Leben und Werk von über 50 Künstlerinnen

Flavia Frigeri – „Frauen in der Kunst“

von Kultur Online

Frauen in der Kunst
 
Als Modelle und Motive waren Frauen in der Kunst immer schon beliebt, als Kunstschaffende werden sie hingegen auch heute noch vielfach unterschätzt. Zwar müssen Frauen in der Kunst heutzutage nicht mehr anonym bleiben oder männliche Künstlernamen annehmen, doch noch 1989 gingen die Guerilla Girls in New York auf die Straße und fragten, ob Frauen in Museen immer nur nackt sein müßten: „Do women have to be naked to get into the Met. Museum?“ Diese provokante Frage wurde von diesem femininen Kollektiv später dann auch in Form eines Siebdruckes herausgegeben.
 
In vorliegendem Buch untersucht die Kunsthistorikerin und Kuratorin Flavia Frigeri das Leben und Werk von über 50 herausragenden Künstlerinnen in den unterschiedlichen Kunstbereichen, vom 16. Jahrhundert bis heute. Dazu gehören Persönlichkeiten wie Artemisia Gentileschi, Georgia O’Keeffe, Louise Bourgeois und viele andere.
Die Autorin startet dabei mit Lavinia Fontana (1552-1614) und beschließt ihr Buch mit der Frauengruppe Guerilla Girls, welche 1985 gegründet wurde. Jeder Künstlerin sind zwei bis vier Seiten gewidmet, auf denen die wichtigsten biografischen Eckdaten, ein oder zwei ganzseitige Bilder mit Zusatzinformationen, ein ausführlicher Text über Leben und Schaffen sowie Infokästen mit wichtigen Werken und Ereignissen zur betreffenden Künstlerin zu finden sind.
Wobei anfangs nur Malerinnen aufscheinen (keine Bildhauerinnen), ab etwa dem 20. Jahrhundert jedoch beweisen die Frauen dann auch in Sachen Fotografie, Bildhauerei, Aktions- und Körperkunst ihre Präsenz und Stärke.
Prinzipiell ist die Balance zwischen bekannten Namen und solchen Künstlerinnen, welche die Kunstgeschichte tatsächlich lange ausgeklammert hat, gut. Zudem erzählt Frigeri in ihren Texten fokussiert und pointiert vom Leben und den bemerkenswerten Karrieren dieser Frauen.
 
Schade ist vielleicht, dass unter den „Zeitgenössischen Perspektiven“ keine einzige Künstlerin aus dem deutschsprachigen Raum zu finden ist. Eine Rosemarie Trockel, eine Pipilotti Rist oder eine Valie Export sucht man vergeblich. Aber immerhin sind wenigstens in den früheren Epochen mit Angelika Kauffmann, Paula Modersohn-Becker, Gabriele Münter, Hannah Höch sowie Eva Hesse fünf Vertreterinnen aus dem DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) aufgeführt. Wobei die falsche respektive amerikanisierte Schreibweise von Kauffmann im Inhaltsverzeichnis ins Auge sticht, ist doch hier „Angelica Kauffman“ zu lesen.
Zu erwähnen ist noch, daß das Werk noch durch eine interessante Chronologie bedeutender Leistungen von Frauen, ebenso Literaturempfehlungen, einem Glossar und einem Künstlerindex aufgewertet wird.
Die Verfasserin des Werkes, Flavia Frigeri, ist beruflich als Kunsthistorikerin und Kuratorin tätig. Sie unterrichtet derzeit im Fachbereich für Kunstgeschichte am University College London. Zuvor war sie als Kuratorin bei Tate Modern, wo sie an Ausstellungen arbeitete und für Zukäufe sowie Dauerausstellungen zuständig war. Sie ist außerdem die Autorin von Pop Art in der Reihe Art Essentials.
 
Flavia Frigeri – Frauen in der Kunst“
Reihe Art Essentials.
© 2021 Midas Collection, 176 Seiten,  , ISBN 978-3-03876-149-5
14.90 e Euro / 22,- sFr
 
Weitere Informationen: www.midas.ch