Dunkle Abgründe des Bayou

James Lee Burke - „Eine Zelle für Clete“

von Frank Becker

Dunkle Abgründe des Bayou
 
Mord und Lüge in New Iberia
 
Detective Dave Robicheaux, Ermittler im Iberia Sheriff’s Departement ist mißtrauisch. Der sich zu einer Beziehung entwickelnde Umgang seiner mittlerweile erwachsenen Ziehtochter Alafair mit dem Millionerben und Autor Kermit Abelard und dessen Hausfreund Robert Weingart, einem entlassenen Schwerverbrecher, der sich scheinbar als ebenfalls erfolgreicher Buchautor rehabilitiert hat, macht ihm Kopfschmerzen. Erhebliche Kopfschmerzen. Es erschließt sich ihm nicht, weshalb Abelard und Weingart, die in einer merkwürdigen Abhängigkeits-Beziehung zueinander stehen, Alafair mit dem Versprechen an sich binden, sie als Schriftstellerin zu fördern.
Zur gleichen Zeit treibt Robicheaux eine grausame Mordserie um, für die er zwar regional nicht zuständig ist, deren Opfer, sieben entführte junge Mädchen, ihn aber tief berühren. Als sich Spuren nach Iberia ergeben, schaltete er sich zusammen mit seinem besten Freund Clete Purcel, Ex-Polizist und Privatdetektiv, in die Ermittlungen ein. Dabei geraten die beiden verschworenen Freunde, die auch schon im Vietnam-Krieg Seite an Seite gekämpft hatten und bis heute diesen Alptraum nicht vergessen haben, wieder einmal mit dem organisierten Verbrechen, diesmal anscheinend auch mit halbstaatlicher Beteiligung, blutig aneinander.
Durch ein Gewirr von Lügen, Korruption, undurchsichtigen Verbindungen und gestriger Dixie-Mentalität durchforsten sie das Bayou nach Spuren und Tätern. Zeugen schweigen beharrlich, andere sterben, bevor sie aussagen können.
Als der u.a. verdächtige Zuhälter Herman Stanga, eine berüchtigte New Orleans Unterweltgröße, tot in seinem Swimming Pool dümpelt, gerät Clete Purcel in Verdacht, hatte er Stanga doch kurz zuvor voller Haß krankenhausreif geprügelt und deswegen eine Haftstrefe zu erwarten. Die aufgefundenen Beweise – der Leser weiß daß sie gefälscht sind -  sprechen gegen ihn, sein Alibi ist brüchig. Auch Dave Robicheaux gerät durch eine Falle und ein kunstvoll aufgebautes Lügengebäude in den Verdacht, am Mord an Kermit Abelards zynischem Großvater beteiligt gewesen zu sein. Wer steckt dahinter, und wer hat den gut organisierten Killer-Trupp geschickt, der Dave und Clete zusetzt? Welche Rollen spielen der Millionär Layton Blanchet und seine laszive Ehefrau Carolyn, und was hat die Polizistin Emma Poche, für die Clete sein Herz entdeckt, mit all dem zu tun?
Alptraum-Rückblenden zur Kriegs-Hölle Vietnam und nächtliche Visionen von Geistern der Toten der Konföderierten schütteln Robicheaux. Trotz Drohungen gegen ihn, seine Familie und besonders Alafair, Zuständigkeits-Gerangel der verschiedenen konkurrierenden Polizei-Behärden, einer Vielzahl von Toten und der Sorge um seine Frau Molly und Alafair nimmt  Robicheaux mit Unterstützung von Sheriff Helen Soileau vor der pittoresken Kulisse des Bayou den blutigen, nicht zimperlichen Kampf auf.
 
James Lee Burkes Landschaftsbilder, die farbigen Charakterschilderungen seiner dramatis personae und sein knallharter hardboiled Stil machen die 541 Seiten zum wenn auch nicht immer logischen und letztlich nicht schlüssigen aufgelösten, dennoch unerhört mitreißenden Thriller-Leseabenteuer. Bei ihm weiß man, wer zu den Guten gehört und wer nicht - und daß Gerechtigkeit nicht unbedingt immer durch Gerichte geübt wird. Blutig, brutal, spannend. Von den Musenblättern empfohlen.
 
James Lee Burke  - „Eine Zelle für Clete“
Ein Dave Robicheaux-Krimi, Band 18
Originaltitel: The Glass Rainbow - Aus dem Amerikanischen von Norbert Jakober
© 2022 Pendragon Verlag, 541 Seiten, Klappenbroschur - ISBN-13: 9783865327529
24,- €
 
Weitere Informationen: www.pendragon.de