Sinn drin

von Detlef Färber

Detlef Färber - Foto © Silvio Kison
Sinn drin
 
Heute will ich mal eine kleine lustige Geschichte erzählen. Gerade eben wußte ich sie auch noch: Es ist eine von diesen drolligen Nebensächlichkeiten, die dann urplötzlich den Blick aufs Große und Ganze freilegen. So eine scheinbare Banalität, wo aber ein Riesenbatzen vom Sinn des Lebens drin versteckt ist - und von der sittlichen Weltordnung oder wie das Ding heißt. Vor fünf Minuten hatte ich die Geschichte noch fix und fertig im Kopf. Aber ich mußte mir ja unbedingt erst noch diesen blöden Kaffee aufbrühen! Milch rein, Zucker? Nein. Dann umrühren nicht vergessen - und? Die Geschichte ist weg! Spurlos und sang- und klanglos aus sämtlichen Hirnwindungen verschwunden. Was tun? Jetzt, wo wir drüber reden, bin ich euch die Story ja schuldig.
     Zum Glück weiß ich ein hundertprozentiges Mittel gegen Vergeßlichkeit. Nur ein kleines Stück Schokolade, und alles fällt einem sofort wieder ein. Kein Wunder, daß gleich eins zur Hand ist. Naja, zumindest so eine Weinbrandpraline mit, glaub' ich, was Vierzigprozentigem drin. Ich wickle sie ganz langsam aus, beiße rein, schlürfe sie und laß mir die Schokolade schön behutsam über den Gaumen gleiten aaaah, mmmh!
     Ja, wo waren wir stehengeblieben? Ach, bei dieser tiefsinnigen Schnurre. Tja, vierzig Prozent davon weiß ich jetzt wieder, aber das reicht natürlich nicht zum Erzählen. (Für die paar Zeilen hier übrigens auch nicht.) Dafür war die Praline aber das reinste Gedicht. Eßt doch mal wieder eine, Leute! Ist zwar nur ein kleiner Genuß zwischendurch, aber dafür mit echter Sinnfüllung.
 

© Detlef Färber