Einklang von Natur und Kunst

Tony Cragg eröffnete seinen Skulpturenpark in Wuppertal

von Andreas Rehnolt und Frank Becker

Foto © Frank Becker
 
Foto © Frank Becker
Tonnenschwere Kunstwerke
in einem verwunschenen Park


Tony Craggs Skulpturenpark "Waldfrieden"
für die Öffentlichkeit geöffnet



Einklang von Natur und Kunst


Wuppertal
- Der international anerkannte Bildhauer Tony Cragg hat vor gut einer Woche in Wuppertal den Skulpturenpark Waldfrieden eröffnet. Auf 16 Hektar bewaldeter Fläche im einstigen  Park des 1989 verstorbenen Lackfabrikanten Kurt Herberts, den der aus Liverpool stammende Künstler vor zwei Jahren kaufte und zum Skulpturenpark umgestalten ließ, ist jetzt eine Skulpturenausstellung zu sehen, die in ihrer naturnahen Anlage ein wenig an das Museum Insel Hombroich, den Park von Kröller-Müller bei

Villa Herberts - Foto © Frank Becker
Otterloo/NL und Louisiana bei Humlebæk/DK erinnert - wenn auch die Dimensionen um ein vieles kleiner sind. Cragg lebt seit 1977 in Wuppertal und erklärte im Zusammenhang mit seinem Großprojekt mehrfach, die bergische Metropole sei ihm "zur Heimat geworden" und übe immer wieder "einen positiven Reiz" auf ihn aus.  Diesen positiven Reiz gibt Cragg jetzt an die Besucher des aufwendig neu gestalteten Geländes weiter. Im an die sanierte anthroposophische Villa Herberts angrenzenden Gelände ließ Cragg zum Teil monumentale Kunst-Objekte seines Œuvres in unterschiedlichen Materialien mit der Natur Einklang finden.
Seit dem Tod des Vorbesitzers waren Haus und Grundstück verwaist, bis der Bildhauer es 2006 kaufte und ihnen als Skulpturenpark neues Leben einhauchte. Ab sofort ist der Park gegen Eintrittsgeld für die Öffentlichkeit zugänglich.

Tonnenschwere Leichtigkeit


Foto © Frank Becker
Alleine 19 seiner Großskulpturen
aus Bronze, Stahl oder Stein sind derzeit, auch schon entlang der Zufahrtsstraße zum Park zu sehen. Auf den schmalen Wegen geht der Besucher leicht bergauf und bergab und trifft dann überraschend auf Skulpturen mit Namen wie "Entfernte Cousine", "Wilde Verwandtschaft", "Fährmann" oder "Sindbad". Einige der Werke verstecken sich im Dickicht des Waldes, andere liegen auf einer Lichtung oder prominent auf einer kleinen Anhöhe. Je nachdem, wie das Licht durch die Äste und Blätter des Waldes fällt, bekommen die teils tonnenschweren Skulpturen tänzerische Leichtigkeit und ein "Gesicht", wirken trotz ihrer Größe zierlich. Nehmen Sie bitte wörtlich, nicht auf Anhieb ihren Augen zu trauen, zu glauben, was Sie beim ersten Blick auf eine der Skulpturen sehen. Schauen Sie sich die Kunstwerke von allen Seiten und Blickwinkeln aus an - sie werden die Gesichter und andere überraschende Einblicke finden.

Cragg und Gäste

Während die groß dimensionierten Arbeiten des

Mario Merz bei Cragg - Foto © Frank Becker
britischen Künstlers bisher zumeist in Innenstädten als markante Blickfänge vor prominenten Gebäuden zu finden sind, wirken sie inmitten der Natur des Waldes völlig entrückt. Ein wenig scheint dem Briten dabei sein Landsmann William Shakespeare im Nacken gesessen zu haben, zu dessen Wald-, und Geister-Komödien sich manche Verbindung herzustellen möglich erscheint. Dazu tragen sicherlich auch die teils kuriosen Namen bei wie etwa die drei "Waldgeister", die "Tanzende Sandsteinsäule" oder auch "Here today, gone tomorrow". Neben der Villa und dem weitläufigen Park gibt es auch noch einen neu errichteten kubischen, ringsum verglasten Ausstellungspavillon, zwar nicht im Sinne des Anthroposophen Dr. Herberts aber schön, der unterschiedlichste Ein- und Ausblicke ermöglicht. Drinnen zeigt Cragg in wechselnden Ausstellung Arbeiten von Bildhauerkollegen. Zum Start des Skulpturenparks Waldfrieden präsentiert der 59 Jahre alte Künstler Werke von Mario Merz, unter anderem eine Doppelspirale aus Glas. Im kommenden Jahr wird Cragg hier Arbeiten von Eduardo Chillida zeigen. Die Villa selbst, in der Cragg auch ein großes Büro hat, wird für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sein. Möglicherweise sollen dort künftig Seminare und Tagungen stattfinden.

Aufwand, der sich lohnt

 
Foto © Frank Becker
Cragg ist einer der erfolgreichsten zeitgenössischen Bildhauer. Seit den 80er Jahren beschäftigt sich der Künstler auch mit Zeichnungen. Von 2001 bis 2006 war er Professor an der Hochschule der Künste in Berlin. Seit 2006 lehrt er an der Kunstakademie Düsseldorf. Zudem ist er Mitglied der Londoner Royal Academy of Arts und der Akademie der Künste in Berlin. Seine Arbeiten werden international für fünf- bis sechsstellige Summen gehandelt. Dennoch ist die Investition in den Park eine finanzielle Kraftanstrengung. Ein Eingangsgebäude mit Laden und sanitären Anlagen wurde gebaut, vor dem Eingang ein Café, in dem es derzeit Getränke und Kuchen gibt, später sollen kleine Speisen wie belegte Brote etc. angeboten werden. Der Park wurde mit Sitzbänken und Beleuchtung ausgestattet, die Wege bearbeitet, jedoch nicht befestigt, um die Naturnähe zu erhalten (Warnschilder sind aufgestellt). Kameras überwachen das Gelände flächendeckend, um Diebstahl und Vandalismus vorzubeugen. Hunde sind nicht erlaubt und man kann nur hoffen, daß auch Mobiltelefone und MP3-Player verbannt werden. Denn eines der wichtigsten Elemente des Skulpturenparks ist die Ruhe.


Text: © Andreas Rehnolt und Frank Becker - Fotos © 2008 Frank Becker