Ursprung des Glücks

Ein Foto von Ulrich Allgaier zu einem Gedicht

von Josef Schwarzbach

Ursprung des Glücks - Foto © Ulrich Allgaier
Das Glück
 
Als ich ein muntrer Knabe war
Da dacht' ich: Glück ist Sonnenschein!
Doch lehrte mich bald Jahr auf Jahr:
Das Glück muß etwas andres sein.

An einem hellen Sommertag
Voll überschwerem Sonnenschein
Da legte man bei stiller Klag'
Den Vater in den Totenschrein.

Als dann in strenger Meister Lehr'
Manch hartes Leid mir widerfuhr
Und als Soldat in Wichs und Wehr
Da meint ich: Glück ist Freiheit nur.

Als jenen Zwang ich abgetan
Und frei durchzog die weite Welt
Da hatt' ich einen andern Wahn:
Zum Wandern sich das Glück gesellt.

Wer wandert trifft manch schöne Maid,
Die Liebe schenkt ihm süße Stund,
Es jauchzt die Brust voll Seligkeit:
Ich fand das Glück an Frauenmund.

In Freundeskreis führt mich's Geschick;
Ich heb das vollgefüllte Glas
Und rufe laut mit trunk'nem Blick:
In vino est felicitas.

Doch Wandern, Wein und Weiberlieb
Wie bald ward euch ein Ziel gesetzt,
Als durch des Schicksals schweren Dieb
Mein Körper siech, zu Tod verletzt.

Von einsam ferner Lagerstatt
Mit heißer Stirn und Fieberblick
Da haucht ich, banggequält und matt:
Gebt die Gesundheit mir zurück.  —

Ich fand sie neu im Heimatland.
Nun floh das Leben arbeitschwer;
lch strebt' nach Anseh'n, Macht und Stand;
Und GIück erschien mir Rang und Ehr'.

Vorbei! Enttäuscht und müd gehetzt
Floh ich den Pfad voll vorn und Stein
Und zweifelnd fragt' ich mich zuletzt:
Ist denn all' irdisch Glück nur Schein?

Zur Maienzeit!  Im süßen Traum
Klein Büblein liegt; ich nah mich sacht
Und heb' die Spitzen, atme kaum,
Daß ja der Kleine nicht erwacht.

Da fühl' ich, wie von rückwärts leis
Ein weicher Arm mich sanft umschlingt
Und jäh in stummem Glücke heiß
Ein Tränlein mir ins Auge dringt.
 
 
Josef Schwarzbach