Was, Sie kennen Hauptkommissar Müller nicht?

Herbert Friedrich Witzel – „Geschichten ohne Mord und Totschlag“

von Frank Becker

Was, Sie kennen
Hauptkommissar Müller nicht?
 
Kriminal(er)-Geschichten aus Berlin
 
Wie, Sie kennen Hauptkommissar Bernd Müller, knapp 43, die Perle der Kriminaler in Berlin-Kreuzberg noch nicht? Zum Glück gibt es Herbert Friedrich Witzel, der ihn erfunden hat und den Wegen des sanftmütigen Ermittlers und seines Assistenten, des nicht auf den Mund gefallenen Anwärters Hans-Joachim Krahlmann folgt, womit er dann die geneigte Leserschaft auf deren Spur setzt. Dafür schulden wir dem Autor Dank, denn er beschert uns mit den 32 kleinen Episoden ganz wunderbare, heitere Unterhaltung, Geschichten aus dem Polizeimilieu, in denen mal nicht geschossen (naja, vielleicht mal aus Versehen…) nicht gemordet und geprügelt wird.
Dafür lernen wir Müllers patente Ehegattin, phantasievolle Küchenfee und Pythia mit Kastanienaugen kennen, mit der ihn nach über 20 Jahren erfolgreicher Ehe weit mehr als nur der 7-Uhr-Kuß und der 18-Uhr-Kuß verbindet. Sie ist das sanft regelnde Element in „Müllerchens“ Leben. Wo das nicht reicht, bietet Müllers freundliche kleine Therapiegruppe noch dies und das Ventil für Alltagssorgen an.
 
Wenn KHK Müller und sein Chlorodont-lächelnder Assi Krahlmann, übrigens aus Marzahn und Union-Anhänger (dazu muß man ausführen, daß in Berlin der Union-Anhänger das ist, was in Hamburg der St.-Pauli-Fan und in München der 1860er ist), mit Müllers altem blauweißen BMW auf Ermittlungstour gehen, bleibt es gewaltfrei ist aber stets humorig hintersinnig und zwischen Chef und Anwärter auf Augenhöhe. Da haben Alltagsfragen und kleine Ost-West-Spitzen Vorrang vor dem Verbrechen. Was erfreulich ist. Die Augenhöhe betrifft auch den Umgang der beiden mit Kriminalrat Schurwandt, einem umgänglichen Abschnittsleiter, wie ihn sich jeder wünscht. Haben wir noch jemanden vergessen? Na klar, neben vielen originellen Nebenfiguren wie die arbeitslose Serviererin Vera oder Zahnarzthelferin Frl. Schnucklich gibt es Müllers alten Schulfreund Didi Daffkus, der jetzt allerdings auf der anderen Seite des Gesetzes agiert, aber nicht unsympathisch ist und immer mal wieder auftaucht.
 
Auf dem Buchdeckel ist ein knapper Dialog zu lesen: „Den Namen Müller werden Sie in Berlin noch öfter lesen, nämlich.“ – „Ja, Bernd.“ Das wollen wir hoffen. Und daß dann endlich Kleiderbügel für den Haken an der Seitenwand des Aktenschranks angeschafft worden sind. Von den Musenblättern sehr empfohlen.
 
Herbert Friedrich Witzel – „Geschichten ohne Mord und Totschlag“
Das Hauptkommissar-Müller-Buch
© 2021 worttransport.de, 133 Seiten, Broschur, 22 farbige Abbildungen – ISBN: 978-3-944324-58-6
12,80 €
Weitere Informationen: www.worttransport.de