Philosophie im Taschenformat

André Comte-Sponville – „Glück ist das Ziel, Philosophie der Weg“

von Steffi Engler

Titelzeichnung; Sempé
Philosophie im Taschenformat
 
Ein kompakter Cicerone durch die Welt
der Philosophie und ihrer Denker
 
Dieses Buch – und so ist es gedacht – paßt dank seines kleinen Formats von 9,5 x 14,5 cm in jede Hand- oder Jackentasche. Schlägt man es als Leser aber auf, wächst ein weites Feld von Blumen der Erkenntnis aus den 267 Seiten.
 
Dem handlichen kleinen Philosophie-Kompendium liegen die zwölf Bände Carnets de philosophie zugrunde mit denen André Comte-Sponville in 40 Aufsätzen eine allgemein verständliche „Philosophie für alle“ schon recht kompakt zusammengefaßt hat. Das wiederum daraus extrahierte Handbüchlein „Glück ist das Ziel, Philosophie der Weg“ welches der Diogenes Verlag mit hinreißenden Illustrationen von Jean-Jacques Sempé nun vorlegt, kann man eine griffige Philosophie im Taschenformat nennen, ohne despektierlich zu sein. Was, notabene, nicht mit dem negativ konnotierten Begriff Westentaschen-Philosophie zu verwechseln ist! Hier haben wir einen ernsthaften und zugleich leicht faßbaren Cicerone durch die Welt der Philosophie und ihre wichtigen Themen in der Hand. In einem Dutzend überschaubarer Kapitel behandelt Comte-Sponville die Begriffe Moral, Politik, Liebe, Tod, Erkenntnis, Freiheit, Gott, Atheismus, Kunst, Zeit, Menschsein und Weisheit. Weisheit ist für André Comte-Sponville Savoir-vivre. Und Philosophie bringt uns der Weisheit näher, konstatiert er. Daß er als Franzose dabei ein Schwergewicht auf die Erkenntnisse von Landsleuten legt, ist verständlich und ihm nicht zu verübeln, fragt er doch neben vielen anderen auch Immanuel Kant, Karl Marx, Baruch Spinoza, Arthur Schopenhauer, Friedrich Nietzsche, Epiket und Georg Simmel und erweist sich als universell belesener Mann.
 
Zwar erklärt er das Kapitel Liebe mit ihren Unterordnungen Eros, Philia und Agape selber zum interessantesten davon, doch ist jedem Leser vorbehalten, das Schwergewicht nach eigenem Ermessen zu bestimmen. So bekommt die Auseinandersetzung mit dem Tod durch den Widerstreit zwischen Epikur und Platon mit der Stimme André Gides große Tiefe und sind die klugen Überlegungen Comte-Sponvilles zur Politik, zumal die Seiten 46/47 höchst bedenkenswert. Was denn der Mensch sei, ist zu verschiedenen Zeit von zahlreichen Philosophen überdacht und beantwortet worden. Comte-Sponville zitiert Denis Diderot: „Der Mensch ist ein fühlendes, reflektierendes und denkendes Wesen, das sich frei  auf der Erde bewegt, das an der Spitze aller anderen Tiere zu stehen scheint, über die es herrscht, das in Gesellschaft lebt, Wissenschaften und  Künste erfunden hat, eine ihm eigene Güte und  Bosheit besitzt, sich Herren gegeben hat, sich  Gesetze gemacht hat etc.“ Diese Definition hat laut Comte-Sponville die gleichen Vorzüge und die gleichen Schwächen wie diejenigen aller anderen.
Wer einen Einstieg in die Welt der Philosophie sucht, ist mit diesem Buch gut beraten.
 
André Comte-Sponville wurde 1952 in Paris geboren. Der ehemalige Professor für Philosophie an der Sorbonne widmet sich seit 1998 ausschließlich dem Schreiben. Mit dem internationalen Bestseller Ermutigung zum unzeitgemäßen Leben begründete er eine neue Welle, die Philosophie für alle, die den Philosophiemarkt aufblühen ließ. André Comte-Sponville lebt in Paris.
 
André Comte-Sponville – „Glück ist das Ziel, Philosophie der Weg“
Originaltitel: Présentations de la Philosopie – Übersetzung aus dem Französischen von  Hainer Kober
© 2022 Diogenes Verlag (Diogenes Deluxe), 267 Seiten, gebunden, Lesebändchen, mit Illustrationen von Jean-Jacques Sempé - ISBN-13: 9783257261660
13,- €
 
Weitere Informationen: www.diogenes.ch