In weiten Teilen schlapp

„Orpheus steigt herab“ am Schauspielhaus Düsseldorf

von Andreas Rehnolt

Sonja Beisswenger, Sebastian Tessenow - Foto: Thomas Rabsch

Farblose Inszenierung von „Orpheus steigt herab“
am Schauspielhaus Düsseldorf

Das Stück in der Regie von Regie von David Bösch blieb bei der Premiere in weiten Teilen
schlapp und konnte die Zuschauer nicht wirklich berühren

Regie: David Bösch – Bühne: Patrick Bannwart – Kostüm: Falko Herold - Video: Patrick Bannwart, Falko Herold - Musik: Karsten Riedel - Licht: Jean-Mario Bessière - Dramaturgie: Janine Ortiz
Besetzung: Dolly Hamma: Annina Hunziker - Beulah Binnings: Michaela Steiger - Carol Cutrere: Lou Strenger - Val Xavier: Sebastian Tessenow - Vee Talbott: Friederike Wagner - Lady Torrance: Sonja Beißwenger - Jabe Torrance: Thomas Wittmann - Sheriff Talbott: Andreas Grothgar - David Cutrere: Florian Lange - Erster Mann: Samuel Franco
 
Farblos, vorhersehbar und nicht wirklich berührend blieb die Inszenierung von Tennessee Williams Stück „Orpeus steigt herab“, die Ende der vergangenen Woche im Schauspielhaus Düsseldorf Premiere hatte. Rund 140 Minuten im Großen Haus blieb Sonja Beißwenger als Lady Torrance die Darstellerin, die noch am überzeugendsten ankämpfte gegen die Hölle in der rassistischen Kleinstadt im Süden der USA. Alle übrigen, inklusive Val Xavier (Sebstian Tessenow), ein angeblich wilder, unangepaßter Außenseiter, scheinen schon von Beginn des Stücks an jede Kraft, jede Hoffnung verloren zu haben, gegen die Zu- und Umstände in ihrer Umgebung etwas ausrichten zu können.

Die zehn Spieler auf der riesigen Bühne, die das Innere einer früheren Konditorei darstellen soll, wirken zwischen leeren Regalen, einer Glasvitrine für Kuchen und einer Musicbox verloren. Im Hintergrund des immer Ladenlokals, das Lady Torrance erst wieder aus dem Dornröschenschlaf erlösen will, erinnern grußgeschwärzte Wände an einen rassistischen Brandanschlag und Mord am Vater von Lady, der hier keinen Namen hat sondern nur „Der Ithaker“ genannt wird. Haupttäter war der inzwischen todkranke und despotische Ehemann von Lady, Jabe (Thomas Wittmann), der seine Frau drangsaliert.

Zwei blonde Frauen unterschiedlichen Alters sind in der Düsseldorfer Version nicht mehr und nicht weniger als die Tratschtanten des Ortes. Andreas Grothgar als selbstgerechter, boshafter und mörderischer Sheriff Talbott läßt an mache schlechtgemachten deutschen Westernfilme der 1960er Jahre denken. Er läßt prügeln und drohen und am Ende erschießt er Val mit - geschätzten fünf Schüssen aus seinem Revolver. Da liegt Lady schon tot auf dem Boden des Ladens, getötet von ihrem Ehemann. Und auch die quirlige Carol (sehr gut: Lou Strenger) überlebt das Massaker nur Sekunden. Das junge Mädchen, das es nicht schafft, die Stadt zu verlassen und das sich mit allen anlegt, paßt schon lange nicht mehr in diesen Ort der Boshaftigkeit und Mordlust, befinden ihre Mörder.


Michaela Steiger, Thomas Wittmann - Foto: Thomas Rabsch

Harter Tobak zum Auftrag der Spielzeit im Schauspielhaus am Gustav Gründgens Platz. Doch beklemmend und berührend ist das alles nicht, was da über die Bühne geht. Val bleibt viel zu melancholisch, und man fragt sich als Zuschauer, was um alles in der Welt diese taffe Lady, die in der Version in Düsseldorf unübersehbar die Hosen anhat, bloß an diesem Kerl findet. Und auch, daß die grelle und provokante Carol ihr Herz so schnell an den Mann mit der Klampfe und der Schlangenhaut-Jacke verliert, will einem nicht so recht einleuchten. Am Ende der Inszenierung liegen drei Menschen tot auf der Bühne. Die Mörder und die die, die dabeigestanden haben, ziehen zum Barbecue weiter. Ist ja schließlich nichts passiert.

Weitere Informationen:  www.dhaus.de