Neuer Sonderforschungsbereich eingerichtet

Wissenschaftler wollen Prozesse in Galaxien besser verstehen

red.

Das Wechselspiel der kosmischen Materie: Untersuchungen zu den fundamentalen Eigenschaften der Materie (Plasma- und
Teilchenphysik, sowie Dunkle Materie, dargestellt in grün, blau und rot) dienen als Input für das wissenschaftliche Verständnis
der gemessenen Signaturen von Galaxien (Kugel in der Mitte).


Neuer Sonderforschungsbereich eingerichtet

Wissenschaftler wollen Prozesse in Galaxien besser verstehen
 
Das Universum ist ein dynamisches System, das in einem Urknall entstanden ist und sich seither immer weiter ausdehnt. Dieser Nachweis gelang Anfang des 20. Jahrhunderts. Welche Prozesse genau dabei ablaufen und wie sie die Entwicklung von Galaxien prägen, das will zukünftig ein neuer Sonderforschungsbereich (SFB) unter Beteiligung der Bergischen Universität Wuppertal erforschen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert den auf zwölf Jahre angelegten SFB in den ersten vier Jahren mit insgesamt zehn Millionen Euro.
 
In dem neuen Sonderforschungsbereich 1491 kommen 16 auf ihrem Gebiet führende Forschende der Universitäten Bochum, Dortmund und Wuppertal zusammen. Sie alle wollen verstehen, wie kleine Galaxien – zum Beispiel die Milchstraße – funktionieren, aber auch große Galaxien, in deren Kern sich ein aktives, supermassereiches schwarzes Loch befindet. Ein Blick in die Galaxien zeigt: Sterne in ihnen entstehen und vergehen in mächtigen Supernovaexplosionen und beeinflussen so maßgeblich die dort ablaufenden Prozesse. Denn durch die Explosionen entstehen Wolken mit Teilchen oder aus Plasma, die mit kosmischen Magnetfeldern wechselwirken. Dieses Wechselspiel der kosmischen Materie untersucht der SFB zukünftig genauer.
 
„Wie werden die verschiedenen Formen von Materie und Energie ineinander umgewandelt? Wie werden die kleinsten, elementaren Teilchen zu den höchsten, jemals beobachteten Energien beschleunigt? Wie entstehen im Plasma der Galaxien großräumige Magnetfeldstrukturen?“, nennt Sprecherin Prof. Dr. Julia Tjus von der Ruhr-Universität Bochum einige der Forschungsfragen des neuen SFB, der aus den Aktivitäten des Ruhr Astroparticle and Plasma Physics Center (RAPP Center) in Partnerschaft mit der Technischen Universität Dortmund und der Bergischen Universität Wuppertal hervorgegangen ist.
 
Die Wissenschaftler verknüpfen dafür theoretische astrophysikalische Modelle mit experimentellen Beobachtungen sowie theoretische Rechnungen, kosmologische Beobachtungen und irdische Experimente zu Teilchenwechselwirkungen. „Die Kombination liefert ein detailreiches und präzises Bild, wie die Galaxien funktionieren und sich entwickeln“, so Prof. Dr. Wolfgang Rhode von der TU Dortmund, Co-Sprecher des SFB.
 
Die Bergische Universität ist unter Leitung von Prof. Dr. Karl-Heinz Kampert mit zwei Forschungsprojekten zur kosmischen Strahlung am SFB beteiligt. Der Astroteilchenphysiker erklärt: „Zum einen wollen wir die seit über 50 Jahren offene Frage beantworten, wie hochenergetische Teilchen aus anderen Galaxien in die Milchstraße eindringen und welche Signaturen sie dabei hinterlassen. Zum anderen beschäftigen wir uns mit der Frage, wie die höchstenergetischen Teilchen des Universums mit Materie wechselwirken.“ Die Beobachtungsdaten des Pierre Auger Observatoriums sind in beiden Projekten von entscheidender Bedeutung. Sie sollen im Rahmen der Zusammenarbeit im SFB theoretischen Modellierungen gegenübergestellt, bzw. mit Meßdaten aus den Experimenten am Large Hadron Collider am CERN kombiniert werden.