Klangreise

Fabiana Striffler – „Archiotic“

von Frank Becker

Foto: Lisa Brettschneider
Vergnüglicher Ohrenschmaus
 
Eine Klangreise um die Welt mit Fabiana Striffler
 
Solche spritzigen, ja fröhlichen Pizzicati im Duett mit Synthiezwitschern, als käme das vom Theremin, wie in Fabiana Strifflers Maraschino Cherries haben Sie möglicherweise noch nicht gehört. Schon für diesen köstlichen Opener ihres neuen Albums „Archiotic“ lohnt es sich, die CD der Violinistin einzulegen. Mit leichter Melancholie und irischem Einschlag folgt Chant Of The Earth, das Jörg Hochapfel mit Orgeltönen ausklingen läßt. Das düstere Invitation To Sin, „ist meine Version der Genesis“ sagt Fabiana Striffler, also keine Einladung zum fröhlichen Sündigen, und weiter: „Das Stück beschreibt den Moment, an dem der Mensch vom Baum der Erkenntnis aß, lernte zu reflektieren und in seiner Nacktheit auf sich selbst zurückgeworfen wurde“. Nun ja.
 
Mystisch und bewegt läßt sie in Dance Of The Elves einen nächtlichen Reigen wundersamer Traumwesen hören, der nach einer Reprise vom Lied der Erde in einen blutvollen Tango mit orientalischen Motiven mündet – das temperament- und seelenvolle Titelstück Archiotic. Im Dialog schaffen Strifflers Violine und Hochapfels E-Klavier die perfekte Stimmung des tiefgründigsten Tanzes der Welt.
Enchanted Woods schlägt ein weiteres magisches Kapitel auf, geheimnisvolle Filmmusik mit Sci-Fi-Effekten (wieder ein bißchen Theremin), gefolgt von Dreamy Back Roads, einem herrlichen Country-Blues voller onomatopoetischer Elemente wie dem Signal einer alten Lokomotive und dem archtypischen Sound der Western-Fiddle. Ob der Mond in Wien anders leuchtet wissen wir nicht, viele Schlager lassen es vermuten. Der Mond aber, den Striffler in Viennese Moon beschwört, klingt sehnsuchtsvoll, Hochapfel zaubert dazu eine Mundharmonika aus seinem Keyboard. Das hat was. Kann man auch von Drawíng but One Sound sagen, das mit chinesischen Klängen fast wie von der Erhu sanfte Schwermut vermittelt, neben Maraschino Cherries mein Lieblingsstück dieses außergewöhnlichen Albums. Den kurzen moralischen Zeigefinger zum Schluß Memorandum of Sin überhören wir einfach mal.
Der Pressetext zur CD hat übrigens 7.131 Zeichen. Um es kurz zu machen: Also ich find´s rundweg schön! Eine Empfehlung der Musenblätter.
 
Fabiana Striffler – „Archiotic“
© 2021 Traumton Records (CD)
Fabiana Striffler (vl) – Julis Bilat (cello) – Jörg Hochapfel (Keys) – Paul Santner (g, b) – Greg Cohen (b) – Max Andrzejewski (b)
Titel:
1. Maraschino Cherries 4:17 – 2. Chant of the Earth 3:54 – 3. Invitation to Sin 4:02 – 4. Dance of the Elves 3:22 – 5. Chant of the Earth Reprise I 0:55 – 6. Archíotíc 5:51 – 7. Enchanted Woods 3:52 -  8. Dreamy Back Roads 5:10 – 9. Chant of the Earth Reprise II 2:05 – 10. Viennese Moon 4:10 – 11. Drawíng but One Sound 4:23 – 12. Memorandum of Sin 1:19
Gesamtzeit:  43:23
 
Weitere Informationen: www.fabianastriffler.com/  -  www.traumton.de