Emotionen, Brillanz - Virtuosität auf zwei Gitarren

Duo GolzDanilov - in2ition

von Johannes Vesper

Cover: Karl-Heinz Krauskopf
Emotionen, Brillanz
 Virtuosität auf zwei Gitarren
 
Die zweite CD von GolzDanilov
 
Auf den Lorbeeren der der 1. CD 2017 „vir2os“ haben sich die beiden klassischen Gitarristen nicht ausgeruht. Sie erhielten wie übrigens zuvor Pina Bausch und Frank Peter Zimmermann den Kulturförderpreis des Landes NRW und zwar als jüngste in der Geschichte des Preises, 2019 dann den Kunst- und Kulturpreis der Enno und Christa Springmann Stiftung. Sie konzertieren inzwischen auch mit Orchestern wie dem Vogtland Sinfonieorchester, den Duisburger Philharmonikern (Leitung DavId Marlow), wurden nach Ecuador für ein Konzert mit dem Orquesta Filarmónica Municipal de Guayaquil (Ecuador) eingeladen Sie spielen Konzerte nicht nur in Deutschland, in den Niederlanden Belgien, Frankreich Schweiz und Österreich und sind auch schon in China aufgetreten. Beide haben sie an der Hochschule für Musik und Tanz am Sedansberg studiert, die ja für Gitarre unter den Professoren Eickholt und Reichenbach international einen großen Ruf genießt. Für einen Wettbewerb haben sie sich 2013 erstmalig im Duo zusammengefunden und als Stipendiaten der Yehudi Menuhin Stiftung – Live Music Now über 3 Jahre für Menschen gespielt, denen es infolge ihrer Lebensumstände unmöglich ist ein reguläres Konzert zu besuchen. Musik ist eben auch Therapie!
 
Auf der neuen CD stellt das Duo europäische Gitarrenmusik der Südamerikas gegenüber und beginnt mit Georg Friedrich Händels (1685-1759) Suite Nr. 5 (bearb. Von A. Golz), ursprünglich für Cembalo komponiert. Wie die berühmte Air des 4. Satzes zu ihrem Namen „Der harmonische Grobschmied“ kam, ist nicht klar. Hatte Händel bei Starkregen Schutz in einer Schmiede gesucht und, sang der Schmied diese schöne Melodie? Hammerschläge auf den Amboß als Anregung erscheinen bei dieser anmutigen, zum Träumen anregenden Musik weniger wahrscheinlich. Das folgende Attacca-Feuerwerk der Gitarren („Jongo“) des Komponisten Paulo Bellinati (* 1950) spiegelt mit Schlägen auf die Gitarren Temperament und Rhythmus der afrikanisch-brasilianischen Samba wieder. Edvard Griegs (1843-1907) „An die Wiege“ (Bådnlåt), lyrisch besinnlich, stammt aus seiner Sammlung „Lyrische Stücke“. Er liebte bekanntlich die kleine Form und „nichts so umfassend wie die Natur“, deren anmutige Idylle auch mit Flageolett nachgespürt wird. Bela Bartok (1881-1945), der Sammler ungarischer Volksmusik, hat in seinem „Mikrokosmos“ 153 klavieristische Miniaturen für Unterricht und Konzert geschaffen, von denen das Duo fünf für eigene Zwecke bearbeitet hat. Von „Staccato“ bis zum „Bulgarischen Rhythmus“ bieten die beiden Gitarren unterschiedlichste kurze Einblicke in gitarristisch verfremdete Bartoksche Klangwelt. Bei „Garoto Medley/Extratos“ des brasilianischen Gitarristen Anibal Augusto Sardinha (Garoto) (1915-1955) handelt es sich um die Collage dreier brasilianischer volkstümlicher Lieder, die von Sergio Assad für das Duo umgeschrieben wurden. Brasilianische Synkopen, schräge Dissonanzen beleben wie bei der Samba so üblich, die Fußspitzen des Hörers. Die Trio-Sonate Johann Sebastian Bachs (1685-1750) BWV 2017 wurde von ihm selbst sowohl für zwei Querflöten und Basso continuo als auch für Gambe und B.c. bearbeitet. Über die Bearbeitung für zwei Gitarren hätte er sich sicher gefreut. Der beschwingte Satz verfehlt mit komplexem Tanzrhythmus und Kontrapunkt, voll von musikalischen Einfällen, brillant gespielt, seine Wirkung nicht. Von Mauricio Carrílho (*1957) stammt die Komposition „Saudosa“ (bearb. von Paulo Aragão) aus der Suite „Cenas Cariocas“. Der brasilianische Komponist transkribiert und komponiert Jahr für Jahr mehrere hundert Werke für Gitarre. Ursprünglich für Klavier, Gitarre, Querflöte und Klarinette, führt in dieser Bearbeitung das zunächst elegische Thema zu einem Walzer in atypischem 5/4 Takt. Zuletzt beschließen die „Grandi Variazionie Conceranti“ des Gitarrengroßmeisters und Cellisten Mauro Giuliani (1781-1829) die Sammlung intimer, kammermusikalischer Kostbarkeiten. Giuilani hatte in Beethoven-Konzerten als Cellist mit musiziert und ihn auch zu sich nach Hause eingeladen. Diese elegante, flotte Unterhaltungsmusik der damaligen Wiener Gesellschaft gehört zu den wenigen Originalwerken für Gitarrenduo. Kristallklar, blitzsauber in Ton und Zusammenspiel, stets mit ausdrucksvoller Empfindung und frappierender Virtuosität bietet das Duo GolzDanilov exzellentes Hörvergnügen. Diese neue CD wurde am 25.04.2021 beim kleinen aber feinen Gitarrenfestivall Weisenheim am Berg in der dortigen ehemaligen Synagoge vorgestellt. Im Beiheft mit schönen Fotos stellen die Instrumentalisten sich und das Programm vor.


GolzDanilov - Foto © Sophia Hegewald

Duo GolzDanilov - in2ition 
Sören Golz (g) - Ivan Danilov (g)
© 2021 Sören Golz & Ivan Danilov
Stücke:
Georg Friedrich Händel Suite No. 5 HWV 430 (1685-1759)(arr. Sören Alexander Golz): 1. Präludium - 2. Allemande - 3. Courante - 4. Air“ Der harmonische Grobschmied“ mit 5 Variationen
Paulo Bellinati (*1950) - 5. Jongo
Edvard Grieg (1843.1907) arr. Sören Alexander Golz – 6. An der Wiege (Bådnlåt)
Bela Bartok (1881-1945) Mikrokosmos (arr. Duo Golz/Danilov): 7. Staccato - 8.Jugoslawien – 9. Melodie mit Begleitung – 10. Orientalisch - 11. Bulgarischer Rhythmus No. 6
Sérgio Assad (*1952): 12. Garoto Medley/Extratos
Johann Sebastian Bach (1685-1750): 13. Trio F-Dur BWV 1027a (arr. Sören Alexander Golz)
Maurício Carrílho (*1957): Saudosa (arr. Paulo Aragão)
Mauro Giuliani (1781-1829): 15 Grandi Variazioni)op.35)
Gesamtzeit: 56:13
 
Die CD ist unter mail@golzdanilov.de  zu erhalten.