Genuß für Gourmets und Gourmands

Hansjörg Schneider- „Die Eule über dem Rhein“

von Frank Becker

Genuß für Gourmets und Gourmands
 
Feuilletons eines Philanthropen
 
Wer nur seine kraftvoll geerdeten Hunkeler-Romane gelesen hat, kennt Hansjörg Schneider nicht wirklich. Als eloquenter Essayist und als Feuilletonist von Rang führt er mit Tiefgang eine einerseits leicht wirkende, andererseits elegante Feder. Wir wissen das bereits aus seinem Band Im Café und auf der Straße“ Eine jetzt vom Diogenes Verlag vorgelegte neue Auswahl versammelt Hansjörg Schneiders schönste Kolumnen aus der ›Basler Zeitung‹ aus den Jahren 2015 bis 2017, die schönsten Texte aus den vergangenen zwanzig Jahren und dazu Geschichten, Erinnerungen und Reflexionen aus seinem Leben, die seit der Jahrtausendwende entstanden sind: „Die Eule über dem Rhein“.
 
Texte über seine Wahlheimat Basel stehen neben Erinnerungen an die Kindheit im Aargau, dazu solche über die Natur, Schwalben und Äpfel - und über Chet Baker. Er erzählt von den Tücken der Technik und davon, daß er keine Mobiltelefone mag (was mich besonders zu seinem Freund macht) von seinen Notizbüchern, die ihn durchs Leben begleitet haben, über Schauspieler und Künstler, über Literaten und Literatur sowie das eigene Schreiben und dessen Wurzeln. Von Liebenswürdigkeit, ja mitnehmendem Charme sind Hansjörg Schneiders Beobachtungen von Menschen und den Begegnungen mit ihnen, die Erkenntnis, daß oft ein Gruß reicht, aus einem Fremden einen Nachbarn zu machen. Mit Schneiders Betrachtungen zum Alltag, auch und besonders dem eigenen, die er augenzwinkernd anstellt, ungekünstelt und wahrhaftig, sieht auch der Leser die Welt ein wenig freundlichder. Blicke eines Philanthropen auf die Welt. Ja, von Fall zu Fall mag er sich auch erbosen, wenn es um Politik und Krieg geht oder die Leichtfertigkeit, mit der Menschen und Medien mit dem Wort, der Sprache umgehen. Und auch da hat er, wie bei allem andern Recht. Ein kluger Mann, dem man ein gerüttelt Maß Weisheit nicht absprechen kann.
 
„Die Eule über dem Rhein“ sollte, wenn das Buch auch schon mit seinem ersten Text eine unwiderstehliche Sogwirkung hat, portionsweise genossen werden. Das vermehrt nämlich den Genuß. Aber es schadet auch nicht, wenn man als Lesegourmand das Buch in einigen gierigen Happen verschlingt. So oder so ist es Lesegenuß, der sehr zu empfehlen ist und uns vielleicht sogar ein Stück weit zu einem etwas besseren Menschen macht. Es wird deshalb mit unserem Prädikat, dem Musenkuß, belohnt. Danke, Hansjörg Schneider!
 
Hansjörg Schneider- „Die Eule über dem Rhein“
© 2021 Diogenes Verlag, 288 Seiten, Ganzleinen, Schutzumschlag – ISBN: 978-3-257-07162-7
24,- € / sFr 32.00*
 
Weitere Informationen: www.diogenes.ch