„Ham'se mal `n Groschen?“

„Wenn der Groschen fällt“ - Eine Ausstellung historischer Automaten im Niederbergischen Museum Wülfrath

von Frank Becker

„Ham'se mal `n Groschen?“
 
„Wenn der Groschen fällt“
Eine Ausstellung historischer Automaten im Niederbergischen Museum Wülfrath
 
Immer noch 'n Groschen für die Musicbox“ sang Heinz Erhardt auf Polydor in den Sechzigern. Goldene Zeit! Die Epoche der Groschen für Ware, Dienstleistung oder Vergnügen per Automat ist lange vorbei - bald wird sogar der Groschen selbst nur noch eine Erinnerung sein.
Eine faszinierende Reise durch ein Jahrhundert der Automation wird für den Betrachter der Rundgang durch die gestern im Niederbergischen Museum Wülfrath eröffnete Ausstellung, in der sich in Zusammenarbeit mit dem Museum Gauselmann aus Espelkamp eine Welt von vertrauten, kuriosen und traumhaft schönen historischen Münzautomaten auftut, einzig dafür konzipiert, zu dienen.
     Monika Koska, Kustodin des Museums Gauselmann, führte in die Geschichte des mechanischen Verkaufs und der Dienstleistung nach Münzeinwurf ein und erläuterte die 50 aus einem Bestand von 800 ausgewählten Exponate, die derzeit an das Wülfrather Museum ausgeliehen sind. Grundvoraussetzung für den Betrieb solcher Helfer waren eine einheitliche stabile Währung und Münzprägung, nach 1871 im Deutschen Reich gewährleistet, sowie die Erfindung des Münzprüfers. Jetzt konnten Süßigkeiten, Souvenirs und Tabakwaren ohne Abhängigkeit von Ladengeschäften Tag und Nacht angeboten werden. Der Reclam-Verlag stellte an Bahnhöfen gar Automaten für seine preiswerte „Universal-Bibliothek“ auf.
     1898 gab es in Deutschland bereits über 50 Automaten-Restaurants, bald konnte man sich die Schuhe putzen lassen (USA 1914, 1 Cent), am „Symphonion“ schon 1886 für 5 Pfennige. Musikplatten hören, sich 1910 vom „Chyromant“ für 20 Pfennig. „Karakter und Schicksal auf wissenschaftlicher Basis“ aus der Hand lesen oder 1928 für 10 Pfg. ein Schokoladen-Ei aus einer Henne plumpsen lassen. 1930 gab es 3 Cigaretten „Ramses“ oder „Kemal“ für einen Groschen, zum selben Preis 1952 ein Päckchen „Vivil“. Für den gleichen Groschen konnte sich die Dame 1960 automatisch mit Juchten oder Lavendel besprühen lassen, während eine elektrische Rasur 1950 immerhin 1,- DM kostete, ebensoviel wie drei Kondome oder 1959 ein Kugelschreiber.
     Nach `45 kamen Jukebox, Coca Cola und Chewing Gum über den großen Teich, in den Fünfzigern der Flipper und in den Siebzigern erste Video-Spiele. Heute holt man sich Geld aus einem Automaten, um den Fahrkarten-Automaten benutzen zu können. Elektronik hat die Mechanik weitgehend ersetzt, der Groschen reicht schon lange nicht mehr - aber Spiel-, Waren- und Service-Automaten werden wohl ihren Platz behaupten.
 
Museum Gauselmann
Merkur-Allee 1-15 - 32339 Espelkamp
Weitere Informationen: www.gauselmann.de