Auf's Wohl der Frauen

Gerd Rattei – „Aktfotografie III“ (1963-2021)

von Frank Becker

Auf's Wohl der Frauen
 
Gerd Ratteis dritter Auswahlband
 
Ehret die Frauen! Sie flechten und weben
Himmlische Rosen ins irdische Leben,
Friedrich Schiller (aus: Würde der Frauen)
 
Nun ist er da, der von vielen Fotofreunden und - das sei hier unterstrichen - von Fotofreundinnen gewünschte dritte Band mit Gerd Ratteis stimmungsvollen Aktfotografien. Die ungeschminkten und unprätentiösen Aufnahmen kommen nämlich auch und besonders bei Frauen gut an, zeigen sie doch die natürliche Anmut des unbestritten schöneren Teils unserer Bevölkerung. Nichts ist künstlich bei den in der Natur, im Studio, Im Atelier oder im Wohnzimmer entstandenen zärtlichen Aufnahmen, alles wirkt entspannt und selbstverständlich - Nacktheit als Kleid der/des Schönen. Das stille Lächeln, die Grazie der zauberhaften jungen Frauen spricht für ihr gutes Gefühl, ihr eigenes Vergnügen vor der Kamera.

Im Untertitel des Buches wird als Entstehungszeit der Bilder zwar der Zeitraum 1963-2021 angegeben, das Gewicht der Auswahl liegt allerdings in den Jahren bis 1989, der fruchtbarsten Zeit des Cottbusser Fotografen. Als ich wie schon bei den vorhergehenden beiden Büchern auch das Vorwort zu dem dritten Band schreiben durfte, kannte ich natürlich Gerd Ratteis Arbeit, die gelungene Auswahl, die mich jetzt aus dem Buch anblickt, allerdings noch nicht. Sie ist gelungen und setzt die Aktfotografie-Reihe des Verlags Bild und Heimat angemessen fort. Weil ich wie erwähnt das Vorwort geschrieben habe, erlauben Sie mir, es im Folgenden auch als Kommentar zum Buch zu benutzen.
Übrigens: Gerd Rattei feiert heute seinen 85. Geburtstag - wir gratulieren!
 

Anke 1984 - Foto © Gerd Rattei

Warum wohl loben Dichter und Philosophen, Komponisten und Maler in aller Welt seit eh und je das Wesen und die Schönheit der Frauen? Die Antwort fällt leicht: Weil auf Erden edleres nicht wandelt als SIE. Die Anmut, der Charme, die Erscheinung und die Liebenswürdigkeit von Mädchen und Frauen wurden und werden mit allem Recht der Welt von biblischen Zeiten an, durch die Epochen der Dichtung gefeiert, weil sie „Voll jener Süße, die, nicht auszudrücken…“ sind, um es mit den trefflichen Worten von Karl August Förster zu sagen. Denken wir nur an das Hohelied Salomos, in dem es heißt: „Dein Hals gleicht dem stolzen Turm Davids, erhaben in seiner Macht. Deine Brüste sind zwei Rehzwillinge, die unter den Rosen weiden. Deine Schönheit ist vollkommen, und kein Makel ist an dir, Freundin.“
 

Elke 1987 - Foto © Gerd Rattei

 
Sabine 1982 - Foto © Gerd Rattei

Daß Liebe und Lust oft und gerne mit dem tiefen ästhetischen Vergnügen des Schauens verbunden sind, macht das Lob nicht billiger, im Gegenteil, denn stets wird der hohe Wert der Schönheit von Augen und Haaren, von Lippen und Gliedern, Gestalt und Leib mit tiefer Achtung und einer Verneigung vor dem Schönen ausgedrückt. Dabei ist der Bewundernde auch einer gewissen Gefahr ausgesetzt, wie Oscar Wilde feststellt: „Gegenüber sehr attraktiven Frauen ist meist der Mann der Schutzbedürftige“. Damit setzt er Altmeister Goethes „Wen Helena paralysiert, / der kommt so leicht nicht zu Verstande“ und Friedrich Schillers Hilferuf „O, stärket / mein Herz, daß mich der Anblick nicht verwirre, / des Geistes Helle nicht mit Nacht umgebe! / Ich fürchte keine als der Schönheit Macht“ noch eins drauf. Aber das Risiko gehen wir gerne ein, nicht wahr, meine Herren? „Zarte Händ und weiße Bietzgen können unser Hertz entzücken“ schrieb Celander, „Ich weiß nicht, ob ich euch noch einmal werde sehn, / Ihr wundervollen Augen“ klagt Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau, und Auguste Renoir konstatiert: „Traue niemand, den der Anblick einer schönen weiblichen Brust nicht außer Fassung bringt.“
 

Ueckeritzer Nixen, 1980er - Foto © Gerd Rattei

 
Anke 1984 - Foto © Gerd Rattei

Ja, und dann sind da die Fotografen, die ihr Auge durch das der Kamera zärtlich auf schöne Mädchen und reife Frauen richten, um die Faszination des Schönen zu bannen – womit wir beim Thema sind. Gerd Rattei ist einer von jenen, die sich seit Jahrzehnten am besten darauf verstehen, mit ihrer Fotografie das Lob der Frau zu singen, ihren Liebreiz, ihre körperliche Ausstrahlung, das Unschuldige wie das Lockende des weiblichen Aktes abzubilden.
Seine schwarz-weißen Aktfotografien aus den letzen drei Jahrzehnten der DDR gehören – sie haben es ja sicher schon durch seine beiden früheren Bildbände dieser Edition erfahren – längst zum Kanon der charmanten wie ästhetischen Aktfotografie. Hier nun wird eine dritte Auswahl aus seinem Œuvre vorgelegt, die abermals den Blick verwöhnt und mit einer zärtlichen Verneigung das Lob der weiblichen Schönheit singt. Halten wir es also mit ihm und Tschan-Jo-Su: „Die Fabel und die Wahrheit zeugt, daß nichts an Macht der Schönheit gleicht.“
 

Janet - Foto © Gerd Rattei

Wenn alle Bäume dieser Welt Stifte wären und alle Wasser wären Tinte
und der Himmel wäre ein einziges großes Stück Papier,
es würde nicht ausreichen, um deine Schönheit zu beschreiben.
(Kabir, 1440-1518)
 
 
Gerd Rattei – „Aktfotografie III“ (1963-2021)
© 2021 Verlag Bild und Heimat, 80 Seiten, gebunden, 21 x 26 cm, ganzseitige s/w-Fotografien – ISBN: 978-3-95958-316-9
9,99 €
 
Weitere Informationen: www.bild-und-heimat.de  -  www.musenblaetter.de/