Spuken In einer krummen Straße,
in einem krummen Haus,
da gehen krumme Typen
am Abend ein und aus:
Der eine ist ein Spieler, der zweite ist ein Dieb, der dritte Drogen-Dealer,
den vierten treibt ein Trieb.
Sie kaufen und verkaufen das Rauschgift überall.
Sie raufen sich und saufen
und machen viel Krawall.
In einer krummen Straße, in einem krummen Haus,
da gehen alle Lampen
des Nachts um zwölf Uhr aus.
Dann singt wer laut und heiser, und knirschend naht ein Schritt.
Dann ruft wer nach dem Kaiser,
und tritt ein Fuß den Splitt.
Ganoven wie die Schatten, sie machen eilig Platz.
Verschwunden auch die Ratten,
denn nun kommt Ringelnatz
In einer krummen Straße, vor einem krummen Haus,
sitzt Ringelnatz und lächelt
und packt die Taschen aus:
Den Priem und die Pastillen, die Mundharmonika,
und um den Durst zu stillen,
ein Fläschchen Malaga.
Und, siehe da, schon schleichen hinzu ein Mann mit Hund,
zwei schöne Wasserleichen,
dann Sternheim und Klabund,
ein totes Girl mit Rose, ein Kind, das schläft und träumt,
ein Dichter in Psychose,
den Rock mit Pelz gesäumt.
Und Ringelnatz singt Lieder,
bläst Mundharmonika.
Da läßt sich klappernd nieder
ein Storch aus Afrika.
Mit ihm kommt Käptn Kuttel, den Kopf geschmückt mit Farn.
Der trinkt aus seiner Buttel,
spinnt dickstes Seemannsgarn.
Von Seefahrt wird berichtet, Kap Hoorn und Scapa Flow,
und Ringelnatz bedichtet James Bond,
den starken Beau.
Schlägt »Eins« es von Sankt Peter, dann packt er wieder ein,
und wie ein Schläfer geht er
mit einem Knickebein.
Ein schrilles Trillerpfeifen. Das ist die Polizei.
Will man den Spuk noch greifen?
Der ist schon längst vorbei.
In einer krummen Straße, da steht ein krummes Haus,
krumm über alle Maße
und schweigt und schweigt sich aus.
Joachim Klinger Das Gedicht und die Illustration wurden mit freundlicher Genehmigung des Grupello Verlages dem Band "Morgensterns Kater, Ringelnatzens Pinguin" von Joachim Klinger entnommen. Weitere Informationen unter: www.grupello.de |