What Is There To Say? (Was soll man dazu sagen?)

Jack Lemmon – „A Twist of Lemmon“

von Frank Becker

What Is There To Say?
(Was soll man dazu sagen?)
 
Jack Lemmon versucht sich als Crooner
 
Von der Leinwand oder dem Bildschirm kennen sicher alle deutschen Filmfreunde Jack Lemmon (1925-2001) als Charakterdarsteller, anfangs vor allem im heiteren Fach. Und sie kennen ihn wohl auch überwiegend mit seiner deutschen Synchronstimme, die Georg Thomalla (1915-1999) ihm gegeben hat. Die wenigsten jedoch werden wissen, daß Jack Lemmon aber auch ein äußerst begabter Pianist war und sich sogar als Crooner versucht hat. Waxtime Records hat ein Dokument dazu „ausgegraben“, die Langspielplatte „A Twist of Lemmon“ aus dem Jahr 1958 (Epic), auf der sich der Schauspieler mit 12 Titeln, teils vokal, teils instrumental dem Musik-Publikum vorgestellt hat. Daß man ihn in dieser Rolle später nicht mehr erlebte, mal abgesehen von seiner LP „Sings And Plays Music From `Some Like It Hot´“, lag wohl nicht nur daran, daß er als gefragter Schauspieler kaum noch Zeit dafür hatte.
 
Mit einem ordentlichen Rumms des Orchesters unter Marion Evans eröffnet das Album auf der A-Seite mit „The Kiss That Rocked The World“ – und läßt den Sänger dagegen etwas mager aussehen. Schon annehmbarer ist das folgende zärtliche „What Is There To Say?“, in dem Lemmon in der Nähe des Genres Chanson Timbre und Charakter zeigt. Seine einzige eigene Komposition auf der Platte ist das rein instrumentale „With All My Love“, das ihn als veritablen Pianisten vor großem Streicherapparat präsentiert. Da kommt er entschieden besser weg als wieder als Sänger im folgenden recht dünnen „Bidin´ the Time“. Im flotten Stride und mit episch eleganten Läufen hat wieder der Pianist „On the Sunny Side of the Street“ Oberwasser. Da zeigt sich, wie in „Imagination“, das eigentliche Talent.
Der Arrangeur, Filmkomponist und hier auch Dirigent Marion Evans (*1926) hat für Jack Lemmon den „Lemmon Flavored Blues“ geschrieben, mit dem die B-Seite instrumental und mit Lemmon am Klavier wunderbar beginnt. Wer „Georgia On My Mind“ liebt (und wer liebt diesen Titel nicht?) wird die 1959 aufgenommene Bonus-Nummer mit Jack Lemmon als Sänger (mit Background Chor) nicht lieben. Schade. Schade auch um die übrigen Bonus-Titel, bei denen sich Jack Lemmon sanglich – es ist eher ein kultivierter Sprechgesang -  nicht bewährt.
 
Nun liegt das vollständige 1958er Album „A Twist of Lemmon“ in einer neuen 180 g Vinyl-Pressung wieder vor, und als Bonus wurden sechs Titel mit der selben Besetzung angefügt, die 1959 aufgenommen wurden. Ein Jammer übrigens, daß man nicht erfährt, wer im Orchester die schönen Solo-Stimmen von Flöte, Klarinette, Harfe etc. spielt. Es ergibt sich in der Quintessenz die Frage (A-Seite, Nr. 2) „What Is There To Say?“. Auch wenn man Jack Lemmon nicht unbedingt den Rang eines großen Crooners zuweisen kann, interessant ist dieses kleine Kapitel seiner Karriere doch.
 
Jack Lemmon – „A Twist of Lemmon“
© 2021 Waxtime Records (LP)
Jack Lemmon (p, voc) – Marion Evans (arr, cond)
 
Titel:
A-Seite: 1. The Kiss That Rocked The World - 2. What Is There To Say? - 3. With All My Love - 4. Bidin` My Time - 5. On The Sunny Side Of The Street - 6.  I Wished On The Moon - 7. You`d Be So Nice To Come Home To - 8. Imagination - 9. There`s No Such Thing (As The Next Best Thing To Love) -
B-Seite: 10. Lemmon Flavored Blues - 11. Fine And Dandy - 12. Let`s Fall In Love -
13. Georgia On My Mind (Bonus Track 1959) - 14. I`m Thru With Love (Bonus Track 1959) - 15. Button Up Your Overcoat (Bonus Track 1959) - 16. Sweet Sue, Just You (Bonus Track 1959) - 17. Come In Out Of The Rain (Bonus Track 1959) - 18. I Wanna Be Loved By You (Bonus Track 1959)   
 
Weitere Informationen:  www.in-akustik.com