus der Khmer-Kultur, afrikanische Holzplastiken, peruanische Federkleider und Keramik der chinesischen Han- und T'ang-Zeit. Oder sie enthalten nichts, wie Heerichs „Turm“, der Graubner-Pavillon oder der Tadeusz-Pavillon, sind nur sie selbst, Architektur pur, wirksam durch bestechende Form, bezauberndes Licht, traumhafte Akustik und meditativen Ausblick.
Zarte Aquarelle von Paul Cezanne und Radierungen Rembrandts beißen sich nicht mit Anatols rostenden „Wächtern“, Skizzen von Klimt und Brancusi erweisen ihr Recht neben Gotthard Graubners wundervollen „Farbraumkörpern“.
Der Spaziergang über die Insel führt durch verwunschene Parks und Wäldchen, über schmale Brücken, vorbei an den monumentalen Arbeiten des Bildhauers Anatol Herzfeld und seiner pittoresken Werkstatt sowie an Teichen, auf denen Enten und Blässhühner schwimmen und in denen Froschchöre melodisch quaken. Viele Arten von Wild- und Kulturblumen blühen verschwenderisch neben sich wiegenden Trauerweiden: Königskerze und Iris, Sumpfdotterblumen und Wasserlinse, Wiesenraute und Akelei, Trollblume und Pfingstrose - ein Paradies, das man mit allen Sinnen erlebt.
Im Herzen der weitläufigen Anlage, in der man namentlich „unter der Woche“ stundenlang fast ungestört spazieren – außer man gerät in einen Pulk Japaner - und schauen kann, gibt es eine geräumige, lichtdurchflutete Cafeteria, in der man sich - im Eintrittspreis enthalten - mit Kaffee und Mineralwasser erfrischen und mit handfesten Speisen wie Pellkartoffeln, hartgekochten Eiern, Graubrot und Apfelkraut stärken kann. Als Konzept bestechend und einmalig wie die ganze Anlage. Sitzt man draußen unter den Weidenlauben, kann mit dem Besuch zutraulicher Wildenten und Bisamratten rechnen, was die Friedlichkeit des Ortes zusätzlich unterstreicht.
Kröller-Müller in Otterloo/NL, Louisiana in Humlebaek/DK und Tony Craggs Wuppertaler Slulpturenpark „Waldfrieden“ vereinen mit ihren einmaligen Sammlungen ebenfalls Kunst und Natur, doch alleine Hombroich hat sich seine unverfälschte Natürlichkeit inmitten einer urwüchsig anmutenden Natur auf großem Areal bewahrt. Der Charme liegt in der Einfachheit, der Pflege, die sich nicht zu erkennen gibt, der Kunst „parallel zur Natur“. Jeder Besuch dort bedeutet neuen Gewinn - je öfter man hingeht, desto mehr senkt sich Hombroich wohltuend ins Herz - eine Therapie ohne Therapeuten. Wer einmal die Museumsinsel Hombroich besucht hat, wird immer wieder eine kleine Sehnsucht, eine Art Heimweh empfinden, wenn seine Gedanken zu dieser perfekt komponierten Idylle aus Natur und Kunst schweifen.
Seit ein paar Jahren dazugekommen sind die „Raketenstation Hombroich – Langen Foundation“ und das „Kirkeby-Feld Hombroich“, von denen wir Ihnen nach unserem nächsten Besuch etwas erzählen werden.
Hombroich ist ein optimaler Ausflug für Menschen, die Natur und Kunst bewußt in einem erleben wollen. Die Konzeption der Insel ist genial, man nimmt die Natur, die Kunst bzw. die Architektur intensiv mit allen Sinnen wahr.
Die körperliche Aktivität wie auch der Forscherdrang werden durch die ins Gelände geschmiegten Bauten und Kunstwerke intensiv gefordert, denn man muß sich alles erwandern, was man in dem hellen, offenen und sehr einladenden Ambiente sehen und erleben will. Auch für diejenigen, die sich der Ruhe in der Natur zuwenden möchten, ist es der richtige Ort, um sich von Lärm und Hektik zurückzuziehen. Museum Insel Hombroich
Minkel 2, 41472 Neuss Programm 17:00 Uhr Preview, Kirkeby-Feld 18:30 Uhr Eröffnung, Atelierhaus, Museum Insel Hombroich 19:30 Uhr Empfang, Cafeteria, Museum Insel Hombroich Das Museum Insel Hombroich schließt an diesem Tag um 21 Uhr. Stiftung Insel Hombroich
Raketenstation Hombroich 4 D-41472 Neuss Tel. +49(0)2182 887-4003 Weitere Informationen: www.inselhombroich.de/de
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