Ein begrenzter Blick auf ein Lebenswerk

Klaus Ender – „Aktfotografie 1963-2019“

von Frank Becker

Klaus Enders Aktfotografie
 
Ein begrenzter Blick auf ein Lebenswerk
 
Klaus Ender (1939-2021), der sich besonders durch seine unprätentiöse Aktfotografie zu Zeiten der DDR dort einen hervorragenden Namen gemacht hat, gehört nicht nur zu den Pionieren der künstlerischen Fotografie im ostdeutschen Staat, er kann durchaus zu den führenden deutschen Fotografen des Genres gerechnet werden. Seine wechselvolle Biografie haben wir Ihnen → hier in den Musenblättern vorgestellt. Heute aber geht es um einen soeben posthum erschienenen Bildband, der eine zwangsläufig nur höchst marginale Auswahl seiner zum Teil preisgekrönten Aktfotografien aus den 60er Jahren und weitere bis 2019 zeigt.
 
Für das seinerzeit höchst begehrte DDR-Monatsheft „Das Magazin“ und die Satire-Zeitschrift „Eulenspiegel“ (beides „Bückware“ – ich schätze mich glücklich, wenn ich am Kiosk auf der Transitautobahn mal ein Heft gegen D-Mark erwischen konnte) hat er zauberhafte Ostsee-Akte und klassische Studio-Fotografie geliefert und wie seine dort ebenfalls vertretenen Kollegen Gerd Rattei und Klaus Fischer anerkannte Fachliteratur zur Fotografie verfaßt. Die Ostsee-Küste mit ihrer liberalen FKK-Kultur bot den jungen engagierten Fotografen die herrlichste Kulisse und Modelle von ungekünstelter Natürlichkeit. Die von Klaus Ender und Gerd Rattei ausgerichtete Ausstellung „Akt & Landschaft“ war die erste umfassende Fotoausstellung der DDR, die nach dem fulminanten Erfolg 1975 mit mehr als 100.000 Besuchern zur dauernden Einrichtung in der DDR wurde.


Erste Veröffentlichung in Das Magazin, Heft 8, August 1965 - © Art Photo Archiv Klaus Ender


Klaus Ender: Die Woge  © Art Photo Archiv Klaus Ender

Der Verlag Bild und Heimat füllt nun eine Lücke in seiner beliebten Reihe über Aktfotografen aus Zeiten der DDR mit dem schmalen Band „Aktfotografie 1963-2019“, dem vermutlich in nicht allzu langer Zeit ein weiterer Auswahlband folgen wird/muß, denn das Œuvre Klaus Enders ist doch wesentlich reichhaltiger, als hier zu erkennen. Musenblätter-Leser wissen das, schließlich veröffentlichen wir seit 2009 regelmäßig Klaus Enders Fotos, wobei wir am liebsten auf die Schwarz/Weiß-Fotografie der 60er bis 80er Jahre zurückgreifen – die „goldene Zeit“ der unverklemmten ästhetischen DDR-Aktfotografie ohne Silikon-Brüste. Der jetzt vorliegende Querschnitt durch 56 Jahre Fotografie zum Lob der weiblichen Anmut zeigt Beispiele der ambitionierten Anfänge, Bilder vor Strand- und Naturkulissen Rügens, klassische Studioaufnahmen, ein paar Farb- und technische Spielereien und Color-Aufnahmen neuer Zeit.
 
 
Klaus Ender: Annett  © Art Photo Archiv Klaus Ender

 
Klaus Ender: o.T.  © Art Photo Archiv Klaus Ender

Klaus Enders Werk gehört, so der Verlag, zum Kanon künstlerischer Aktfotografie, womit er durchaus Recht hat. »Akt ist für mich weit mehr als ein unbekleideter Körper - der weibliche Akt ist die Summe von Schönheit, femininer Ausstrahlung, Selbstbewußtsein, Anmut und Sinnlichkeit«, beschrieb der Fotograf einmal sein Verhältnis zum Genre – und weiter heißt es: „Mit dieser Auffassung prägte er die Aktfotografie der DDR mit.“
Die Bild-Auswahl dieses Bandes wird allerdings den Wurzeln, dem frühen Kern des fotografischen Werks Enders, nämlich der Aktfotografie in der DDR, nicht ausreichend gerecht. Selbstverständlich muß die hier zu zeigende Auswahl begrenzt sein, zudem subjektiv durch das Auge des Rezensenten. Die weizenblonde Annett ist dabei, natürlich Klaus Enders bekanntestes Foto „Die Woge“, ein klassischer Studio-Akt aus em Jahr 1965 und die süße Lisa. Viel Vergnügen!
 
 
Klaus Ender: Lisa  © Art Photo Archiv Klaus Ender

Klaus Ender – „Aktfotografie 1963-2019“
© 2022 Bild und Heimat, 80 Seiten, gebunden – s/w- und Farbfotografien – ISBN: 978-3-95958-320-6
 
Weitere Informationen: www.bild-und-heimat.de