„Und sie sang, daß es eine Wonne war!“

Karl Michael Vogler: „Aus Hans Christian Andersens Märchenschatulle“ – am Flügel begleitet von Konstanze Eickhorst.

von Frank Becker

Foto © Frank Becker
Und sie sang,
daß es eine Wonne war!“
 
Karl Michael Vogler mit seinem Programm
„Aus Hans Christian Andersens Märchenschatulle“
– am Flügel begleitet von Konstanze Eickhorst.

- Ein Bericht aus dem Jahr 2005 -
 

Remscheid.
  Der beliebte Schauspieler und Sprecher Karl Michael Vogler wird bei seinen Gastspielen in Remscheid stets von einer großen Freundes-Gemeinde warmherzig empfangen – so auch im November 2005, als er mit seinem H.C. Andersen-Programm und der Begleiterin Konstanze Eickhorst am Klavier mehr als zwei Stunden märchenhaft verzauberte Stimmung ins schöne Städtische Teo Otto Theater brachte.

Der 200. Geburtstag des dänischen Nationaldichters Hans Christian Andersen, am 2. April 1805 in Odense auf der Insel Fyn geboren, wurde natürlich besonders in dessen Heimat gefeiert. Aber auch in Deutschland sind seine Märchen, ab 1835 entstanden, so populär, daß die Deutsche Post damals eine Sondermarke herausgegeben hat. Ein Glücksfall für die deutsche Rezeption ist Karl Michael Voglers Präsentation einer eigenen Auswahl und Bearbeitung aus Andersens Texten. Dramaturgisch verwoben mit von Konstanze Eickhorst brillant und emotional interpretierten Klaviermusiken Robert und Clara Schumanns las er vier der „Eventyr og Historier“, die Andersen weit über seine Romane und humorvollen Reiseerzählungen hinaus weltweit unsterblich machten. In 80 Sprachen wurden seine 168 romantischen Kunstmärchen übersetzt.

 „Feder und Tintenfaß“, eine intelligente, witzige Selbstreflexion des Dichters, ergänzt durch Clara Schumanns Scherzo c-Moll op. 14, schwungvoll und weich, genialisch in seiner bescheidenen Form, eröffnete den Märchen-Reigen. „Der standhafte Zinnsoldat“ folgte, wieder eine Seelenschau des Zeit seiner jüngeren Jahre stets unglücklich in entzückende Tänzerinnen des Kopenhagener Balletts und in die Sängerin Jenny Lind verliebten Träumers. Nicht von ungefähr hatte KM Vogler Musik von Clara und Robert Schumann ausgewählt – beide waren Andersen seit der ersten Begegnung 1844 freundschaftlich zugetan.  

Das chinesische Märchen „Die Nachtigall“ bot erneut eine großartige Begegnung von Wort und Klang. Voglers mitreißender Vortrag ließ die Zeit vergessen - in freier Abwandlung einer Textstelle: „...und er las, daß es eine Wonne war!“ Konstanze Eickhorst wußte die zauberhafte Geschichte des seine Freiheit liebenden kleinen Vogels mit der herrlichen Stimme ebenfalls ideal umzusetzen. Der tragischen Liebesgeschichte „Die kleine Meerjungfrau“ gehörte der komplette zweite Teil der Lesung – und auch hier scheint der erfolglos liebende Andersen einen Blick auf sein eigenes Leben zu erlauben. Doch damit es nicht gar so tragisch endete, gab Karl Michael Vogler mit „Die Prinzessin auf der Erbse“ eine versöhnlich humorvolle Zugabe.