„Zitruspapiere - Fashion für Orangen“

Ausstellung in Düren

von Andreas Rehnolt/Bec.

Abb.: Papiermuseum Düren

„Zitruspapiere - Fashion für Orangen“

Ausstellung in Düren
 
Viele Menschen kennen Sie aus ihrer Kindheit: Bunt bedruckte Papiere, in die Orangen und Mandarinen beim Obsthändler eingepackt waren. Früher wurden die Südfrüchte beim Obsthändler in diesen hauchdünnen Papiere präsentiert, und auch heute noch stellen sie – leider viel seltener geworden - immer noch einen Kaufanreiz dar. „Zitruspapiere - Fashion für Orangen“ heißt eine Ausstellung, die sich diesen kleinen Kostbarkeiten widmet und bis zum 6. Februar nächsten Jahres im Papiermuseum in Düren zu sehen ist. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden Zitruspapiere mit Grafiken geschmückt. Alltagsgrafik, die einerseits der Werbung diente, andererseits auch Moden und Werte ihrer Entstehungszeit spiegeln.
 

Abb.: Archiv Musenblätter

In den Jahren 2014 und 2019 wurden dem Museumsverein Düren zwei Sammlungen mit jeweils 2.410 und 615 Papieren geschenkt, von denen das Haus nun etwa 300 Blätter präsentiert. Zitrusfrüchte werden vollreif geerntet, da sie nicht wie viele andere Obstsorten nachreifen. Daher sind sie leicht verderblich, anfällig für Schimmelbildung und Verletzungen während des Transports. Nur ein effektiver Schutz der Orangen ermöglichte den internationalen Handel mit dem Obst – das war den Produzenten bewußt, als sie Mitte des 19. Jahrhunderts begannen, die kostbaren Früchte in Orangenpapieren zu verpacken.
 

Abb.: Archiv Musenblätter

Zunächst noch aus derbem saugfähigem Papier, das eine Übertragung von Schimmel innerhalb einer Orangenkiste verhindern sollte, entwickelten sich schnell edlere, seidig glatte und bedruckbare Papiere. Mittels der ersten bedruckten Papiere versuchten die Orangenbauern direkt in Kontakt mit ihren Kunden zu treten. Während man in Italien technisch mit Iris- und Zweifarbendruck begann, ging man hier bald zu Offsetdruck über, während in Spanien bis in die 1930er Jahre die schönsten Papiere als Lithografien gefertigt wurden. Viele davon priesen die Süße des Produkts an, weckten mittels Bildern von Obstbäumen, dem Meer oder schönen Frauen Träume vom Urlaub in Italien.
 
Die Motive verknüpften den Kauf einer Apfelsine mit der antiken Vergangenheit Griechenlands, der Kultur Italiens oder dem kolonialen Erbe. Die populär kulturellen Darstellungen von Märchen- und Tierfiguren, wie Rotkäppchen, Superman oder Popeye wollten Kinder für das Obst gewinnen. Die Orangenpapiere erzählen zudem Geschichten des Wirtschaftswunders, des Glaubens an die Moderne und den technischen Fortschritt, der Verbindung von Gesundheit und gesellschaftlicher Leistungsfähigkeit, von der Exotisierung des Südens mit deutlich rassistischen Zügen sowie der zunehmenden Globalisierung.
 

Abb.: Archiv Musenblätter

Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr sowie donnerstags bis 19 Uhr geöffnet.
Papiermuseum - Wallstr. 2-8 - 52349 Düren - Tel.: 02421 - 252594
 
 
Mehr über Zitruspapiere finden Sie → hier in den Musenblättern.
 
Redaktion: Frank Becker