Nicht viel Überzeugendes

„Superintelligence“ von Ben Falcone

von Renate Wagner

Superintelligence
USA 2020

Regie: Ben Falcone
Mit: Melissa McCarthy, James Corden, Bobby Cannavale u.a.
 
Melissa McCarthy, Jahrgang 1970, ist eine Komikerin eigener Prägung, die sich nie scheut, ihre amerikanische Durchschnittlichkeit – das an sich nichtssagende Gesicht und die vielen Kilo, die auch dazu gehören, da ein guter Teil der dortigen Bevölkerung zu Übergewicht neigt – strahlend auszustellen. Samt Großmäuligkeit und überzogenem Selbstbewußtsein. So hat sie als Komikerin groben Zuschnitts eine Menge nichtssagender Komödien abgeliefert und, wenn man sich recht erinnert, nur einmal gezeigt, daß auch als Schauspielerin etwas in ihr steckt (als sie in „Can You Ever Forgive Me?“ eine vielschichtige Betrügerin spielte und dafür sogar eine „Oscar“-Nominierung einheimste).
So anspruchsvoll ist „Superintelligence“, gedreht unter der Regie ihres Gatten Ben Falcone, bei weitem nicht. Obwohl auch wieder etwas von der McCarthy’schen Selbstironie dahinter steckt, wenn in dem Film ausgesprochen „a medium example of humanity“ gesucht wird, also der Durchschnittsmensch schlechthin, den sie durch ihre Persönlichkeit verkörpert. Sie und noch ein paar Hundert Millionen. Kein Wunder, daß am Ende genau diese Menschen als die echten, wahren und guten gefeiert werden.
 
Die Handlung ist ein bißchen Märchen (oder Sci-Fi?) und ein bißchen Alltag: Melissa McCarthy spielt mit voller Überzeugungskraft Carol Vivian Peters, wohnhaft als Single in Seattle, die einmal einen gut bezahlten Job hatte, sich dann aber als naiver Gutmensch betätigen wollte. Was ins Geld geht, aber ein echter Job ist nun nicht mehr so leicht zu finden.
Dafür kommt plötzlich eine Stimme aus ihrem Fernseher (und später von überall her), die sie direkt anspricht. Sie glaubt, sie spinnt, glaubt an versteckte Kamera, wird logischerweise etwas nervös angesichts von so viel technischer Übernatürlichkeit – aber sie ist in einem Drehbuch, und die Stimme, die sich als allmächtige „Superintelligence“ (von irgendwoher…) vorstellt, bietet ihr eine Milliarde Dollar für gute Zwecke, wenn sie sich als Versuchsobjekt hergibt – für die elementare Frage, ob die Menschheit es wert sei, gerettet zu werden, oder ob sie zu vernichten sei.
Diese Stimme gehört dem in den USA offenbar bekannten James Corden, der am Ende auch wie ein Komiker (der er wohl ist) von den Bildschirmen herabsieht und dafür sorgt, daß der Film das dümmste Ende nimmt, das man sich nur vorstellen könnte.
Nun passiert auch nicht viel, als daß Carol mit Geld überschüttet wird, einem Penthouse, Designer Mode und allem, was man sich angeblich wünscht. Ihre Rückkehr zu ihrem lockeren Ex-Freund (Bobby Cannavale), der ohne weiteres für eine schnulzige Romanze zur Verfügung steht, ist dramaturgisch nötig, damit Carol, deren Verhalten studiert wird, menschlich bestehen kann.
Allerdings passiert da nicht viel Überzeugendes (Abendessen in einem spanischen Restaurant mit Folklore putzt das Geschehen nicht wirklich auf), auch nicht, wenn die Geschichte eine Krimi-Wendung nimmt. Da holt man sogar die amerikanische Präsidentin (!) ins Boot, schließlich geht es ums Überleben der Menschheit und Carol ist der James Bond. Der weibliche, sanfte, durchschnittliche, menschliche.
 
Weltuntergang abgesagt, das war’s. Nicht, daß der Film die US-Kritik entzückt hätte, von einem „lifeless, laugh-free slab of nothing“ konnte man lesen, und die Einnahmen an der Kinokasse waren bescheiden. Obwohl Melissa McCarthy sich doch bemüht, ausnahmsweise nicht so penetrant zu sein wie üblich, sondern ein bißchen liebenswert.
 
 
Renate Wagner