„Davon glaube ich kein Wort!“

Ernst Mach in der Anekdote

von Ernst Peter Fischer

Ernst Peter Fischer
„Davon glaube ich kein Wort!“
 
Ernst Mach in der Anekdote

Von Ernst Peter Fischer

Antimetaphysik
 
Ein Wort zu Ernst Mach, der an der Universität Wien eine Professur für „Philosophie, insbesondere Geschichte und Theorie der induktiven Wissenschaften“ innehatte und ein Freund von Paulis Vater war, der mit Vornamen Wolfgang Josef hieß und dessen jüdische Wurzeln bis Prag zurück reichen, wo er geboren wurde, bevor er mit seiner Frau nach Wien zog. Hier sollte sein Sohn, der kleine Wolfi, katholisch getauft werden, und Mach erklärte sich auf Bitten von Paulis Vater bereit, die Rolle des Taufpaten zu übernehmen. Allerdings dachte Mach weniger katholisch und mehr „antimetaphysisch“, wie Pauli später in einem Brief an den Psychologen C.G. Jung geschrieben hat, und zwar deshalb, weil Mach die Metaphysik als Ursache alles Bösen auf Erde meinte ausgemacht zu haben und in ihr den Teufel (Zweifel) selbst am Werk sah. Da Mach neben dem katholischen Geistlichen bei der Taufe die viel stärkere Persönlichkeit darstellte, meinte Pauli immer, nicht von christlicher, sondern „von antimetaphysischer Herkunft“ zu sein, wobei ihm imponierte, wie unerschrocken Mach es bereits vor dem wissenschaftlichen Erscheinen Einsteins und seiner Relativität wagte, die Idee des absoluten Raums zu kritisieren, die Isaac Newton verkündet hatte.
       Als Pauli dem Psychologen C.G. Jung mehr von diesen Problemen schreiben wollte, fiel dem Physiker auf, wie gering dessen Verständnis für physikalische Fragen leider war, die der große Analytiker niemals wirklich an sich herankommen ließ. Um aber trotzdem Machs eigentümliche Qualitäten und Ansichten seinem Briefpartner gegenüber preisen zu können, führte Pauli in seinem Schreiben noch folgende Anekdote in der Hoffnung an, sie bereite C.G. Jung „besonderes Vergnügen“:
       „Mach, gar nicht prüde und sehr interessiert an allen geistigen Richtungen seiner Zeit, gab einmal auch über die Psychoanalyse Freuds und seiner Schule ein Urteil ab. Er sagte, `Diese Leute wollen die Vagina als Fernrohr benutzen, um die Welt durch sie zu betrachten. Das ist aber nicht ihre natürliche Funktion, dazu ist sie zu eng´. Dies wurde eine Zeit lang ein geflügeltes Wort an der Wiener Universität“, wie Pauli erzählt, um zu ergänzen: „Es ist sehr charakteristisch für Machs instrumentelles Denken. Die Psychoanalyse weckt in ihm sogleich das lebhaft konkrete Bild des unrichtig angewandten Instruments, nämlich jenes weiblichen Organs vor dem Auge, wo es nicht hingehört.“
 
 
© Ernst Peter Fischer